Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Verunsicherung zu "Stille ich mein Kind zu oft" (s.u.)

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Verunsicherung zu "Stille ich mein Kind zu oft" (s.u.)

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, immer wieder bin ich froh, wenn ich nach all den dogmatischen Ansätzen lese, dass ich einfach nach meinem Gefühl gehen darf. Je älter meine Tochter wird (jetzt 4 1/2 Monate), desto mehr merke ich auch, dass ich (Gott sei Dank) von so manchen Prinzipien abrücke, die sich in meiner kinderlosen Zeit in mein Gehirn eingegraben hatten (z.B. ein Kind muss im eigenen Zimmer schlafen, es darf an der Brust nicht einschlafen etc.). Und wenn es - wie jetzt - noch früh am Tag ist, die Sonnenscheinstunden ins Haus stehen, wir lachen, kuscheln und spielen können, ohne Geschrei ist das auch alles kein Problem. Aber wo ist die Grenze für mich? Das fällt mir so schwer zu definieren. Auf die Gefahr hin, böse Worte zu kassieren, aber ich habe wahrhaft nicht nur liebevolle und mitleidige Gedanken, wenn ich todmüde ins Bett falle, meine Tochter wach wird und nur noch brüllt. In dieser Situation weiß ich genau: Wenn ich jetzt aufstehe und sie rumtrage, ihr etwas vorsinge, dann wird innerhalb der nächsten halben, dreiviertel Stunde wieder ein friedliches Kind neben mir schlummern. Aber mein Temperament und mein Bedürfnis machen mir da ganz gnadenlos einen Strich durch die Rechnung. Ich bin wütend, erschöpft und hätte die größte Lust, sie einfach schreien zu lassen. Genauso beim Stillen: Manchmal ist es so beruhigend und schön, ihr beim Stillen zuzusehen. Je näher aber der Abend rückt, desto unruhiger und hampeliger wird sie. Alles strampelt und wackelt hin und her - unterbrochen durch ein Drücken, das mit einem Pups endet. Dann würde ich am liebsten alles hinwerfen und das Stillen sein lassen. Klar weiß ich oder vermute zu wissen, was dahinter steckt. Sicherlich weiß ich, dass mein Kind vollkommen außerstande ist, mich bestimmen oder drangsalieren zu wollen. Aber in solchen Momenten habe ich es so satt ... Ich weiß nicht, ob dieser Beitrag hier wirklich hergepasst hat. Mehr oder minder musste es wohl mal raus aus mir. Aber immer wenn ich hier im Forum bin, sei es im Stillforum oder hier in der Stillberatung oder in anderen, alles sieht bis auf praktische Probleme so einfach aus. Alle haben Mitleid mit ihren Babys, wissen jedoch nicht, wie sie ihnen helfen können ... Dabei habe ich solche Sehnsucht nach Schlaf am Stück und Verständnis für Wut auf ein kleines, hilfloses Wesen ... Tja, wenn vielleicht auch am falschen Platz, aber zumindest bin ich es jetzt mal losgeworden und schon geht es mir etwas besser. Und damit keiner auf falsche Gedanken kommt: Ich liebe meine Tochter unendlich und kann mir ein Leben ohne sie überhaupt nicht mehr vorstellen! LG Ulrike


Biggi Welter

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? Liebe Ulrike, der inzwischen erwachsene Sohn einer Kollegin hat mit etwa vier Jahren einmal gesagt „Mama, ich habe meinen kleinen Bruder lieb, aber jetzt kann ich ihn nicht ausstehen“. Und wie oft denken wir „ich liebe diesen Mann, aber im Moment macht er mich rasend“? Warum soll das mit unseren Kindern nicht auch mal so sein? Mütter sind doch nicht automatisch mit unendlicher Geduld und Sanftmut ausgestattet und verlieren ab dem Tag der Geburt des Kindes jegliche eigene Bedürfnisse. Es ist normal, dass auch wir Mütter Bedürfnisse haben und nicht immer wie Mutter Theresa mild lächeln und handeln und stets sanftmütig sind. Der wichtige Punkt ist der, dass wir uns auch unsere unguten Gedanken erlauben und auch aussprechen, aber und dennoch so im Griff haben, dass den Kindern nichts passiert. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Sind wir nicht alle einfach nur Menschen?! Mir ging / geht's ähnlich! Beim ersten Kind war das noch viel ausgeprägter. Beim zweiten war ich schon viel gelassener und beim dritten lass ich ihn im Bett schlafen wenn er will, still ihn wenn er will, trag ihn den ganzen Tag,... Und obwohl ich aufgrund der Erfahrung einiges anders mache und ich zum jüngsten Spross ein ganz relaxedes Verhältnis habe, könnte ich sie alle manchmal an die Wand ... Gut, ich würde sie ja auch wieder zusammen kehren ;-) Manchmal läuft bei mir das Fass über und das auch schon mal bei 80% oder ich kann auch oft bzw. immer öfter 200% aufnehmen. Aber das ist noch etwas unberechenbar. Nur schreien lassen kann ich kein Kind. Bin ich nicht für gemacht. Und wenn alle zur gleichen Zeit zu oft schreien, ist bei mir das Fass bei 50% übergelaufen. Dann brüll ich rum, gebe den älteren was leises zu tun und trage den kleinsten durch die Gegend. Der Haushalt ist ja auch noch da. Hoffe ich konnte dir helfen. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Es git ganz bestimmt noch viele andere Mütter, die ähnlich empfinden. Bedenke: Viele spielen eitel Sonnenschein und verstecken ein Gewitter! Die sind noch ärmer dran! Grüße, Vanessa


Mitglied inaktiv

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Guten Abend! Das spricht mir ehrlich aus der Seele! Ich habe am 14.04.2006 unseren Sohn zur Welt gebracht. Wir sind auch sehr stolz und überglücklich, da es unser erstes Kind ist. Ich stille den Kleinen auch und konnte mir in den nun erst vier Wochen schon so einiges anhören. "Du solltest mal mit einem Fläschen zufüttern, dann schläft er nachts besser", "also meine Kleine hat ja von Anfang an durchgeschlafen und mußte nicht alle 3 Stunden was haben", "versuche doch mal die Mahlzeiten immer eine halbe Stunde raus zu zögern, dann bekommt der Kleine einen besseren Rhytmus"! Das ist nur eine kleine Auswahl dessen, was ich mir schon antun musste. Anfangs war ich total verunsichert. Jetzt fange ich gerade an, mich mehr auf mein Bauchgefühl zu verlassen. Gerade wo mein Krümel auch noch speziell abends unter Bauchweh leidet. Ich kann diese ganzen Ratschläge schon nicht mehr hören. Es ist bereits sehr anstrengend mit Julian und auch ich hatte jetzt schon mal den Gedanken "Schrei doch, stört mich nicht, ich komm´ jetzt nicht" und hab mich gleich schon erschrocken, dass ich so denke. Für meinen Sohn würde ich alles tun!!! Aber der Schlafmangel und das Geschreie sind echte Bewährungsproben. Ich bin oft noch total unsicher, ob ich das Richtige tue. Schätze ich das Schreien richtig ein? Möchte er essen oder hat er Langeweile? Hört er sich gequält an, weil er vielleicht Bauchweh hat? Das ist wirklich nervenaufreibend. Ich bin wirklich froh, dass es anderen auch so geht! Da habe ich noch Hoffnung, doch keine so schlechte Mama zu sein!!! Schönen Abend noch! Ganz liebe Grüße Diana


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