Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Würgereiz beim Andocken

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Würgereiz beim Andocken

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Hallo Biggi, ich bin schon ganz verzweifelt. Beim Andocken bzw. bei Mund öffnen um anzudocken bekommt Rebecca (8 Wochen alt) immer öfter einen Würgereiz. Gestern hat das ganze angefangen. Es passiert aber immer nur, wenn sie eine Seite getrunken hat und ich sie an die andere Seite anlegen will. Heute mittag kam die ganze Milch von der ersten Brust wieder raus; mittlerweile verzieht sie schon furchtbar das Gesicht, wenn ich sie an die zweite Seite anlegen will. Hunger hat sie, sie versucht und will auch andocken, aber leider ohne Erfolg. :-((( Sie macht dann auch immer komische Kaubewegungen. Sie verschluckt sich derzeit gerne und muß dann immer furchtbar husten. Sie hört sich auch recht verschleimt an. Unsere Kinderärtzin konnte leider nichts feststellen. Sie meinte das verschleimte sei bei Stillkindern normal und käme von der Milch. Was kann ich tun damit sie wieder die zweite Seite trinken kann; dieses würgen macht mir große Sorgen! Dank für eine schnelle Antwort und viele herzliche Grüße, Eve


Biggi Welter

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? Liebe Eve, auch bei Stillkindern ist es nicht „normal", dass sie verschleimt sind und Muttermilch führt nicht dazu, dass Kinder verschleimt sind. Ich denke auch nicht, dass Ihr Baby verschleimt ist, sondern vielmehr, dass Sie einen recht starken Milchspendereflex haben, der dazu führt, dass Ihre Kleine mit dem plötzlichen Ansturm der Milch nicht zurecht kommt und sich deshalb verschluckt und würgt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (eine Windel zum Auffangen der Milch hinlegen und nicht vergessen den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg-auf-Stillen". Dazu wird das Baby so gehalten, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnt sich die Mutter dabei nach hinten, beim Wiegengriff wird das Baby von unten mit zwei Kissen im Schoß der Mutter gestützt und die Mutter lehnt sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: - die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößert werden, verschlimmert sich das Problem noch weiter. - nur eine Brust pro Mahlzeit anbieten. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn das Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass ihm mehrere Male diesselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden angeboten wird, bevor die Seite gewechselt wird. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollte gerade soviel Milch ausgestrichen werden, dass sich die Frau wieder wohl fühlt, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - verschiedene Stillpositionen versuchen(auch das oben beschriebene Berg-auf-Stillen) Eventuell kann das Baby auch schon an deiner Brust trinken während es auf dem Bauch der Mutter liegt. So könnte sie dann im Liegen stillen und das Baby anschließend auf ihrem Bauch einschlafen lassen.) - das Baby oft aufstoßen lassen. - den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller vermeiden. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Probieren Sie die oben genannten Tipps einmal aus, Sie haben gute Chancen, dass es dann besser wird. Ihre Tochter muss nicht immer an beiden Brüsten trinken. Es gibt keine Regel, dass ein Kind immer an beiden Brüsten trinken muss und so lange Ihre Tochter gut gedeiht, können Sie beruhigt ihr die Entscheidung überlassen, wann und wie oft sie an der Brust trinken will und ob sie an einer oder beiden Seiten trinkt. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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