Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Warum mag ich nicht stillen?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Warum mag ich nicht stillen?

xKatja

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Ich weiß nicht was ich tun soll, ich bin hin und her gerissen. Ich mag das stillen einfach nicht, ich hasse es beinah. Ich habe mein erstes Kind 6 Monate lang gestillt, danach wollte mein Sohn die Brust einfach nicht mehr und ich war nicht traurig darüber. Vor einen Monat, 1,5 jahre nach meinen Sohn, gebar ich eine Tochter. Schon die gesammte Schwangerschaft musste ich mir einreden, dass ich stillen werde, weil es das beste für mein Kind ist, obwohl sich alles in mir sich dagegen gestäubt hat. Ich wünschte mir so sehr, dass es einfach von alleine nicht klappen würde, dann wären meine Schuldgefühle nicht. Aber es klappt wunderbar. Klar war es am Anfand extrem Schmerzhaft und meine Brustwarzen waren Blutig aber ich habe es durchgestanden, für mein Kind! Und jetzt, jetzt fängt es wieder wie damals an. Ich hasse es, ich zähle die Tage bis die 4 Monate rum sind und habe dann trotzdem Angst nicht abzustillen aus Schuldgefühlen meinen Kind gegenüber. Ich fühl mich Fett und möchte abnehmen, was aber mit dem Stillen nicht funktioniert, weil ich weiß das ich ausreichend essen muss, um meinen Kind nicht zu schaden aber dann bewegt sich kein Gramm. Ich möchte auch ein Glas Wein trinken, auch daran hindern mich Schuldgefühle. Ich fühl mich durchs Stillen ans Kind drangenagelt, dass ist besonders schwer für mich. Ich liebe meine Kind über alles und trage sie viel, andere sagen zu viel. Kuschele und Küsse sie gerne. Aber das tu ich gerne und zum Stillen fühle ich mich gezwungen. Ich versteh einfach nicht warum das so ist. Abstillen ist für mich mit großen Schuldgefühlen und Versagen verbunden. Ich fühl mich einfach egoistisch, egal wie ich mich verhalte. Vielleicht können Sie mir helfen und einen Rat geben, was ich machen kann und warum es mir so geht. Vielen Dank


