Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wollte mich nochmal melden

Frage: Wollte mich nochmal melden

Olivia Sophie

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Liebe Biggi, ich wollte mich noch mal melden. Ich komme bei meiner Tochter mit dem Abstillen nicht weiter. Als ich Dir vor ein paar Wochen schrieb, wurde sie erstmal krank mit Influenza und ich hatte auf einmal ein voll gestilltes Kleinkind. Jetzt bin ich soweit, dass sie meistens tagsüber nicht mehr trinkt, dafür nachts in der Zeit zwischen acht und acht 3-4mal. Nachts ruft sie mindestens einmal "Milch", damit meint sie aber primär meine Brustwarze. Sie braucht das Trinken nicht zum Einschlafen; abends trinkt sie zwar zum Schlafengehen, löst sich aber selbständig, um sich hinzulegen und dann im Bett einzuschlafen. In der Hälfte der Fälle will sie dann aber mit der Hand Brustkontakt halten. In der Kita hat sie eine Maus, dort reicht sie als Ersatzobjekt; zu Hause benutzt sie sie fast gar nicht, da hat sie ja mich. Meine Brust betrachtet sie offenbar als besten Freund. Immer wenn sie müde, traurig, aufgeregt ist, will sie sie anfassen, auch nachts, wenn ich sie auf den Arm nehme oder wenn sie nicht mehr einschlafen kann. Geschlossene Kleidung, auch Rollkragen, ist da kein Hindernisgrund. Sie zwickt dann immer mit den Fingernägeln in meine Brustwarze, wie eine Katze beim Milchtreten. Wenn sie nachts aufwacht, ist das Problem, dass ich sie häufig erst nach langer Zeit, 30-90 Min., wieder ablegen kann. Sie schläft dann auf meinem Arm, hält aber die ganze Zeit mit der Hand Brustkontakt. Zum Trinken kommt es häufig erst in zweiter Linie, nämlich wenn sie lange genug genestelt hat und sich Milch löst und sie feststellt, dass sie die ja auch trinken könnte oder, wenn ich versuche sie abzulegen und scheitere. Dann ruft sie empört " Milch", meint global meine Brust und will dann auch trinken. Und wenn sie alle paar Stunden trinkt und keine Milch da ist, wechselt sie hektisch von der einen auf die andere Seite. Wenn sie das ein paar Mal gemacht hat, bleibt sie bei einer und saugt so lange, bis wieder Milch kommt. Das und das ständige Kneifen in meine Brustwarze belastet mich am meisten. Mein Mann hat sie in den anderthalb Jahren nur einmal ins Bett gebracht und ist nachts nie aufgestanden, sie lässt sich von ihm weder ins Bett bringen noch nachts beruhigen, fängt dann hysterisch an zu schreien und das sehr ausdauernd. Er will sich da nicht einbringen. Ich bin ratlos, wie ich die Rituale verändern soll. Was kann ich ihr alternativ als Einschlafritual anbieten? Und was mache ich nachts, wenn Sie Brustkontakt sucht? Den muss ich ihr doch sicher auch verbieten, anders wird es wohl nicht gehen? Einen Schnuller hat sie sowieso schon, der ist schon im Dauereinsatz.. Ein Problem für mich ist auch, dass sie ein Dickkopf ist und schon mal den Kopf auf den Boden schlägt, wenn ihr etwas nicht passt. Und sie schreit sehr ausdauernd. Ich habe den Eindruck, ich müsse Micheln ihr distanzieren, damit es klappt, Du scheinst immer, das Gegenteil Seidler Fall.Nur wie soll das gehen? Was würdest Du mir raten? Ganz liebe Grüße, Olivia


