Mitglied inaktiv
Hallo, kurz zur Vorgeschichte: Meine Tochter wurde im Dez. 2013 per KS (wg. BEL) morgens geboren, sie wog nur 2.700 g und bekam direkt im Kreissaal noch ein Fläschchen, wegen der Gefahr einer Unterzuckerung. Ich wusste nicht wirklich viel vom stillen, dachte das klappt schon alles von alleine, daher wusste ich es nicht besser und habe die Kleine dann erst nachmittags als die Stillberaterin kam, das erste Mal angelegt. Mir wurde dann gesagt, alle 4 Std. sollte sie trinken, nachts geht auch mal länger. Habe das brav so gemacht, aber sie trank schlecht weil sie etwas gelb war. Ich war so verunsichert, weil sie nach dem kurzen trinken immer noch schrie, sodass ich meist ein Fläschen verlangte, weil ich dachte meine Milch reicht nicht. Von Stillhütchen über Becher und Schläuchlein mit Milch haben wir im KH alles ausprobiert, aber sie war einfach etwas trinkschwach. Zuhause wurde es dann besser, ich legte sie nach Bedarf an und sie "brauchte" nur noch abends ein Fläschen, weil mir niemand was zum Thema Clusterfeeding gesagt hatte. Als ich das dann zufällig gelesen hab, saßen wir jeden Abend stundenlang auf dem Sofa und das Fläschen war Geschichte. Habe dann 9 Monate gestillt. Es war für mich trotzdem ein schwieriger Start, den ich uns gerne diesmal ersparen möchte. So im Juli kommt jetzt unser zweites Kind, aus div. Gründen wird es wieder ein KS werden. Was kann ich diesmal besser/anderst machen? Also klar, erstmal von Anfang an nach Bedarf anlegen - darf ich das auch schon im Kreissaal, also sobald die Spinale nachlässt? Und dann zu Beginn so oft wie möglich anlegen oder ist dann die Gefahr von wunden Brustwarzen hoch? Und wie ist es nachts? Die Hebammen im KH meinten, auch nachts wecken, unsere Nachsorge-Hebamme meinte, ne muss man nicht, man kann das Kind ruhig schlafen lassen, das meldet sich dann wenn es Hunger hat?! Bitte gebt mir einen "Fahrplan" an den ich mich ungefähr halten kann. Werde wieder ins gleiche KH wie damals gehen, aber die Schwestern auf der Wochenstation hatten jede eine andere Meinung zum stillen und wie man es jetzt am besten macht, dass ich total verunsichert war. Vielen Dank und liebe Grüße Sun
Liebe Sun, es tut mir leid, dass Ihre erste Stillerfahrung nicht so war, wie Sie es sich gewünscht haben. Das muss sich beim zweiten Kind aber nicht zwangsläufig wiederholen. Es ist ein sehr guter Gedanke von Ihnen, sich bereits vor der Geburt des nächsten Kindes mit einer Stillberaterin in Verbindung zu setzen. Die wichtigste Vorbereitung für eine erfolgreiche Stillzeit ist, sich bestmöglichst zu informieren und sollte es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen, haben Sie gleich eine kompetente Ansprechpartnerin an der Hand. Ganz kurz kann man die wichtigsten Punkte für den Grundstein einer erfolgreichen Stillbeziehung auf die folgenden Schlagworte zusammenfassen: Bald stillen oft stillen uneingeschränkt stillen keine Flüssigkeit oder andere Nahrung dazugeben außer bei medizinisch begründeten Fällen. Das Baby sollte so bald wie möglich nach der Geburt zum ersten Mal angelegt werden und dann jederzeit und ohne zeitliche Einschränkung an die Brust dürfen, wenn es das will. Bei eher schläfrigen Kindern oder Babys mit verstärkter Neugeborenengelbsucht muss die Mutter unter Umständen den Takt angeben und dafür sorgen, dass das Kind mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an der Brust trinkt. Tee, Glukoselösung oder Wasser sind überflüssig und vor allem bei einer eventuell verstärkten Neugeborenengelbsucht sogar kontraproduktiv. Das Bilirubin (der gelbe Farbstoff, der für die Gelbfärbung der Haut bei der Neugeborenengelbsucht verantwortlich ist) wird nur zu zwei Prozent über den Urin ausgeschieden, der Rest wird durch den Darm ausgeschieden. Daher ist es unsinnig, die Gelbsucht „ausschwemmen" zu wollen. Wichtig ist, dass der Darm mit Nahrung versorgt wird und die Verdauung angeregt wird, das Mekonium möglichst rasch ausgeschieden wird. Das Kolostrum, die wichtige erste Milch wirkt abführend und begünstigt damit die Ausscheidung des Bilirubins. Der Organismus eines Neugeborenen ist auf viele, kleine Mahlzeiten eingestellt. Sein Magen hat etwa die Größe eines Teebeutels. Kleine Mengen an Muttermilch sind also absolut richtig und in Ordnung. Wichtig ist, dass Ihr Baby ab dem zweiten, dritten Tag mindestens drei bis vier Darmentleerungen hat und ausreichend Urin ausscheidet. Eine Gewichtsabnahme von etwa sieben Prozent des Geburtsgewichtes innerhalb der ersten Tage ist normal, bis zehn Prozent sind bei einem ansonsten gesunden Kind tolerierbar. Spätestens mit drei Wochen sollte Ihr Baby sein Geburtsgewicht wieder erreicht haben. Milchbildungstee ist nicht notwendig und es hat keinen Sinn ihn bereits während der Schwangerschaft zu trinken. Wenn überhaupt Milchbildungstee getrunken wird, dann bitte auch nicht mehr als höchstens zwei bis drei Tassen täglich, da mehr zu Bauchproblemen beim Kind führen kann. Wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen können Sie am besten dadurch vorbeugen, dass Sie sich informieren. Wunde Brustwarzen entstehen in über 80 % der Fälle durch falsches Anlegen oder Ansaugen. Es ist extrem wichtig, korrekt anzulegen, nicht nur um wunde Brustwarzen zu vermeiden, sondern auch, damit die Brust gut stimuliert und richtig entleert wird und so die Milchbildung gut in Gang kommt bzw. aufrecht erhalten wird. Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich möglichst gut über das Stillen und die grundlegenden Dinge wie korrektes Anlegen und Ansaugen, das Prinzip von Angebot und Nachfrage, Stillen nach Bedarf usw. informieren. Nochmals: Ganz wichtig ist dass Sie wissen, wie korrekt angelegt ist und woran Sie erkennen, dass das Baby richtig ansaugt und effektiv an der Brust trinkt. Hierzu bietet sich neben dem Lesen der entsprechenden Literatur (z.B. "Stillen gesund und richtig" von Denise Both und Gabi Eugster, "Das Handbuch für die stillende Mutter" von der La Leche Liga, "Stillen einfach nur stillen" von Gwen Gotsch) der Besuch einer Stillgruppe an. In einer Stillgruppe treffen Sie nicht nur andere stillende Mütter, sondern Sie lernen auch gleich eine kompetente Ansprechpartnerin kennen, für den Fall, dass es nach der Geburt zu Stillproblemen kommen sollte. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Erkundigen Sie sich auch einmal, vielleicht gibt es in Ihrer Nähe ein stillfreundliches Krankenhaus, dort verläuft der Start der Stillbeziehung oft sehr viel besser und es gibt echte und gute Unterstützung nach der Geburt. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Vielen Dank für ihre ausführliche Antwort. Meine PLZ ist 71093. Danke fürs raussuchen der Stillberaterin.
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