Biggi Welter

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Liebe xKatja, es tut mir so leid, dass Du dich so schlecht fühlst! Nein, du bist keinesfalls eine schlechte Mutter, wenn du nicht stillst. Denn nicht jede stillende Mutter ist allein deshalb schon eine gute Mutter! Es gehört ja doch viel mehr dazu... Wenn eine Frau nicht stillen mag, wenn sie in sich ein Gefühl der Ablehnung dagegen spürt, könnte es aber vielleicht Ursachen dafür geben. Nicht für jede Frau etwa ist es leicht anzunehmen, dass das Kind sich von ihr ernährt. Das kann sehr bedrohlich wirken, und wer als Baby oder Kind selbst vielleicht nicht so "genährt" wurde, wie er/sie es benötigt hätte, der trägt da auch eine Last, die sich auf die Stillbeziehung auswirken kann. Ich denke, dass ganz generell die eigene Mutterschaft uns zurück zum Kind in uns führen kann, und uns dadurch Gelegenheit geben kann, schmerzhafte Erfahrungen bewusst zu machen und zu überwinden. Das ist eine Chance, aber kein Zwang. Und trifft sicher auch nicht für jede Frau zu. Du bist ganz sicher die bestmögliche Mutter für dein Kind, und niemand hat das Recht, deine "Qualität" zu beurteilen oder zu bewerten. Nicht heute, wenn es ums Stillen geht, und auch nicht später. Außer vielleicht in 20 Jahren dann mal deine eigenen Kinder : )) Ich möchte dir zum Thema zwei neue tolle Bücher empfehlen, die dir ganz sicher helfen werden, schau mal: http://www.amazon.de/Wie-stillst-nicht-Praxisbuch-stillen/dp/3466345669/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1377584982&sr=8-1&keywords=wie+du+stillst+nicht http://www.amazon.de/Stillen-ohne-Zwang-Sibylle-L%C3%BCpold/dp/3907625595/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1377585030&sr=8-1&keywords=stillen+ohne+zwang Wenn Du nicht abstillst, dann kannst Du zumindest abnehmen, die Sorge kann ich dir nehmen, denn selbstverständlich kann eine stillende Mutter auch Gewicht abnehmen und etwas für ihre Figur tun. Blitz und Modediäten sowie ein schneller Gewichtsverlust sind bei stillenden Müttern nicht unproblematisch. Echte Fastenkuren und Fastentage sind in der Stillzeit in jedem Fall nicht sinnvoll. Zwar gibt es inzwischen neuere Untersuchungen, die keinen Zusammenhang mehr zwischen dem Abbau der Fettdepots und dem Schadstoffgehalt der Muttermilch finden konnten. Dennoch ist es besser langsam abzunehmen und so auch dem JoJo Effekt auszuweichen. Auch Trennkost ist nicht empfehlenswert (u.a. da bei dieser Ernährungsform Blutzuckerschwankungen auftreten können). Es spricht jedoch nichts gegen eine moderate Diät. Und wenn Du tagsüber ausreichend Kohlenhydrate zu dir nimmst, kannst Du abends sicherlich darauf verzichten. Eine stillende Frau sollte jedoch ihre tägliche Kalorienmenge nicht unter 1800 Kalorien sinken lassen und nicht mehr als 500 g pro Woche (2 kg im Monat) abnehmen. Auch kannst Du ab und zu ein Glas Wein trinken, denn zum Thema Alkohol in der Stillzeit gilt folgendes: Das Komitee für Medikamente der Amerikanischen Akademie der Kinderärzte betrachtet Alkoholgenuss in der Stillzeit als vertretbar, obwohl beim Konsum großer Alkoholmengen Nebenwirkungen beobachtet wurden. Es konnten keine Schädigungen durch gelegentliches Trinken oder regelmäßiges Trinken geringer Alkoholmengen (ein Glas oder weniger täglich) festgestellt werden. Alkohol geht unbehindert in die Muttermilch über. Man hat herausgefunden, dass die Konzentrationsspitze in der Muttermilch 30 bis 60 Minuten nach dem Trinken bzw. 60 bis 90 Minuten nach dem Genuss von alkoholhaltigen Nahrungsmitteln erreicht wird (Lawton 1985). Alkohol wird auch unverändert aus der Milch und dem Kreislauf der Mutter ausgeschieden. Bei einer Frau mit einem Gewicht von 55 kg dauert es etwa zwei bis drei Stunden, bis die Alkoholmenge von einem Glas Bier oder Wein von ihrem Körper abgebaut wird (Schulte 1995). Allerdings dauert es umso länger, den Alkohol abzubauen, je mehr davon aufgenommen wurde. Bei einer Frau von 55 kg dauert es bis zu 13 Stunden, bis ein Glas eines hochprozentigen Getränks abgebaut wird. Die Auswirkungen von Alkohol auf ein gestilltes Baby stehen in direktem Zusammenhang zu der von der Mutter konsumierten Menge. Mäßiger bis starker Alkoholgenuss einer stillenden Mutter kann den Milchspendereflex beeinträchtigen, die Milchaufnahme des Babys hemmen, die motorische Entwicklung des Babys beeinträchtigen, langsame Gewichtszunahme und andere Nebenwirkungen beim Baby verursachen. Du siehst, Du musst gar nicht auf alles verzichten und Du könntest auch zusätzlich noch abpumpen und dein Mann kann Euer Baby füttern, wenn Du mal weg willst. Vielleicht hilft es dir wirklich, wenn Du ab und zu weg kannst? EGAL; wie Du dich entscheidest, es ist okay! Eine Stillbeziehung ist eine ZWEIERBEZIEHUNG und wenn einer sich nicht wohl fühlt, dann muss nach Alternativen gesucht werden. Du bist keine schlechte Mutter, bitte lass dir das von NIEMANDEM einreden! LLLiebe Grüße, Biggi


Jendriks_Mama

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Oh man! Du arme! Warum machst Du Dir so einen Druck? Was hasst Du so am stillen? Wäre pumpen eine Option? Ich finde es toll, fasst Du fas stillen für Dein Kind "auf Dich nimmst". Aber stillen sollte für Mama und Kind angenehm sein. Nicht nur für das Baby!


Murmeltier1979

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Hallo, Ich gehöre auch zu diesen " schrecklichen" Müttern, denen das Stillen leider keinen Spaß macht ;-) Ich tue es auch nur meinem Kind zuliebe. Ich bin eine absolute Niete was das Anlegen betrifft, es ist bei uns jedes mal ein gewurschtel und so wirklich bequem kriege ich es selten hin. Das ich die alleinige Verantwortung dafür trage das mein Kind satt wird und gut gedeiht und mein Körper dafür jederzeit funktionieren muß, erzeugt bei mir einen ungeheueren Druck. Ich bin jetzt gerade 3,5 Monate dabei und freue mich über jeden Tag den ich geschafft habe. Mein Ziel sind 6 Monate und darauf arbeite ich hin. Für mich dient das Stillen auch rein der Nahrungsaufnahme, entspanntes Kuscheln gibt es dannach. Und trotzdem, auch wenn das Stillen für mich wesentlich stressiger ist, als es mit Flasche wäre, so sehe ich es als ein Geschenk für mein Kind und machnmal tut man aus Liebe eben auch Sachen, die einem nicht gerade Spaß machen. Du liebst dein Kind doch deshalb nicht weniger, nur weil du das Stillen nicht magst. Und auch wenn du aufhörst zu stillen, wird es deinem Kind dadurch nicht schlecht gehen, so lange es Liebe und Geborgenheit bekommt, wird es auch so ein glückliches gesundes Kind werden :-) LG


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