Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie Stillzeiten verschieben

Frage: Wie Stillzeiten verschieben

pumuckl27

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Hallo, meine Tochter ist jetzt knapp 7 Wochen alt und wird voll gestillt. Tagsüber kommt sie so im 3-Stunden-Rhythus (kann auch mal 1/2 Stunde mehr sein). Es ist immer die Zeit von Stillbeginn bis Stillbeginn gemeint. Jetzt wo es so warm war, wollt sie manchmal schon nach 2h etwas trinken, da konnte ich aber mit Fencheltee (40ml hat sie teilweise getrunken) auf 3h bleiben. Sie kann aber auch unterscheiden, ob sie Hunger hat oder Durst, da sie nach 3h nix vom Tee wissen wollte. Nun endlich zu meiner Frage. Abends trinkt sie meist zwischen 17 und 18 Uhr und wird dann bettfertig gemacht und trinkt dann nochmal gegen 20 bis 21 Uhr (nach 3h halt). Dann wiill sie erst nach 6h wieder etwas und dann fängt der 3h-Rhythmus wieder an. Neuerdings (schon ein paar Nächte) trinkt sie aber ihr 21Uhr Mahlzeit nicht und hält 7 1/2h durch. Gibt es eine Möglichkeit, die Stillzeiten so zu verschieben, dass ich diese lange Stillpause verschiebe, um auch nicht mehr nachts rauszumüssen? Schließlich sind 7 1/2 Stunden wirklich traumhaft. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass sie immer so 7-8 min an der einen Seite trinkt und dann (tagsüber nach dem wickeln) 3-4 min an der anderen Seite, mit der beim nächsten stillen angefangen wird. Während sie an der ersten Seite trinkt, fange ich bei der anderen mit einer Auffangschale immer so 20-25ml auf, die einfach so rauslaufen. Über eine Antwort würde ich mich freuen, LG


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe pumuckl27, Ihr baby verwöhnt Sie wirklich schon, denn die Abstände sind wirklich extrem lang! Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht auch keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen (da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen), sondern auch zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einmal ein Stillgruppentreffen zu besuchen oder zumindest einmal mit einer Stillberaterin in ihrer Nähe ein direktes Gespräch (auch am Telefon) zu führen. Viele Unsicherheiten lassen sich im direkten Gespräch sehr viel besser ausräumen und der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann sehr ermutigend sein und vor allem werden Sie sehen und erleben, dass sich andere Babys genau so verhalten wie Ihr kleines Menschlein. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße, Biggi


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