kernhsil
Hallo liebe Frau Welter, ich bin eine Langzeitstillerin. Ich habe über Stillen viel gelesen u. entschied mich bewusst dafür. Jetzt erkenne ich aber solche "Probleme", die ich aufs Stillen zurückführen kann. Diese sind eigentl. keine Probleme nur in unserer Kultur. Dazu möchte ich Ihre Meinung haben. (Eine LL-Beraterin gibt es in meiner Nähe nicht, Sie haben schon mal geguckt.) Also meine Tochter ist ein sehr glückliches, offenes, lebensfrohes u. sehr kluges Mädchen, 2 J. Allerdings braucht sie das Stillen u. mich sehr. Ihr Papa kann sie nicht so gut beruhigen u. ohne mich (Brust) schläft sie nicht ein. Das ist auch gut so, solange ich noch Elternzeit habe und mir nichts passiert, denn abend gehe ich nie weg. Aber mit 3 muss sie in den Kiga, denn ich muss wieder in Teilzeit arbeiten. Wir brauchen das Geld. Wie ich sie einschätze (Krabbelgruppe usw.) wird sie eine ganz sanfte lange Eingewöhnung brauchen. Mehr als 7 Wochen werde ich aber nicht haben. Und wie ich sehe, Kinder, die nicht mit attechment parenting erzogen werden, sind zwar nicht so glücklich, aber haben auch keine Trennungsschwierigkeiten, weil sie das gewohnt sind. Bei Hrn. Posth las ich auch bei jemandem "Das Schlafen Ihrer Tochter an Ihrer Seite hält wie das Langszeitstillen die Bindungsimpulse permanent zu stark in Gang. so kann die Loslösung natürlich auch nicht weiter voran kommen. Es wäre auf jeden Fall nötig, mehr Distanz zwischen Ihnen und Ihrer Tochter zu schaffen, damit eine Hinwendung zum Vater auch in diesem Punkt gelingen kann." Was können Sie dazu aus eigener Erfahrung sagen? Wie kann ich meine Tochter auf den KIGA u. die Trennung vorbereiten. Danke im Voraus
Liebe kernhsil, der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs Fakt. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Die Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase, aber ihr Kind spürt jetzt ihre Unsicherheit und das ist etwas, was Kinder extrem schlecht vertragen. Kinder brauchen Klarheit und Zweifel sowie Unsicherheit der Eltern verwirren sie und beeinflussen ihr Verhalten, so dass sie z.B. besonders klammern oder eben sehr lange und häufig an der Brust trinken. Das Problem ist nicht das Stillen - das in diesem Alter außerdem noch vollkommen normal ist, denn statistisch gesehen findet ein selbstbestimmtes Abstillen meist irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag statt - sondern der Druck, der von außen auf Ihnen lastet. Kennen Sie noch andere langzeitstillende Mütter im realen Leben? Ich denke, dass Ihnen der Austausch mit anderen Eltern von langzeitgestillten Kindern sehr gut tun würde. Wenden Sie sich doch einmal an eine Stillberaterin und fragen Sie, ob es eine Kleinkinderstillgruppe in Ihrer Nähe gibt. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus, wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben. Wenn es dann soweit ist, haben Sie einige Wochen Zeit, Ihr Kind zu beobachten. Ich bin sicher, dass Ihr Kind bis dahin von ganz alleine seine Fühler ausstreckt, eben weil es sicher und geborgen ist :-). Lassen Sie sich nicht verunsichern, ich weiß noch, wie ich damals fast panisch war, als mein Sohn in den Kindergarten kam und wie erstaunt ich war, dass alles so reibungslos lief. Muss aber auch zugeben, dass ich wunderbare Aufsichtspersonen hatte, die mich sogar angerufen haben, um mir zu sagen, dass alles gut läuft ;-). LLLiebe Grüße Biggi Welter
Tine1
Hallo kernhsil, ich bin zwar keine Expertin, aber auch eine Langzeitstillmami. Meine Tochter wird bald 3 Jahre. Ich hab mir auch ganz oft Gedanken über die Loslösung gemacht, wegen der Ratschläge im Forum von Herrn Posth und weil ich seine Antworten überwiegend sehr schätze. Und weil sich die "Problematik" auch bei mir zu zeigen schien, trotz aktivem und liebevollem Papa. Meine Tochter war lange viel anhänglicher als alle anderen Kinder die ich kannte. Innerhalb von recht kurzer Zeit (vielleicht seitdem sie 2 1/2 ist in etwa) macht sie aber riesige Schritte in Richtung Loslösung. Sie ist nach wie vor sehr anhänglich, aber nun immer mehr an Menschen die sie mag im Allgemeinen. Es ist kein Problem mehr, sie in der Spielgruppe alleine zu lassen wenn ich auf Toilette muss. Neulich hat sie einen ganzen Tag mit der Oma und den drei Kusinen im Garten gespielt während ich im Haus renoviert hab. Sie hat mich einmal gerufen, dann bin ich für ne halbe Stunde geblieben und anschließend mit ihrem Einverständnis weiter arbeiten gegangen. Das war bei uns noch bis vor kurzem undenkbar. Ich denke (nur aus eigenen Erfahrungen, ohne Quellen) dass bei sehr bedürnisorientiert aufgewachsenen Kindern die Selbstständigkeit vielleicht später kommt, dafür aber "echt" ist und nicht erzwungen. Grundsätzlich vertritt ja auch Herr Posth diese These, nur dass er das Stillen und das Familienbett so kritisch sieht, was für mich als Laie garnicht so recht in das bindungsorientierte Konzept passt, welches er vertritt. Denn jede Mutter eines gestillten und familiengebetteten Kleinkindes weiß ja, welch großes Bedürfnis diese Art der Nähe für das Kind ist. Ich bin froh, so lange gestillt zu haben (und noch zu tun) und sie so bedürfnisorientiert aufwachsen zu lassen und habe inzwischen das Gefühl, es hat sich gelohnt! Theorien gibt es viele, sie wiedersprechen sich häufig gegenseitig und vielleicht hat das an sich tolle Konzept von Dr. Posth hier einfach einen Hacken. Dass du "nur" 7 Wochen zum Eingewöhnen hast, würde mir allerdings auch Bauchschmerzen bereiten. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, etwas später anzufangen oder den Urlaub direkt an den Anfang zu legen, so dass du später anfängst...? Oder dass der Papa sich Urlaub nimmt wenn du mit der Arbeit anfängst, um sie notfalls weiter eingewöhnen zu können? Liebe Grüße und ich drück dir die Daumen, dass alles gut geht mit der Eingewöhnung!!!
jori
Hi, ich bin eine LZS-Mama und habe bei beiden Kindern mit einem Jahr wieder gearbeitet, Kind 1 ist mit 11 Monaten dann auch mittags bei Papa eingeschlafen, Kind 2 mit einigen Tagen "Rücken streicheln" durch die Erzieher dann auch ganz ALLEINE im Gitterbett (und so etwas besitzen wir als AP-Eltern gar nicht ;-)). Nur: ZUHAUSE muss ich nach wie vor einschlafbegleiten, auch mit 3 Jahren noch. 7 Wochen sind eine lange Zeit, ich kenne niemanden mit so einer langen Eingewöhnung. Alles wird gut, bestimmt!
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