Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

weinerlich

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: weinerlich

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, in der letzen Zeit hat mein 5 Monate alter Sohn beim Stillen immer mal wieder geheult. Ich kann mir das nicht erklären, schließe Bauchweh u.ä. aber aus. Er ist dann ganz unentspannt/ zappelig und unzufrieden und fängt an zu jammern. Das kommt aber immer erst nach ein paar Minuten. Ich wechsel dann auf die andere Brust und dort ist er dann meist erstmal wieder zufrieden. Eine Beurteilung auf die Entfernung ist sicher schwierig, aber kann es sein, dass die Brust dann "leer" getrunken ist? Er will zur Zeit tagsüber auch alle 2-3 Stunden trinken, dafür hat er allerdings nachts ca. 10-12 Stunden keinen Hunger. Ich frage mich jetzt, ob ihm die Milch zu wenig sättigend ist und es vielleicht Zeit wird, für die nächste Nahrungsstufe? Vielleicht hast Du ja eine Idee, vielen Dank im voraus und eine gute Nacht Stepha


Biggi Welter

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Liebe Stepha, die Vorstellung, dass die Brust (ähnlich wie eine Flasche) nach dem Stillen leer ist und erst wieder aufgefüllt werden muss, ist so nicht richtig. Zwar wird zwischen den Stillmahlzeiten Milch produziert, der Hauptanteil der Milch wird jedoch erst während des Stillens gebildet. Das Saugen des Kindes gibt das entsprechende Signal zur Milchbildung, der Milchspendereflex wird dann ausgelöst. Deshalb ist es auch falsch zwischen den Stillmahlzeiten eine längere Pause einzulegen, damit sich die Milch in der Brust sammelt, sondern es muss häufiger angelegt werden, um die Milchmenge zu steigern. Es ist auch einfach ein Ammenmärchen, dass es Mütter gäbe, deren Milch nicht "nahrhaft genug" oder "zu dünn" sei. Falls Du künstliche Sauger verwendest, lass diese bitte weg und lass deinen Sohn ausschließlich an der Brust saugen. Kann es sein, dass dein Sohn eine Soorinfektion hat? Soor ist für die Kinder im Mund oft unangenehm und das Trinken an der Brust ist ihnen dann ebenfalls unangenehm, so dass sie beißen, auf der Brust herumkauen, immer wieder los lassen usw. Lass den Kleinen deshalb vorsichtshalber von der Kinderärztin/arzt anschauen, nicht dass es eine medizinische Ursache gibt und wir hier nach Lösungsmöglichkeiten suchen, die nicht wirklich helfen können. Ist dein Sohn gerade in einer "Entdeckerphase"? Manche Babys sind bereits so früh extrem an ihrer Umwelt interessiert und haben einfach keine Zeit ordentlich an der Brust zu trinken. Sie könnten ja etwas verpassen von dieser interessanten Welt. Hier hilft es, sich zum Stillen in eine ruhige, eventuell abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen, so dass es wenig gibt, was das Kind ablenken könnte. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu "bündeln". Dazu wickelst Du dein Kind gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Du dein Baby auf diese Weise eingepackt hast, sieht es wie ein "C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Zu wenig Milch könnte dazu führen, dass das Kind an der Brust unruhig ist, doch das kannst Du einfach feststellen, indem Du dein Baby in Hinblick auf die folgenden Punkte anschaust: o mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass "nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). o in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) o eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme), o eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, o Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs o ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Sind diese Punkte alle erfüllt? Dann gedeiht dein Baby gut und bekommt auch die Milch, die es braucht. Sollten diese Punkte wider erwarten nicht erfüllt sein, besteht Handlungsbedarf, um deine Milchmenge wieder an den Bedarf Ihres Babys anzupassen. Ganz allgemein kann ich dir nur wärmstens empfehlen, dich an eine Stillberaterin vor Ort zu wenden und in einem direkten Gespräch mit einer Kollegin, die verschiedenen Möglichkeiten, warum dein Kind sich an der Brust so unruhig verhält durchzusprechen. Im direkten Kontakt lässt sich sehr viel einfacher eine Lösung finden. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, ich danke Dir für die ausführliche Antwort. Da wir gerade diese Woche beim Kinderarzt waren, schließe ich den Sorr mal aus. Ich glaube viel mehr, dass er zu den Entdcdeckern gehört, das Problem haben wir bei ihm auch mit dem Nicht-Schlafen wollen und niemals entspannt sein können. Das Kind muss alles sehen und gerade auch alles anfassen, wahrscheinlich dauert ihm dann das Stillen an der Brust auch zulange.... aber ich habe Geduld und werde auch diese Phase mit ihm überstehen. Liebe Grüße Stepha


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