Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Zwischen Herz und Verstand

Frage: Zwischen Herz und Verstand

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Hallo! In meinem Kopf herrscht gerade ein wildes Durcheinander. Ich muss ein bisschen ausholen bevor ich zu meiner Frage kommen kann. Mein Sohn (23 Wochen alt) hat von Anfang an gut an der Brust getrunken, gut zugenommen. Mit 8 Wochen musste er, nachdem wir wochenlang auf der Suche nach einer Erklärung für seine Atemnot waren, operiert werden. Sein re. Nasenloch war zugewachsen, wurde in einer OP geöffnet. Wir waren eine Woche im KH. Ich konnte ihn zwar weiterstillen, jedoch ging meine Milch auf Grund der psychischen Belastung und des enormen Schlafmangels zurück. Ihm wurde eine Sonde gelegt. Für mich ein heftiger Schmerz. Paralell wurde versucht ihm die Flasche anzubieten, die er jedoch verweigerte. Nach zwei Tagen haben wir das KH auf eigene Verantwortung verlassen. Ich hab mir eine Waage ausgeliehen, ihn oft angelegt und viel mit ihm gekuschelt. Die Milch war wieder ausreichend. Allerdings waren die vielen Wochen nach der OP gekennzeichnet von nächtlichen Unterbrechungen durch Absaugen, Nasenspülungen.... Mittlerweile ist viel Zeit vergangen. Mein Sohn trinkt nach wie vor sehr gut, nimmt zu, hat sich trotz der frühen OP sehr gut entwickelt. Die Nächte sind jedoch sehr, sehr anstrengend für mich. Er wacht im Schnitt alle Stunden auf. Zu Beginn dachte ich er habe Koliken. Diesbezüglich haben wir viel probiert (Bigaia, Kümmelzäpfchen, Homöopathie, Ostheopatie...). Ohne Erfolg. Meine Kiä riet mir eine Woche auf Milchprodukte zu verzichten um eine Unverträglichkeit auszuschliessen. Ohne Erfolg. Seit letzter Woche bekommt er nun ein Medikament gegen sauren Reflux (Antra Mups). Ohne Erfolg. Sein Stuhlgang riecht sehr sauer. Er hat viel Luft im Bauch. Kann nur durch abhalten entleeren. Nun zu meiner konkreten Frage: Mein Sohn verweigert den Schnuller vehement. Ich stille ihn jedesmal wieder damit er einschläft. Das dauert teilweise nur ein paar Minuten. Er beruhigt sich sofort an meiner Brust. Liegt nahe bei mir. Aber nach einer Stunde wacht er wieder auf. Ist unruhig. Wenn ich ihn nicht beruhigen würde, würde er sich durchstrecken, laut schreien. Hinzu kommt, das meine zweijährige Tochter unter unserem Zimmer schläft. Sie wird wach wenn sie ihn hört. Ich bin hin und hergerissen zwischen Verstand und Herz. In meinem Umkreis gibt es auch die Meinung das er zu viel, zu schnell gestillt wird. Es hat sich "eingespielt" und das weiss er. Ich weiß nicht mehr was ich denken soll. Mir ist natürlich völlig klar das dass häufige Stillen die Bauchschmerzen verstärkt (hervorruft?). Ich bitte um Ihre Einschätzung der Situation. Kann man zuviel Stillen? Kann der saure Stuhl davon kommen? Was kann ich tun um ihn zu längeren Schlafepisoden zu verhelfen? Ich bin sehr dankbar über eine ehrliche Meinung! Liebe Grüsse, Thalea


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Liebe Thalea, oh, wie gut ich das Durcheinander in deinem Kopf kenne!!! Und ich bewundere dich, dass du eure Situation so gut gewuppt hast! Es ist absolut nachvollziehbar, dass du unter der enormen Belastung auch leidest. Wer dir die "Schuld" dafür geben will, und noch dazu meint, es läge am Stillen, der ist unfair und liegt komplett daneben. Es ist gut und richtig, dass du deinen kleinen Mann nach Bedarf stillst. Und ja, die Nächte können die Hölle sein, wenn es dafür keinen Ausgleich tagsüber gibt. Also gilt es, den zu schaffen. Hast du jemanden, der dich entlasten könnte. Morgens und nachmittags je eine Stunde deine "Große" übernimmt, so dass du dich zum Schlafen legen kannst? Sprich auch mal mit deinem Hausarzt. Wenn du gesetzlich versichert bist, kann er dir eine Haushaltshilfe auf Rezept verschreiben (du musst erklären, dass weder Mann noch Oma den ganzen - oder halben - Tag frei nehmen können um dir zuhause zur Seite zu stehen, das lässt sich meist schaffen!). Solch eine Hilfe kannst du nach Absprache auch nur stundenweise, dafür aber über längere Zeit hinweg, einsetzen, und allein schon die Tatsache, dass du nicht waschen, putzen, bügeln, kochen musst ist eine riesige Erleichterung. Diese ersten Monate SIND furchtbar anstrengend, und überhaupt ist Muttersein der schwerste Job der Welt. Wenn du Englisch kannst, kann dir dieses Video vielleicht ein wenig Freude machen. https://www.youtube.com/watch?v=HB3xM93rXbY Und überhaupt: Schließ dich Menschen an, die dich verstehen, nicht solchen, die dich runter ziehen. Du findest solche oft auch in Stillgruppen der LLL, schau doch mal unter www.lalecheliga.de, ob es eine in eurer Nähe gibt. Lieben Gruß, Kristina


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