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Olivia, oh je, es ist so schlimm, wenn man gar nicht mehr weiß, auf wen man hören soll. Ich hoffe, wir können dir weiterhelfen, und möchte dir gleich vorweg empfehlen mal zu schauen, ob es nicht eine Stillgruppe in eurer Nähe gibt. Du glaubst gar nicht, wie viel Hilfe du dort finden kannst, Ermutigung und Tipps, die wirklich weiter helfen, weil sie sich im wahren Leben erprobt haben! Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Nun aber zu deinen Sorgen. Es gibt Kinder, die sind anstrengender als andere, ohne dass jemand genau sagen könnte, warum. Wir sprechen dann von Kindern mit starken Bedürfnissen, oder "24-Stunden-Babys", und es gibt ein ganz wundervolles Buch dazu, von Dr. William Sears. Das ist leider vergriffen, aber in fast jeder LLL-Stillgruppe gibt es ein Exemplar zum Ausleihen! Aus jahrzehntelanger Erfahrung in der Arbeit mit Babys und stillenden Müttern kann LLL berichten, dass es in der Regel am besten läuft, wenn man die Bedürfnisse der Kleinen befriedigt, je zeitnaher, desto besser. Weinen lassen, einen Rhythmus aufzwingen, bringt nichts als Stress. Manche "Programme" wirken zwar vorübergehend, verursachen dafür aber später umso größere Probleme. Je mehr Körperkontakt du deiner Maus schenken kannst, umso besser dürfte es werden. Es hilft ihr quasi nachzureifen. Tags könntest du sie ins Tragetuch, Ergo oder Manduca nehmen (oder eine andere GUTE Tragehilfe), nachts könnte sie bei dir schlafen. Das verwöhnt die Kleinen nicht, sondern gibt ihnen das, was sie zum Teil bitter nötig haben: Nähe, Geborgenheit, Sicherheit. Das Verhalten deiner Maus ist insofern "normal", als dass viele Kinder in ihrem Alter es zeigen. Dennoch musst du es nicht einfach hinnehmen, und vielleicht geht es manchmal nicht ohne Weinen. Allerdings weint es sich in deinem Arm viel leichter und gerade deshalb solltest Du dich keinesfalls distanzieren von deinem Kind! Alles, was du für sie tun kannst, ist ihr viel Nähe schenken und Geduld. Sie so anzunehmen, wie sie ist, auch wenn das oft anstrengend ist, ist ein riesiges Geschenk! Doch trotzdem darfst du Grenzen setzen, musst deine Brust nicht traktieren lassen.... Es liegt ganz sicher nicht an dir, sondern wirklich nur daran, dass sie noch kein Wege kennt, mit ihrer Unruhe umzugehen. Vielleicht kannst du sie in den Arm nehmen, auf die Schulter, oder in den Fliegergriff, und dich mit ihr auf einen Pezziball setzen, auf dem du wippen kannst? Es wird sich verwachsen, es ist auch nur eine Phase. Und du machst alles richtig!! Möglicherweise wird es noch dauern, bis die Kleine sich vom Papa zu Bett bringen lässt. Sie ist noch zu jung, um alleine (ein-) zu(-) schlafen, aber vielleicht kann er sich mit ihr hinlegen, sie auf seinem Bauch, und er grummelt ihr beruhigende Laute zu. Ich kenne das, dass der Papa schneller eingeschlafen ist als das Baby, aber seine Ruhe und Tiefenentspannung dann auch das Kind mit in den Schlaf nimmt. :-). Ob deine kleine Maus nachts das Stillen aus Hunger oder aus lieb gewordener Gewohnheit macht kann dir keiner sagen, und so gilt es, dass du in dich hinein horchst, was du möchtest. In der Regel gibt kein junger Mensch das nächtliche Stillen ohne Protest auf, aber es ist doch zunächst einmal nur das: Protest. Und der darf auch sein... Das bedeutet ja nicht, dass er fürs Leben seelischen Schaden davon trägt. Darum ist es sicher legitim, wenn du nun einmal schaust, ob sich nicht etwas ändern lässt an euren unruhigen Nächten. Du kannst sie tagsüber weiter stillen, und Nachts zur "stillfreien Zeit"erklären. Dazu kann ich dir das Buch "Schlafen statt Schreien" von Elizabeth Pantley empfehlen. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Von Pantley stammt auch die Idee zur Einführung einer stillfreie Zeit. Hier fasse ich dir kurz zusammen, wie es geht: Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird (sie verstehen es auch dann, wenn wir denken, sie seien noch viel zu klein um zu begreifen, was los ist!), und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihr wirklich beistehst und sie nicht "strafst" für ihre natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du die stillfreie Zeit nicht zu lang ausdehnen solltest pro Nacht, oder vielleicht doch noch ein bisschen warten und durchhalten solltest. LLLiebe Grüße Biggi


Olivia Sophie

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Ich wollte noch erwähnen, dass meine Tochter ein Schreibaby war, zumindest haben das viele behauptet (Hebammen in der Rückbildung, die Pekipgruppenleitung, etc). Sie hat viel geschrien, aber ich kam damit zurecht, konnte sie immer gut beruhigen und dachte meistens auch, ich würde den Grund kennen. Aufgehört hat das erst mit 9 Monaten. Glaube, ich komme deshalb nicht so gut damit zurecht, wenn sie schreit...


Olivia Sophie

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Danke, liebe Biggi, Du hast mir mit Deiner lieben und ausführlichen Antwort schon sehr geholfen. Ich werde mich sicher noch mal melden.. Liebe Grüße, Olivia


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