Frage: Unbedingt Stillen?

(Habe die gleiche Frage auch im Forum gestellt- wollte auch Ihre Meinung hören?! Ich bin mir soo unsicher!) Hallo Ihr Lieben! Unser Sohn 3 Wochen wird gestillt, was bei unserer Grossen (2 1/2 Jahre) irgendwie nicht ging und sie gleich die Flasche bekam. Jetzt mein Problem: Zwischen mir/meinem Mann & unserer Tochter gibt es irgendwie nur Probleme und ich habe das Gefühl es liegt an der Stillerei. Mein Mann kann irgendwie keine Beziehung zu unserem Sohn aufbauen, er kann ihn nicht beruhigen... er reagiert auch gar nicht auf Ihn (was bei unserer Tochter ganz anders war). Und unsere Grosse ist auch so Mama bezogen und ich kann ihr irgendwie gar nicht gerecht werden und irgendwie muss Sie in allem zurückstehen - und das finde ich ungerecht! Tagsüber ist sie total lieb auch Ihrem Bruder gegenüber aber abends kommt das (B)Engelchen aus ihr raus -aber wie! Wir sind nie vor 23 Uhr im Bett alle! Und ich hab keine 5 Minuten für mich (bin ich zu egoistisch?) Meine eigentliche Frage: Ist es, es wirklich wert auf biegen und brechen zu stillen - wenn drum herum alles aus dem Ruder läuft? Liebe Grüsse Wieseweg

Mitglied inaktiv - 10.07.2007, 02:04



Antwort auf: Unbedingt Stillen?

Liebe Wiesenweg, ich denke, das Problem ist nicht ein Stillproblem, sondern ein Verständnisproblem zwischen Ihnen und Ihrer Umwelt, und hier nicht zuletzt mit Ihrem Partner, der sich möglicherweise auch zurückgesetzt fühlt. Ich kann Ihnen nun zwar Fakten, die für das Stillen auflisten, aber ganz wichtig dürfte das offene Gespräch mit Ihrem Partner sein, so dass Sie beide die Sichtweise des anderen nicht nur hören, sondern auch verstehen können. Vielleicht ist es gar nicht so sehr das Stillen, was Ihrem Mann Probleme bereitet, sondern das Gefühl der Ausgeschlossenheit, das er möglicherweise verspürt, wenn er die innige Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Sohn erlebt. Zwei so kleine Kinder sind eine ungeheuere Herausforderung. Doch das zweite Kind weiß nicht, dass es das zweite ist und dass seine Mutter noch ein Geschwisterkind zu versorgen hat und deshalb benimmt es sich wie alle Babys: es will durchschnittlich acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden und es wacht auch in der Nacht regelmäßig auf. Der Gedanke an die Flasche mag in dieser Stresssituation verlockend sein, aber künstliche Säuglingsnahrung ist absolut keine Gewähr dafür, dass Ihre kleine Tochter weniger eifert und Ihr Mann eine bessere Beziehung zum Kind entwickelt. Vielleicht ist ja auch nicht eine Veränderung bei der Ernährung (deren Ausgang sehr ungewiss ist) der Weg, der Ihnen weiter hilft. Gibt es die Möglichkeit, dass jemand Sie bei der Hausarbeit entlastet? Können Sie vielleicht einen zuverlässigen Teenager finden, der bereit ist sich stundenweise mit Ihrem älteren Kind zu beschäftigen, so dass Sie etwas Luft zum Ausruhen und Entspannen finden können? Wenn es einen Weg gibt, dass Sie wieder mehr Zeit für sich finden können und so zu etwas Erholung kommen, sind die häufigen Stillzeiten unter Umständen nicht mehr so ein großes Problem. Ihre ältere Tochter kann mit Ihnen zusammen zumindest einen Teil der Stillzeiten zu "besonderen" Zeiten machen. Sie können die Stillzeiten dazu nutzen mit dem älteren Kind ein Buch anzuschauen z.B. Astrid Lindgren "Ich will auch Geschwister haben" oder ein Fotoalbum mit Babybildern des größeren Kindes, damit es sieht wie es war, als es so klein war. Sie können auch eine "Stillkiste" zusammenstellen. In dieser Kiste sind besondere Dinge (z.B. ganz spezielle Stifte und glänzende Papierbögen, bunte Perlen, die zu Ketten aufgereiht werden können, ein Spielzeugauto je nachdem, was für das große Kind besonders attraktiv sein kann), die nur zu den Stillzeiten benutzt werden dürfen. Haben Sie ein Tragetuch? Für meine Begriffe gehört ein Tragetuch zu den wichtigsten Dingen der Babyausstattung. Es gibt Ihnen mehr Mobilität und gleichzeitig kann Ihr Baby Ihre Nähe spüren und Sie haben mindestens eine Hand für das Geschwisterkind oder andere Tätigkeiten frei. Wo schläft Ihr Baby denn? Falls es nicht in Ihrer unmittelbaren Nähe schläft, versuchen Sie einmal, es direkt neben Ihnen (entweder auf einer Matratze oder in einem Korb neben Ihrem Bett oder gleich mit in Ihrem Bett) schlafen zu lassen. So bekommen Sie nachts mehr Ruhe als wenn Sie aufstehen müssen. Bitten Sie Ihren Partner, Ihnen am Morgen einen Teller mit Häppchen zurechtzumachen, die Sie mit einer Hand essen können. So können Sie immer wieder einmal etwas aus dem Kühlschrank nehmen und essen. Stellen Sie sich an die Plätze, an denen Sie stillen ein Flasche Mineralwasser, eine Flasche Saft und ein Glas. So können Sie bei jedem Stillen immer etwas trinken. Fahren Sie den Haushalt radikal zurück. Ungeputzte Fenster verursachen keine Seuchen und nächstes Jahr fragt niemand mehr danach, wie oft Sie Fenster geputzt hast, aber eine ausgeruhte Mutter, fühlt sich besser. Tiefkühlgemüse ist nicht giftig und muss nicht geputzt werden. Nicht alles muss wirklich gebügelt werden. Denken Sie immer nur einen Tag weit und nicht "o Gott wie lange wird das noch so weitergehen". Ich wünsche Ihnen bald wieder ruhigere Zeiten und hoffe, es war ein Hinweis dabei, der Ihnen weiterhilft. LLLiebe Grüße Biggi Welter

von Biggi Welter am 10.07.2007