Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, unser kleiner David ist nun 17 Tage alt und mir ist immer noch nicht klar, wie lange ich ihn auf jeder Seite stillen soll. Ich versuche ihm seinen Rhythmus mit den Stillzeiten zu finden, mal kommt er alle 3Stundenm mal hater nach 1 Stunde schon wieder Hunger und ein anderes Mal schläft er sechs Stunden. Andere Mütter erzählen von 10-12 Stillmahlzeiten am Tag. Darauf kommen wir nie! Auch die Stilldauer pro Brust variiert. Mal sind es nur 20 min. pro Brust und er 'ploppt' von allein wieder ab, ein anderes Mal nuckelt er ganze 40 min. Ein anderes Problem ist, dass ich glaube, dass ich nicht genug Milch habe, denn meine Brust wird auch nach 2-3 Stunden Ruhezeit nicht mehr hart und David hat auch nach der Mahlzeit immer noch Hunger, so dass mir nichts anderes übrig bleibt, ihm noch 60-80 ml HA zu geben. Ich habe auch schon versucht - bei längeren Ruhezeiten von David - die Milch dann abzupumpen, aber viel Erfolg brachte das nicht (ca. 20 ml). Kann ich irgendetwas tun, damit ich das Stillen in den Griff bekomme? Hast Du noch einige Tipps für mich? Wäre eine Stillgruppe empfehlenswert? Vielen Dank im voraus und Grüsse aus Karlsruhe Susanne --
Liebe Susanne, ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extermfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wird in dieser Situation zugefüttert, so wird in das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage eingegriffen und das kann der Beginn des unfreiwilligen, vorzeitigen Abstillens sein. Es wäre sehr ratsam, wenn Du dich an eine Beraterin vor Ort wenden würdest, die dir erklären kann, wie Du wieder zum vollen Stillen kommen kannst und deine Milchmenge steigern kannst. Oberste Regel ist jetzt: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses "Wecken und Wechseln" wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Eventuell ist es sinnvoll zusätzlich zu pumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss "mit Zubehör" stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung ("schwemmt aus") und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar "Stilltage" einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, die dich sicher bei deinem Problem im direkten Kontakt unterstützen wird. Wenn Du möchtest, kannst Du auch mch morgen anrufen, ich habe ab 17 Uhr Telefonsprechstunde. LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
... Liebe Biggi, ich werde versuchen, mich an das zu halten, was Du geschrieben hast. Nur noch eine kurze Frage: Du sprichst davon, das Baby so häufig wie möglich anzulegen. Heisst das für mich, dass ich ihn nach ca. 2 Stunden (tagsüber) dann rigoros aus dem Schlaf holen soll? Er schläft nämlich - wenn überhaupt - meistens morgens und nachmittags länger. Abends werden dann die Abstände kürzer und nachts wieder länger. Wir wohnen hier in Karlsruhe in der Nordstadt und die PLZ ist 76149. Wäre schön, wenn es eine Stillgruppe in der Nähe gibt. Danke Dir nochmals für Deine viele Mühe und ich wünsche Dir einen wunderschönen Tag :) Susanne --
Liebe Susanne, die nächsten Tage würde ich das Kind auf alle Fälle wecken, um die Milchproduktion so richtig in Gang zu bekommen. Bitte wende dich an Frau STÄBLER Bernadette, Tel.: 0721 888649, sie kann dir sagen, welche Beraterin für dich die Nächste ist. LLLiebe Grüße Biggi