Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wann stillt er sich ab?

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Wann stillt er sich ab?

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Hallo Biggi, mein Sohn ist jetzt 13,5 Monate und ich wollte ihn eigentlich so lange stillen wie er will. Er bekommt: 6:00 Stillmahlzeit 9:00 Frühstück vom Familientisch 12:00 Mittagessen vom Familientisch danach Stillen zum Einschlafen ( ca. 10 - 15 min. ) 15:00 Zwischenmahlzeit 18:00 Abendessen vom Familientisch 19:00 Stillen zum Einschlafen ( ca. 10 - 15 min. ) In der letzten Woche trinkt er wieder mehr ( länger ); wir waren auch schon mal ohne Mittagsstillen ausgekommen! Aber er fordert vehement die Brust ein: quengelt, zupft an meinem T-Shirt oder versucht es hochzuschieben. Vorallem mittags würde ich gerne aufhören zu Stillen, damit ich nicht so gebunden bin und ihn auch Mal zur Oma geben kann. Ich befürchte schon, dass er gar nicht mehr aufhören will ?! Bekannte haben mir erzählt, dass Ihre Kinder die Brust nicht mehr aufgeben wollten und ziemlichen Terror gemacht haben, wenn sie sie Mal nicht bekommen konnten. Ist meine Sorge unbegründet? Vielen Dank für Deine Antwort! Claudia


Biggi Welter

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Liebe Claudia, Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Leider verstehen manche Menschen (vor allem diejenigen, die selbst nicht oder nur sehr kurz gestillt haben) nicht, dass Stillen all das, was ich oben beschrieben habe und noch viel mehr bedeutet. Sie erkennen nicht, dass ein entsetztes, wütendes oder verletztes Kind an der Brust wieder den Weg zu sich selbst zurück findet und dabei auch noch sein Gesicht wahren kann. Es wird von der Mutter nicht bloßgestellt, sondern angenommen und kann sich in der sicheren Geborgenheit des Stillens wieder erholen und beruhigen. Das ist kein Terror, auch wenn mancher das wohl so empfindet. Es lässt sich nicht für jedes Kind vorhersagen, wie das Abstillen verlaufen wird. Manche Kinder trinken allmählich immer seltener an der Brust und dann nur noch alle ein, zwei Tage, schließlich nur noch einmal in der Woche und plötzlich ist das Kind abgestillt und die Mutter kann gar nicht genau sagen, wann das "letzte Mal" war. Andere Kinder beschließen relativ plötzlich, dass sie jetzt nicht mehr bei der Mutter trinken wollen und verkünden dies auch sehr deutlich (und lautstark). Manche (älteren) Kinder setzen sich auch ein Ziel ("an meinem Geburtstag höre ich auf"). Wenn Du dir aber für dich sicher bist, dass Du nachts nicht mehr stillen magst, dann wird das vermutlich nicht ganz ohne Trauer bei deinem Kind gehen. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. In diesen Gesprächen kannst Du dein Kind immer wieder darauf hinweisen, dass Du der Meinung bist, dass das Stillen am Mittag oder in der Nacht nun eingeschränkt wird, dass Du es aber weiterhin genau so sehr lieb hast, wie schon immer. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt dir, dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedesmal deinem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Du kannst dein Kind ja in der ersten Zeit zuerst stillen und dann deinem Partner übergeben. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, dein Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du allmählich und mit viel Liebe vorgehst und nicht zu schnell die Geduld verlierst. Denke daran, dass das Stillen für dein Kind viel mehr ist, als nur Ernährung. Mit Geduld, Ruhe und viel Liebe, werdet ihr das schaffen. LLLiebe Grüße Biggi


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