ulina1810
Liebe Biggi, ich bin seit langer Zeit mal wieder völlig erschöpft und auch dem Papa geht es nicht gut. Erst merke ich das gar nicht so, aber jetzt zeigt mir mein Körper doch deutlich, dass es wieder zuviel war. Ich bekomme pickelige juckende Haut zwischen den Brüsten und habe wieder eine stressbedingte Apthe im Hals, die schmerzt. Was eigentlich los ist......unsere Tochter ist nun 15 Monate und wird noch von mir gestillt. In der Kita klappt alles ohne und auch zuhause am Tag war alles bestens. Gestillt haben wir noch Abends, Nachts, Morgens......soweit auch ok für mich, obwohl mir meine Hebamme schon den Rat gab, wenn ich wieder arbeiten gehe, doch wenigstens Nachts abzustillen. Nun hatte ich dafür weder Nerven noch die erholsame Zeit um mit meinem Partner diese Nächte durchzustehen. Hinzukommt, dass unsere Kleine sehr zielich und schmal ist und wenn es ihr schlecht geht, kaum oder gar nichts isst, da war ich froh, wenn sie ausreichend Milch trinkt und dadurch wieder auf die Beine kommt. Nun ging es ihr die letzten Tage nicht gut, sie bekam Backenzähne, hatte Fieber und vielleicht auch noch einen Wachstumsschub......Jedenfalls war sie sehr anhänglich, dass ich zu nichts mehr kam und selbst fast trinken und essen vergessen habe. Nur auf dem Schoß und an die Brust, wieder ab, ran, ab, ran, ab......Erstaunlich, dass sie nicht schon wund wurden. Aber mich machte das zunehmend nervöser und angespannter. Vorallem nachts und das sie nicht wie gewohnt wieder einschlief, sondern gleich immer wieder losschrei, wenn sie meine Brust nach dem 5.Mal abdocken, dann nicht mehr bekam, weil ich auch endlich mal bequem oder anders liegen wollte. Mittlerweile sind wir etwas über den Berg, aber an mir zehrt es noch ordentlich und gerade beim zu Bett bringen die gleiche Situation. Sie aß kein Abendbrot, nur etwas Banane und Mandarine. Dann bring ich sie ins Bett und stille sie. In solchen Momenten noch bewusster, weil ich mir denke, dass sie doch gleich wieder Hunger haben müsste. Dann schläft sie mal ein beim stillen und mal nicht, wie heute wieder. Da ich dann aber schon eine ganze Weile liege und sie wieder abfiel und ran und wieder ab, hab ich ihr dann signalisiert, dass wir jetzt so einschlafen und kuschel mich an sie. Sie schreit hysterisch los, so dass ihr Stimme schon fast verschwindet, ich rede ruhig mit ihr und streichel sie. Sie schubst mich weg und schreit im Sitzen. Ab und zu fällt sie auf mich und beruhigt sich, nickt weg, dann wird sie wieder wach, schreit erneut. Irgendwann kommt der Papa, ich gehe raus und er übernimmt bis sie einschläft, aber natürlich mit viel Weinen. Es ist einfach so belastend. Eigentlich möchte ich grundsätzlich, dass wir Nachts etwas besser schlafen und wir nach und nach von dem Einschlafstillen wegkommen. Denn sie ist nachts noch sehr oft wach, eigentlich genauso oft, wie vor einem Jahr (alle 2-3h) und daran hat sich in guten und schlechteren Zeiten nie etwas geändert. In schlechten Zeiten ist es einfach nur noch zermürbend. Bloß was fange ich/wir wie an?? Nachts aufhören und beim Einschlafen und Mittags, ist sicherlich zuviel. Wie wird es ihr gehen, wenn es ihr gesundheitlich mal wieder schlechter geht und sie wenig isst und dann auch keine Brust mehr bekommt? Im Moment ist es bestimmt total ungenau für sie, mal stille ich sie lange, dann höre ich mal auf und sie soll so einschlafen. Klar, dass sie dann weint. Im februar haben wir eine Woche Urlaub da hätte ich gerne Nachts abgestillt, ist das überhaupt möglich? Sie ist sehr sehr anhänglich und körperbezogen. Und