Tali1818
Hallo Biggi, meine Tochter ist 6 Monate alt. Ich habe mich beim Stillen von Anfang an nicht so wohl gefühlt, weil ich es als eine Art Freiheitseinschränkung für mich gesehen habe. Da meine Tochter die Flasche aber auch nach Anwendung aller Tricks verweigert hat, habe ich ihr Zuliebe weitergestillt. Ich habe sie bis vor 3 Wochen voll gestillt. Seitdem bekommt sie Mittagsbrei, der ihr wirklich gut zu schmecken scheint und den sie inzwischen manchmal auch fast aufisst. Jetzt würde ich auch gerne mit dem Abendbrei weitermachen. Doch ich weiß einfach nicht, ob ich es schaffe durch die Beikost das Stillen langsam ausschleichen zu lassen, da sie immer noch nicht aus der Flasche trinkt und ihr ja dann auch Flüssigkeit fehlt, wenn sie mittags nur den Brei bekommt und nichts zu trinken. Sie schreit nicht mehr wie früher wenn man ihr die Flasche anbietet, sie nimmt sie in den Mund und spielt nur damit rum, als ob sie nicht wüsste was sie damit anfangen soll. Wir haben auch schon den Trinklernbecher versucht, da kommt aber wohl zu viel Wasser raus und alles läuft wieder aus dem Mund.Daher hab ich sie bisher, auch wenn sie genug Brei gegessen hat, auch immer wieder angelegt, obwohl ich ja eigentlich abstillen will. Sie hat dann auch immer (viel) getrunken.Was kann ich tun? Wie soll ich es schaffen abzustillen, wenn sie nichts aus der Flasche trinken will? Am meisten Sorgen bereitet mir auch die Ablösung des Stillens am Abend und in der Nacht. Ich habe das Stillen in Schlafritual eingebaut, das letzte was ich immer mache bevor ich meine Tochter ins Bett lege, ist sie zu stillen. Meistens schläft sie dabei ein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ohne stillen einschlafen würde. Und nachts ist es noch schlimmer. Ich habe sie von Anfang an immer sofort gestillt wenn sie wach wurde, denn so hat sie immer sofort weitergeschlafen und meistens trinkt sie auch viel. Mein Mann hat sie letztens als sie mal nachts wach wurde eine halbe Stunde rumgetragen, weil wir gucken wollten, ob sie auch so weiterschläft.Es hat aber nicht geklappt. Auch tagsüber schläft sie eigentlich nur nach dem Stillen ein. Jetzt habe ich Angst, dass das mit dem Abstillen tagsüber, aber auch nachts in den nächsten Monaten oder sogar Jahr nicht klappt. Gibt es da irgendwelche Tricks? Schlaftraining wie "schreien lassen" kommt für uns definitiv nicht in Frage! Sorry, dass der Text so lange geworden ist. Wünsche einen schönen Abend, Tali
Kristina Wrede
Liebe Tali, die Ursache für eure Schwierigkeiten scheint darin zu liegen, dass du dich mit dem Stillen an sich noch nicht so recht anfreunden konntest. Natürlich hast du Recht: Das Stillen IST eine Einschränkung deiner Freiheit, viel mehr jedoch wird das verursacht durch die Tatsache, dass du NIE WIEDER so frei sein wirst wie vor dem Mutter-Werden. Egal, ob du dein Kind stillst oder nicht: Es ist total abhängig von dir, und wird auch als großer Mensch noch immer dein Leben beeinflussen. Damit hast du etwas gemeinsam mit Millionen anderer Frauen, und du bist auch ganz sicher nicht die einzige, die eine mehr oder weniger ausgeprägte Trauer in sich trägt wie einen schweren Stein. Dieses Gefühl ist aber auch eine wunderbare Gelegenheit innezuhalten und mal nachzuspüren, warum dir deine Freiheit so wichtig erscheint, oder warum die Angst vor Unfreiheit dich so belastet. Oft liegen die Ursachen dafür in unserer eigenen Kindheit und in der Art, wie mit uns und unseren Bedürfnissen umgegangen wurde, als wir so hilflos und abhängig waren... Deine Tochter gibt dir diese Chance immer wieder dadurch, dass sie alles andere verweigert und somit kaum einen Ausweg zulässt als die Auseinandersetzung mit deinen tiefsten Gefühlen, Ängsten und eigenen Bedürfnissen. Auch das ist Teil der Verwandlung von Frau zu Mutter :-)) Mit 6 Monaten ist deine Maus tatsächlich noch zu jung, um ohne Brust oder Brustersatz klar zu kommen, tags wie nachts. Durchschlafen ohne Nahrungsaufnahme und häufiges Saugen kommen erst, wenn die neurologische Reife des kleinen Menschen entsprechend fortgeschritten ist. Ihr