Frage: zu wenig Muttermilch

Hallo, meine Tochter (ist das zweite Kind) ist 3 Wochen alt und hat jetzt seit ca. 1 Woche ständig hunger und will pausenlos an die Brust - schläft dabei aber auch immer ein. Demnach kam sie dann alle 1,5 - 2 Stunden. Meine Hebamme meinte es liegt an den Blähungen die sie hat. Das sie aus Frust und weil´s Babys nicht besser wissen ständig trinken will. Jetzt ist meine Hebamme im Urlaub und ich brauch dringend einen Rat. Ich habe vor 2 Tagen die Milch von beiden Brüsten abgepumpt und es waren nur 60 ml. Ich habe meiner Tochter jetzt angefangen Fläschchen zusätzlich zu füttern... und tatsächlich, sie hat wahrscheinlich nicht wegen Blähungen geschrien sondern vor hunger. Denn seitdem sie zusätzlich die Flasche bekommt ist sie viel ruhiger. Nun endlich meine Frage ;-) Soll ich jetzt weiter stillen und ihr danach immer ein Fläschchen anbieten oder die Milch abpumpen um den Milchfluß wieder mehr anzuregen? Stilltee trinke ich schon Literweise und es hilft nicht. Oder hat es evtl. alles keinen Sinn und ich sollte abstillen? Wenn ja, wie stillt man am besten ab? Bei meiner ersten Tochter hatte ich auch zu wenig Milch und musste nicht abstillen, ich hatte eines Tages einfach keine Milch mehr. Puhh! Sorry für diesen Roman! Ich hoffe meine Schilderung ist nicht zu verworren. Vielen Dank schon mal!!! Liebe Grüße! Mama Ulli

Mitglied inaktiv - 21.08.2007, 16:13



Antwort auf: zu wenig Muttermilch

Liebe Mama Ulli, wie viel Milch eine Frau abpumpen oder ausstreichen kann sagt NICHTS darüber aus, wie viel Milch sie tatsächlich bildet. Erstens gibt es ganz große Unterschiede in der Leistungsfähigkeit der Milchpumpen (und noch dazu arbeitet nicht jede Pumpe bei jeder Frau gleich wirkungsvoll). Zweitens ist das Abpumpen oder Ausstreichen eine Technik, die erlernt werden muss (die Frau muss auch lernen mit der Pumpe einen Milchspendereflex auslösen zu können) und drittens gibt es keine Pumpe, die so wirkungsvoll eine Brust entleeren kann wie ein Baby. Dazu kommt, dass der Milchspendereflex bei der Mutter um ein vielfaches besser durch ein Baby als durch eine Milchpumpe ausgelöst wird. Deine Tochter ist im klassischen Alter für einen Wachstumsschub. Wachstumsschübe sind Zeiten erhöhter Nachfrage, in denen das Baby sehr oft gestillt werden möchte. Wird das Baby dann auch häufig angelegt (etwa alle zwei Stunden, manchmal sogar noch häufiger), erhält der Körper der Frau das Signal "mehr Milch bilden" und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei und die Milchmenge hat sich dem Bedarf des Babys wieder angepasst. Stillen funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Du hast dann nicht zu wenig Milch, sondern der Bedarf deines Babys hat sich vergrößert und die Brust muss darauf erst reagieren. Je häufiger angelegt und die Brust effektiv entleert wird, um so mehr Milch wird gebildet. Wird in dieser Situation zugefüttert, so kann das zu einem ungewollt frühen Abstillen führen. Da Du ja bereits zusätzliche Nahrung gibst, sollte diese nur langsam wieder reduziert werden. Ich werde dir jetzt allgemeine Tipps geben, wie Du deine Milchmenge steigern kannst. Hab ein wenig Mut und Geduld und Du wirst sehen, dass auch ihr beide wieder zum vollen Stillen kommen könnt. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du deine Babys in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse des Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden. Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, die dich sicher bei deinem Problem im direkten Kontakt unterstützen wird. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 21.08.2007



Antwort auf: zu wenig Muttermilch

Hallo Biggi, ich danke dir wie verrückt für die sehr informative und ausführliche Antwort!!! Ich habe gleich mit dem Wechselstillen anzufangen, momentan ist Julia zufrieden. Ich wiege sie immer vor und nach dem Stillen und sie hat nur ca. 40 ml getrunken, aber mal schaun wie es sich weiter entwickelt. Die Stillberaterin würde ich auch sehr gerne zu Rate ziehen. Ich wohne in 72667 Schlaitdorf. Wird das auch über die Krankenkasse abgerechnet? Eigentlich habe ich auch eine Hebamme die mich betreut, sie ist aber leider die kommenden zwei Wochen im Urlaub. Vielen Dank weiterhin für deine Hilfe!!! Liebe Grüße!!! Ulli

Mitglied inaktiv - 22.08.2007, 11:09



Antwort auf: zu wenig Muttermilch

Liebe Ulli, bitte frage bei Frau Charlotte Spieth Hassel Tel.: 07127 9315080 nach. Sie kann dir genau sagen, wer die nächstgelegene LLL Stillberaterin für dich ist. LLL Stillberaterinnen arbeiten ehrenamtlich. La Leche Liga trägt sich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und dem Erlös aus dem Verkauf von Infomaterial. Dir fallen also keine Kosten an, doch wir freuen uns über eine Spende und bei einem Hausbesuch über eine Benzinkostenbeteiligung. LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 22.08.2007



Antwort auf: zu wenig Muttermilch

Hallo Biggi, vielen Dank für deine Hilfe!!! Ich bin schon überglücklich. Ich kann Julia inzwischen wieder voll stillen, bloß mit der Menge bin ich noch nicht zufrieden. Ich werde jetzt gleich mal telefonieren und mich nach einer Stillberaterin umhören. Vielen Dank für alles!!!!! Liebe Grüße!!! Ulli

Mitglied inaktiv - 23.08.2007, 12:03