übernimmt das dann besser der Papa ab einer bestimmten Uhrzeit und ich schlafe nebenan und wie soll es dann klappen,wenn ich wieder mit im Bett schlafe? Der Mittagsschlaf klappt ja auch bei ihm und bei mir will sie an die Brust. Ich bin sehr verzweifelt und wollte das Stillen eigentlich immer sehr entspannt handhaben. In naher Zukunft, wenn sie eine Weile in der Kita ist und der Winter vorüber ist, wollte ich aber schon langsam gänzlich aufhören. Ich hoffe, es ist nicht zu verworren geschrieben von mir, aber es sind mehrere Situationen, die das ganze gerade so bedingen und ich hoffe sehr auf einen kleinen wegweisenden Rat von dir. Mir fehlt gerade der Fahrplan. Liebe Grüße, Ina
Liebe Ina, Stillen ist eine Zweierbeziehung und wenn es dazu kommt, dass sich ein Partner dabei nicht wohl fühlt, dann müssen Lösungswege gefunden werden. Eine Möglichkeit ist, dass Du mit deinem Kind darüber sprichst, dass Du das Stillen als unangenehm empfindest und dass Du denkst, dass es nun an der Zeit ist, eure gemeinsame Stillzeit zu beenden oder zumindest das viele Stillen in der Nacht einzuschränken. Überlegt gemeinsam, wie ihr nun zu einem harmonischen Ende finden könnt. Vielleicht indem ihr auf ein bestimmtes Datum hinarbeitet oder aber auch durch ganz klare Regeln, die auch lauten können „Es wird nur noch gestillt, wenn es dunkel ist“ oder „wir stillen nur noch am Morgen“. So lange DU nicht ABSOLUT sicher bist, dass Du weniger stillen möchtest, wird dein Kind das spüren. Ist die Mutter innerlich nicht davon überzeugt, dass sie ihr Kind ab- oder weniger stillen will, dann ist dieser Zweifel für das Kind sehr deutlich fühlbar und es reagiert in fast allen Fällen so, dass es eher noch häufiger gestillt werden mag. Zweifel und Unsicherheit sind für ein Kind unerträglich, Kinder brauchen Klarheit. Dein Kind spürt jetzt deinen Zwiespalt und da es sich nicht hinsetzen und sagen kann „Mama, ich spüre, dass Du dir nicht sicher bist, was jetzt das Richtige ist, deshalb werde ich dir jetzt bei deiner Entscheidungsfindung helfen" reagiert es auf deine Zweifel mit Unruhe, Weinen und Verunsicherung. Es hat keine anderen Ausdrucksmöglichkeiten als Weinen und (vermehrte) Anhänglichkeit. Kinder sind für „geordnete Verhältnisse", Unsicherheit und Zweifel bringen sie aus dem Gleichgewicht. Wichtig ist nun, dass ihr zum einen wirklich miteinander redet und Du deinem Kind klar erklärst und sagst, was Du willst und was Du nicht mehr willst. Zum anderen muss für dein Kind deutlich erkennbar sein, wo deine Grenzen gesetzt sind. Liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Erkläre deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei. Wenn sich dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim "Nein", bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von dir aus deinem Kind die Brust anbieten - so lernt es, dass es sich auf dein Wort verlassen kann. Natürlich kannst Du deiner Kleinen während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird. Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht "strafst" für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung. Dieser Vorschlag stammt von Elizabeth Pantley, Autorin des Buchs "Schlafen statt Schreien: Das liebevolle Einschlafbuch: Das 10-Schritte-Progamm für ruhige Nächte", das ich wärmstens empfehlen kann. Pantley hat ein Programm entwickelt, mit dem man älteren Babys, auch Stillkinder, dabei helfen kann, auch ohne Brust oder ständiges Stillen die Nacht zu schaffen. Auch wenn man nicht alle ihre Schritte anwendet haben viele Mütter doch