Mitglied inaktiv
Hallo, heute wurden bei mir Windpocken festgestellt. Mein Sohn (4 Monate alt) hat bis jetzt noch keine Anzeichen; aber die Chancen stehen 50:50, dass ich ihn angesteckt habe. Mein Arzt verschrieb mir zum einem Thesit Gel zum Auftragen auf die Haut (gegen den Juckreiz) und Virzin 800 Tabletten. Ich habe meinen Arzt darauf aufmerksam gemacht, dass ich noch voll stille; er meinte aber, das sei kein Problem. Nur: Auf den Beipackzetteln steht eindeutig: ".... darf nicht angewendet werden, während der Stillzeit ...". Was soll ich nun machen ?? Gehen die Windpocken auch so weg ?? Meinem Sohn zuliebe würde ich mich lieber einige Tage mehr mit der Krankheit 'rumschlagen, als Medikamente zu nehmen, die für ihn nicht gut sind; oder - da er ja sich vielleicht sowieso schon angesteckt hat - helfen die Medikamente ihm sogar ?? Danke schon jetzt für Ihre Antwort .... Lisa
Liebe Lisa, der Hinweis im Beipackzettel, dass ein Präparat für die Stillzeit nicht geeignet ist, ist nicht zwingend ein Beleg dafür, dass das Präparat tatsächlich nicht genommen werden darf. So steht bei so gut wie jedem Antibiotikum dieser Satz, obwohl sehr viele Antibiotika mit dem Stillen verträglich sind. Beipackzettel und Rote Liste dienen in erster Linie der rechtlichen Absicherung der Pharmafirmen. Wissenschaftliche Informationen über die Stillverträglichkeit gibt es in speziellen Fachbüchern oder bei der Beratungsstelle für Vergiftungserscheinungen und Embryonaltoxikologie in Berlin, wo das Team um Dr. Schaefer einen speziellen Beratungsservice für ÄrztInnen zu Medikamentenfragen in Schwangerschaft und Stillzeit eingerichtet hat. ich zitiere dir aus Schaefer, Spielmann, Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit, 6. Auflage, S. 447 und 559 Aciclovir (Hauptwirkstoff in den genannten Virzin 800 - Tabletten), antiretrovirale Mittel und andere Virustatika Erfahrungen. Von Aciclovir (Zovirax®), M/P-Quotient 2-4, nimmt der vollgestillte Säugling maximal 1 % einer oralen mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis auf (Meyer 1988). Unter i.v.-Gabe von täglich 900 mg sind es durchschnittlich 5 % (Bork 1995). Toxische Symptome wurden nicht beobachtet (Taddio 1994, Meyer 1988). Das Risiko einer Beeinflussung des Immunsystems durch Exposition über die Muttermilch erscheint nach derzeitigen Erfahrungen recht unwahrscheinlich. Empfehlung für die Praxis: Bei äußerlicher und oraler Applikation von Aciclovir kann gestillt werden; im Fall einer parenteralen Applikation sprechen bisher nur theoretische Gründe für eine Stillpause. Venentherapeutika und andere Lokaltherapeutika Aescin-Präparate (Roßkastanienextrakt) bei Venenbeschwerden sind einerseits in der Stillzeit bisher nicht als problematisch aufgefallen, andererseits unzureichend untersucht und in der Stillzeit kaum zwingend indiziert. Eine Venenverödung bei Krampfadern, z.B. mit Polidocanol (Aethoxysklerol®), darf - falls zwingend erforderlich - auch während der Stillzeit durchgeführt werden. Die üblichen lokal anzuwendenden Hämorrhoidenmittel sind ebenfalls in der Stillzeit akzeptabel. Von den Warzenmitteln dürfen z.B. Präparate mit 10-20%iger Salicylsäure plus Milchsäure (z.B. in Ciabin®) und das Fluorouracil (z.B. in Verrumal®) in der Stillzeit verwendet werden. Die lokale Behandlung von Condyloma acuminata (Feigwarzen) sollte aus toxikologischer Sicht bevorzugt kryotherapeutisch oder mit Trichloressigsäure erfolgen. Doch auch von dem pflanzlichen Mitosehemmstoff Podophyllotoxin (Condylox®, Wartec®) oder dem neueren Immunmodulator und Virustatikum Imiquimod (Aldara®) ist eine Beeinträchtigung des gestillten Säuglings aufgrund der im allgemeinen geringen Applikationsfläche kaum anzunehmen. Untersuchungen speziell zur Stillzeit liegen jedoch nicht vor. Dein Arzt könnte zur Sicherheit bei der Beratungsstelle für Vergiftung und embryotoxisches Institut, Dr. Schäfer, Berlin, Tel: 030-30686734 anrufen. Ich wünsche dir gute Besserung! LLLiebe Grüße Biggi
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