könnt also entweder weiter geduldig probieren, ob sie nicht doch auch mal etwas anderes annimmt als die Brust, oder aber du gibst ihr eine "grace period", Du räumst ihr also einen zusätzlichen Stillraum ein, z.B. 3 Monate, in denen du ihr uneingeschränktes Stillen schenkst in dem Wissen, dass es ihr rundum gut tun wird. Parallel dazu jedoch ist es gut, wenn du an deiner Gefühlslage "arbeitest", damit auch du die Stillzeit genießen kannst, denn nur dem Kind zuliebe ist auch nicht sinnvoll. Die Kleinen spüren unsere innere Ablehnung und werden dadurch verunsichert - und das kann dazu führen, dass sie erst recht nicht "loslassen" können. Hast du jemanden, mit dem du mal ganz offen und ehrlich sprechen kannst, und der dir helfen kann herauszufinden, warum das Stillen dich belastet? Ich hoffe, ich bin dir mit diesen Gedanken nicht zu nahe getreten. Es ist die jahrelange Erfahrung mit vielen ganz ähnlichen Gedanken anderer Mütter und ihren Erfolgen, die mich dir diese Zeilen schreiben lassen... Lieben Gruß, Kristina
Tali1818
Ich habe noch vergessen zu schreiben, dass sie auch keinen Schnuller nimmt. Das erschwert das ganze noch mehr, da sie ja noch ein großes Saugbedürfnis hat in Ihrem Alter und die Becherfütterung dieses ja nicht befriedigen würde, oder?
Tali1818
Danke für Deine schnelle und ehrliche Antwort. Ja, es hat sicher einen Grund weshalb ich mich so sehr nach meinem "alten Leben" sehne, obwohl ich meine Tochter über alles liebe und alles für sie tue. Ich wurde als Kind sehr verwöhnt, daher denke ich nicht, dass es damit zutun haben kann, oder vielleicht gerade deswegen!? Es ist ja auch nicht so, dass ich das Stillen komplett ablehne, ich genieße inzwischen auch die innigen Momente mit meiner Tochter. Nur langsam sehne ich mich einfach danach auch mal abends auszugehen und die Verantwortung in der Nacht nicht mehr alleine tragen zu müssen. In meinem Bekanntenkreis gibt es zwei Frauen die sehr gerne gestillt haben, aber auch die haben es irgendwie ohne große Probleme geschafft mit 5 bzw. 10 Monaten abzustillen. Mich macht es irgendwie traurig, dass sich gerade bei mit das Abstillen so schwierig gestaltet, wo ich doch eigentlich schon längst nicht mehr will.
Kristina Wrede
Liebe Tali, es ist schon eher selten, dass ein Kind mit einem halben Jahr schon bereit ist fürs Abstillen. Vergleichen hilft da wenig, es führt ja eher dazu dass wir denken, wir machen etwas falsch, wenn es bei anderen Müttern offenbar viel besser klappt. Du machst aber sicher nichts falsch! Sondern deine kleine Maus ist einfach noch nicht so weit... Die Zeit vergeht so schnell... ein paar Monate, und die Welt schaut wieder ganz anders aus, du wirst ausgehen können und deiner Kleinen beibringen, nachts seltener, oder gar nicht mehr, zu trinken. Meinst du, du kannst ihr noch ein wenig Zeit geben? Wenn nicht, ist es dein gutes Recht zu sagen: Es reicht. Dann hilft vor allem, dass ihr ganz konsequent etwas ändert, auch wenn es bedeutet, dass deine Maus vielleicht einige Nächte lang sehr unzufrieden sein wird. Aber dein Wohlergehen zählt ja genauso viel wie das deines Kindes, "Opfer" bringen muss nicht sein! Sie wird dann schon, wenn ihr absolut überzeugt von eurem Weg sein, die Alternativen annehmen lernen. Lieben Gruß, Kristina
Mitglied inaktiv
Hallo Tali, ich habe Deinen Text gelesen. Bei mir ist es die gleiche Situation. Ich hatte mir 6 Monate vorgenommen, mein Sohn wird in einer Woche 6 Mo und mittags Brei klappt auch gut. Ich habe die gleiche Situation Abends und in der Nacht. Ohne Stillen in der Nacht habe ich keine Chance, dass er mir wieder einschläft. Er wacht auch alle 2-3 Std auf. Abends weggehen habe ich erstmal aufgegeben. Es ist schwer, aber irgendwie geht es dann und ich freue mich umso mehr auf die Zeit, wenn ich wieder flexibler werde :-). PS Schnulli u Flasche geht auch gar nicht.... LG Anja mit Paul
Kristina Wrede