gute Erfahrungen mit diesem Buch gemacht. Deine Kleine wird vermutlich schreien, toben, treten oder dich schlagen wollen. Ist das schlimm? Nein, es ist völlig normal, denn es ist die einzige Art, wie sie in diesem zarten Alter ihren Frust ausdrücken kann. Wie kannst du damit umgehen? Lass es zu. Lass dich nicht verunsichern, denn es geht deinem Kind ja trotzdem gut, es bekommt kein Trauma fürs Leben, wird nicht an deiner Liebe zweifeln. Dein Kind ist sauer, und das wird auch wieder vergehen. Bleibe bei ihm und sei du ruhig und klar, so dass sie sich an dir orientieren kann. Vielleicht wirst du sie ein wenig ablenken wollen (falls sie sich ablenken lässt), vielleicht bleibst du auch einfach nur in ihrer Nähe und versicherst ihr, dass alles ok ist, und dass ihr weiter stillen könnt (oder kuscheln), sobald sie sich etwas beruhigt hat. Wenn du konsequent bleibst, wird es klappen. Nur davon hängt es ab: Schaffst DU es... Ich würde mich freuen, wenn Du mir in ein paar Tagen noch einmal schreibst, wie es Euch dann geht. LLLiebe Grüße, Biggi
milchzahn85
Hallo ulina! Uns geht es fast genau so! Ich bin auf die Antwort der Stillberatung gespannt! LG milchzahn
ulina1810
Liebe Biggi, vielen Dank für deine ausführliche und tolle Antwort. Zwei Situationen möchte ich dir zwischen zeitlich nennen, vielleicht war ich sicherlich noch nicht überzeugt genug. Wir waren einen Tag bei Freunden, hinzu ist sie gegen 10uhr eingeschlafen bis etwa 11uhr im Auto. Demnach ging auch leider kein gewohnter Mittagsschlaf um 12/13uhr. Auch später konnte sie vor Aufregung nicht schlafen (dort vor Ort). Eigentlich ist sie aber schon ein kleines Schlaftier, wenn es ihr auch immer schwer fällt. Sind dann 16:30uhr dort wieder los. Und es kam wie befürchtet, sie schrie die ganze Autofahrt! Ich muss dazu sagen, dass sie 17uhr bereits Abend Brot bekommt und gegen18uhr Bett fertig gemacht wird. Kurz vor zuhause (ich hab immer gehofft, sie schläft doch kurz die halbe Stunde Fahrt ein), hab ich mich dann im Auto verrenkt und ihr in der Schale die Brust gegeben. Sofort ist sie eingeschlafen. War dann aber schlecht drauf, als sie 18:00uhr zuhause in der Schale wach wurde. Ist eben auch sonst nie ihre Zeit für Nickerchen. Irgendwie ist sie da total unflexibel. Zweite Situation, in einer Nacht, sie wird wach und weint, ich stille sie und sie beruhigt sich, schläft und schläft aber nicht ein. Dann beende ich die Situation und erkläre ihr,dass wir jetzt schlafen. Sie schreit. Ich rede ruhig mit ihr, drücke sie an mich. Sie nickt auf mir weg, aber wird immer wieder wach und weint. Damit will ich sagen, dass ich das Gefühl habe einfach Protest aushalten und dann schläft das Kind irgendwann ein, ist nicht so bei uns. Sie schläft irgendwie gar nicht anders in der Nacht ruhig ein, sondern ist dann total unruhig und aufgebracht. Ruckzuck sind bei uns zwei Stunden um. Am Ende habe ich sie dann doch wieder gestillt, weil sie nicht zur Ruhe kam und nach der Wachzeit ist sie dann natürlich auch beim Stillen eingeschlafen. Für mich aber totales Hin und Her und sehr anstrengend. Wenn ich konsequent geblieben wäre mit dem Nicht-Stillen hätten wir womöglich gar nicht mehr weiter geschlafen!?
Liebe Ina, ja, wenn Du WIRKLICH etwas ändern möchtest, MUSST Du konsequent bleiben. Dein Kind zeigt dir sehr deutlich, wie wichtig ihm das Stillen noch ist und dir muss klar sein, dass es nicht einfach werden wird. Dein Kind muss fühlen, dass Du absolut sicher bist, sonst wird es immer unsicherer. Denk in Ruhe nach und handle erst dann, wenn DU ganz sicher bist… Biggi