Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

will keine Milchfläschchen mehr

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: will keine Milchfläschchen mehr

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Hallo, ich habe ein neues Problem. Habe ja gestern berichtet, dass der Kleine (5,5 Monate) seinen Brei liebt. Er bekam immer bei der Tagesmutter ein Fläschchen abgepumte Milch. Doch seit 2 Tagen verschmäht er dieses und guckt dem anderen Tageskind den Breiteller leer. Also bekommt er auch ein paar Löffel, dann trinkt er noch etwas Milch (wohl aus Durst). Zum Glück läßt er sich aber noch von mir stillen. Doch ist das ok so: Bei der Tagesmutter Gemüse- Kartoffel-Fleisch-Brei (ein paar Löffel) und ca.2h später zu Hause noch mal, eventuell sogar anderes Gemüse??? Kann ich das so lassen oder ist das zuviel? Finde stillen noch immer toll, aber es ist für mich schon o.k. nun mit dem Abstillen zu beginnen, wenn er es möchte.


Biggi Welter

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Liebe Paulinchen, für ein so kleines Baby ist das zuviel! Das Thema "ab vier Monate oder ab sechs Monate" ist eine zwischen Ernährungsexperten und Säuglingsnahrungsindustrie heiß diskutiertes Thema und der Markt für Säuglingsnahrung ist ein mindestens so heiß umkämpfter Markt mit großen Verdienstmöglichkeiten, die um so größer sind, je weniger bzw. kürzer die Kinder gestillt werden. Für den Organismus des Babys ist es besser, wenn es erst ab sechs Monaten etwas anderes als Milchnahrung bekommt, erst dann sind Darm und Nieren so weit ausgereift, dass das Kind andere Nahrung bekommen soll. Eine zu frühe Einführung der Beikost kann Darm und Nieren des Kindes überlasten und erhöht das Allergierisiko. Mit fünf Monaten "kann" ein Kind Beikost bekommen und nicht jedes Kind wird (sofort) mit Problemen reagieren, aber leider sind nicht alle Probleme, die sich aus zu früher Einführung von Beikost ergeben sofort erkennbar. Es gibt Studien, die Zusammenhänge zwischen zu früher Einführung von Beikost und im Erwachsenenalter auftretenden Stoffwechselerkrankungen zeigen, das merkt man dann natürlich noch nicht mit vier oder fünf Monaten. Es gibt überhaupt eine Menge von Studien, die die gesundheitlichen Vorteile für das Kind belegen, wenn es das erste halbe Jahr ausschließlich gestillt wird. Bereits 1994 gab es eine Veröffentlichung von G. van Oost und M. Kersting mit dem Titel "Drei Jahrzehnte Beikost für Säuglinge in Deutschland. Pädiatrische Empfehlungen, industrielles Angebot und Praxis der Mütter" in der festgestellt wurde: "Im Vergleich mit den kinderärztlichen Empfehlungen bieten die Hersteller eine unnötig große Vielfalt von Beikostprodukten zu unnötig früh deklarierten Einssatzzeitpunkten an". Sicher eine gute Hilfe bei der Überlegung ist immer "Was hat derjenige davon, der die Empfehlung abgibt". WHO (Weltgesundheitsorganisation) oder AAP (Amerikanische Akademie der Kinderärzte) haben keinerlei Profit davon, dass sie empfehlen mit der Beikost bis zum vollendeten sechsten Lebensmonat zu warten. Zwei Monate früher Beikost bedeutet jedoch eine erhebliche Umsatzsteigerung für die entsprechenden Hersteller. LLLiebe Grüße Biggi


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