Ihr Lieben, wir sind alle durch einen ganz ähnlichen Prozess gegangen, denn Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und darauf hat uns niemand vorbereitet... Aber an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Du musst dir bewusst sein, dass sich durch das Abstillen dein Leben nicht garantiert auf wundersame Weise positiv verändern wird. Es kann, muss aber nicht zu ruhigeren Nächten führen... Oft leider schlafen die Kinder nach dem Abstillen auch nicht "besser", weil ihr Schlafverhalten eben weniger mit dem Stillen als mit der individuellen neurologischen Reife zusammen hängt...es kann also gut passieren, dass ein Kind zwar ohne Brust einschläft, aber dafür noch länger herum getragen werden muss. Darum geben wir einer erschöpften Mutter gern diesen Tipp: Versuche dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen. Scheue dich nicht, dich auch am Tag, wenn das Kind einmal schlafen sollte, hinzulegen. Es ist jetzt nicht wichtig, dass die Fenster regelmäßig geputzt werden und die Bettwäsche optimal gebügelt ist, sondern es ist wichtig, dass Du dir genügend Ruhe und Erholung und auch einmal etwas für dich gönnst. Achte auf eine einigermaßen ausgewogene Ernährung und denke daran: Je gelassener du dich den neuen Situationen hingibst, desto entspannter wird auch dein Kind sein, und desto weniger empfindest du es als Belastung. Lieben Gruß, Kristina
Mitglied inaktiv
Ich kenne das auch, was Du beschreibst. Auch jetzt - meine ist fast 10 Monate jung- bin ich manchmal schon sehr froh das Sie auch mal was anderes nimmt und manchmal biete ich ihr auch erst was anderes an damit ich sie nicht Stillen muss. Aber das sind bei mir auch nur Phasen - und natürlich auch der ganz normale Loslassen prozess. Denn sonst würden wir unsere Kinder ewig stillen :-). Ich weis aber- ich habe 6 Kinder- das diese Zeit nie wieder kommt. Noch ewig kann man ausgehen etc...aber niemals mehr die Zeit so innig mit seinem Kind verbringen wie in der Zeit in der es noch so klein ist. Und sind sie dann erst einmal groß, bereut man es evtl. Ich versuche dann immer -mir das positive vor Augen zu halten was das stillen mit sich bringt. Und ich kann dir 100% versprechen - die kleinen werden groß - brauchen einen nicht mehr so - und die eigenen "Freiheit" kommt damit automatisch zurück - das alles passiert ganz von alleine wenn die Zeit da ist. Und eigentlich viel zu schnell Abstillen kann man recht schnell - die innige Zeit zurückholen nicht. Vielleicht hilft das über die schwierigen Tage und Nächte hinweg. Ganz liebe grüße
Tali1818
Hallo Kristina, hallo Lilly und Anja, vielen Dank für Eure Antworten. Es macht mir Mut, dass ich nicht alleine dastehe mit diesen Gefühlen. Die Bedürfnisse meiner Tochter sind mir wichtiger als meine, daher werde ich mich noch gedulden und ihr noch etwas Zeit geben. Dass sie die Flasche gar nicht nimmt macht mich leider nur wirklich traurig, da ich in den letzten 6 Monaten nicht einmal abends richtig ausgehen konnte. Würde sie die Flasche ab und an nehmen hätte ich auch gar nicht dieses große Verlangent abzustillen, denn 1-2 Mal im Monat würden mir schon reichen... Was ich aber immer noch nicht ganz verstehe: den Mittagsbrei isst sie fast auf.Danach müsste sie doch eigentlich Durst haben und ich biete Ihr dann immer Tee aus einer Flasche und einem Trinklernbecher ab. Aber nicht mal aus dem Trinklernbecher trinkt sie. Wird sie den nie annehmen oder ist das auch eine Frage der Zeit?
Kristina Wrede
Liebe Tali, ja, es ist eine Frage der Zeit... Und lass dich nochmal trösten: Ich glaube, ich bin 2 Jahre lang höchstens 3 Mal insgesamt Abends weg gewesen. Das Leben ging weiter... irgendwann ging es dann doch wieder und macht noch immer Spaß. Rückblickend glaube ich nicht, wirklich etwas "verpasst" zu haben in den Jahren, die ich für meine Kinder auf mein eigenes Vergnügen verzichtet habe :-)) LG Kristina
Mitglied inaktiv
Liebe Tali, wir haben genau das gleiche Thema wie du. Meine Hebamme gab mir den Tipp, Wasser oder Milch aus dem Deckelbecher oder vom Löffel anzubieten, und das funktoniert. Es dauert natürlich etwas länger, bis die Flüssigkeit drin ist, aber es ist eine Möglichkeit, wenn kein Schnuller oder Flasche genommen wird. Gruß
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