Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, mein Sohn Christopher ist jetzt drei Wochen alt. Am Anfang klappte es mit dem Stillen super, er hatte trotz Kaiserschnittentbindung schon am dritten Tag zugenommen und wog bei der Entlassung aus dem KH mehr als bei der Geburt. Es war zwar von Anfang an schwierig, ihn über längere Zeit zu stillen - meist schlief er nach längstens zehn Minuten ein, trotz Krabbeln am Unterkiefer und auch wenn ich ihn wie man mir geraten hatte vor dem Stillen komplett entkleidet habe - aber ich hatte den Eindruck, er wurde dabei satt (hat ja auch prima zugenommen) und wir kamen tagsüber im 3-4 Stunden-Rhythmus, nachts im 2-3 Stunden-Rhythmus zurecht. Seit einigen Tagen nun plagen ihn ziemlich Bauchkrämpfe und er trinkt meiner Meinung nach viel weniger - zumindest sind die Trinkphasen kürzer. Gegen das Bauchweh empfahl uns die Hebamme Lefax, um die Bläschenbildung zu vermeiden. Dies bekommt er nun seit Freitag, aber noch ist keine Änderung spürbar. Im Gegenteil, ich habe eher den Eindruck, dass in den kleinen Zwerg manchmal einfach nichts mehr reinpasst, denn er trinkt kürzere Zeit, saugt weniger stark und spuckt zu allem Überfluss manchmal auch noch einen Teil wieder aus. Besonders nachts ist es oft so, dass er beim Trinken einschläft, ich ihn wecke um ihn aufstossen zu lassen und nochmal die Brust anbiete. Meist mag er dann nicht und ich lege ihn wieder hin (im Moment schläft er wegen seiner Bauchkrämpfe in unserem Bett, sonst steht sein Kinderbett direkt neben unserem Bett), woraufhin er zu weinen beginnt. Biete ich ihm nun nochmals die Brust, trinkt er für ein bis zwei Minuten, schläft dann ein und dass Spielchen geht von vorne los. Ich frage mich daher nun: Hat er wirklich noch Hunger kann aber vor Bauchweh nicht trinken oder braucht er meine Brust als Trost? Ich kann ihn ja schließlich nicht durchgehend stillen, zumal unsere Hebamme riet, unbedingt die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, da sonst ständig frische Milch auf halbverdaute trifft, was erst recht Bauchkneifen mit sich bringt. Im Moment bin ich ziemlich ratlos und hoffe Du kannst mir weiterhelfen. Liebe Grüße Ines
Mitglied inaktiv
Liebe Ines, ich werde deine Fragen jetzt nicht in der von dir gestellten Reihenfolge beantworten, sondern so, wie es für mich einen Zusammenhang ergibt. Zunächst einmal gibt es keinen Grund, dass Du zwischen zwei Stillzeiten einen Mindestabstand einhältst. Es ist ein Ammenmärchen, dass ein Mindestabstand notwendig ist, um Bauchprobleme zu vermeiden oder sie zu beseitigen. Es gibt keinen Beweis, für die "Frische Milch auf halbverdaute Milch" Theorie. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Probleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland und im Extremfall kann das "Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen.. Interessanterweise sagen aber selbst die Anhänger dieser Theorie, dass bei einem Wachstumschub selbstverständlich häufiger angelegt werden darf und muss.(und dein Kind ist im typischen Alter dafür) Alle Stillexperten propagieren das Stillen nach Bedarf und ohne irgendeinen Mindestabstand. Muttermilch ist außerdem innerhalb von längstens 60 bis 90 Minuten vollständig verdaut. Lege dein Kind an, wenn es nach der Brust verlangt, ganz gleich ob die letzte Stillzeit vier Stunden oder eine Viertelstunde her ist. (Den Abstand zwischen zwei Stillzeiten berechnet man übrigens vom Beginn des letzten Anlegens bis zum Beginn des nächsten Anlegens). Verwendest Du einen Schnuller, um das Stillen hinauszuzögern? Wenn ja, dann kann es sein, dass wir schon die Ursache für die Blähungen gefunden haben. Es ist sehr wichtig, dass das Baby korrekt angelegt ist und richtig saugt. Ein gut angelegtes Baby, das korrekt saugt schluckt weniger Luft beim Trinken und Luft, die nicht verschluckt wird, muss auch nicht wieder nach oben befördert werden. Blähungen sind leider in vielen Fällen durch eine nicht richtige Anlegetechnik und/oder ein falsches Saugen des Babys verursacht. Ein Baby, das länger hingehalten wurde, trinkt in der Regel auch nicht gut an der Brust, so dass wir auch hier wieder bei einem Problem sind, das "hausgemacht" ist. Es ist deshalb auch immer wieder schade, dass Mütter mit solchen Ratschlägen wie dem des Mindestabstands verunsichert und zu neuen Problemen gebracht werden. Ich denke es wäre wirklich gut, wenn Du dich mit einer Stillberaterin in deiner Nähe in Verbindung setzen würdest. Sie kann dir ganz gezielte Tipps geben und dir vor allem auch zeigen, wie Du siehst, ob dein Baby richtig angelegt ist und gut saugt. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächste LLL Stillberaterin heraus. Die Abstände zwischen den Stillzeiten können mit zunehmendem Alter des Kindes durchaus länger werden, doch in der Regel will ein Baby in diesem Alter im Durchschnitt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Am besten lässt Du dich von deinem Kind leiten. Ein gesundes, voll ausgetragenes Kind weiß im Normalfall selbst am besten, wieviel und wann es etwas braucht. Ich hoffe, der lange Text hat dich jetzt nicht zu sehr verwirrt. LLLiebe Grüße Biggi
Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Ich habe bisher erst ein- oder zweimal das Stillen hinausgezögert, weil mir der Zwerg einfach viel zu leid tut, wenn er schreit. Auch hatte ich selbst den Eindruck, dass Christophers Bauchweh nicht mehr oder weniger wird, wenn ich die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten verlängere. Danke, dass Du mich in meiner Haltung dazu bestätigt hast! Einen Schnuller haben wir zwar mal probiert, aber nicht um das Stillen hinauszuzögern, sondern einfach weil er obwohl er satt war, herzzerreißend geschrien hat. Er hat den Schnulller allerdings nach kurzer Zeit ausgespuckt und war auch nicht dazu zu bewegen, ihn wieder anzunehmen. Daher glaube ich nicht, dass dies die Ursache für die Blähungen sein kann. Die Blähungen waren auch zuerst da, dann erst kam unser Versuch mit dem Schnuller. Er hat anfangs sogar abgelehnt, Tee aus dem Fläschchen zu nehmen. Ich hatte gehofft, dass Fencheltee ihm etwas Erleichterung bringt, aber er lehnte es rundweg ab. Mittlerweile nimmt er mal ein paar Schlucke (nur aus der Avent-Flasche mit entsprechendem Sauger), aber nur sehr zögerlich und er scheint auch kaum was aus dem Fläschchen herauszubekommen. Um nochmal auf das richtige Anlegen zurückzukommen, in meiner Entbindungsklinik wurde sehr großer Wert darauf gelegt, es uns richtig zu zeigen. Und es hat ja auch bis vor ein paar Tagen super geklappt. Zumindest war für mich keine Änderung spürbar, ich habe alles so gemacht wie zuvor und auch die Hebamme hat nichts gesagt, dass irgendetwas an der srt ihn anzulegen nicht richtig sei. Erst nachdem Christopher schon unter Blähungen litt, hat sich sein Saugverhalten geändert und er geht jetzt sehr leicht zum Nuckeln über. Nun frage ich mich natürlich, ob es - mal abgesehen vom eventuellem falschen Anlegen - noch andere Gründe für sein Bauchweh gibt und wenn ja was ich dagegen tun kann. Vor allem wundert mich immer wieder, dass sein Problem in erster Linie nachts auftritt (tagsüber ist er völlig beschwerdefrei, ganz selten kommt es auch gleich morgens oder spät abends mal vor, dass er richtige bauchkrämpfe hat). Lefax ist ja scheinbar nicht der Weisheit letzter Schluss, genaussowenig wie die zuvor probierten homöopathischen Mittel. Sorry, wenn das jetzt alles etwas konfus klingt, aber es tut mir in der Seele weh, den kleinen Zwerg so furchtbar schreien zu hören und ich bin daher über jeden Rat dankbar. Vielleicht hast Du ja recht und eine Stillberaterin kann uns weiterhelfen, ich wohne in 13156 Berlin. Liebe Grüße Ines
Mitglied inaktiv
Liebe Ines, bitte lass den Tee weg! Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen (da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen), sondern auch zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). Zur eingehenderen Information hänge ich dir am Schluss den Artikel einer Kollegin an. Es kann sein, dass dein Kleiner durch eine einzige Flasche (leider auch die von Avent) oder den Schnuller saugverwirrt ist und deshalb Luft schluckt und die Blähungen hat. Gerade zu Beginn sollten alle künstlichen Sauger (Flaschensauger und Beruhigungssauger) möglichst vermieden werden. Das Saugen an der Brust und das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich ganz erheblich voneinander und viele Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht zurecht und reagieren mit einer Saugverwirrung. Viele Babys haben aber auch so Blähungen und die Mutter kann oft tun und lassen was sie will, es ändert sich nichts an der Tatsache, dass ihr Kind weiter unter Blähungen leidet. Es kommt vor, dass sich keine ersichtliche Ursache für die Blähungen finden lässt. Am ehesten trifft wahrscheinlich in diesen Fällen wohl die Vermutung zu, dass manche Babys ein empfindlicheres Verdauungssystem haben als andere, und dieser Faktor, im Zusammenwirken mit Spannungen und Stress von außen, der wahrscheinlichste Grund für die Blähungen sind. Ein ruhiger, sanfter Umgang mit Deinem Baby ist sehr wichtig. Viele Ärzte sind der Ansicht, dass öfter verabreichte kleine Mahlzeiten, die auf das kleine Verdauungssystem des Babys besser abgestimmt sind, ihm besser bekommen. Im Alter von drei Wochen sind häufige Mahlzeiten (10 bis 12 Stillmahlzeiten innerhalb von 24 Stunden) ohnehin die Regel, so dass dies kaum Probleme bereiten dürfte. Gerade Kolikkinder profitieren vom Getragenwerden und dem dabei zwangsläufig entstehenden Körperkontakt. Hast Du ein Tragetuch? Ein Tragetuch erleichtert nicht nur das Tragen des Kindes, es gibt dir auch die Möglichkeit zumindest eine Hand frei zu haben, um sich auch anderen Dingen (z.B. der Hausarbeit) zu widmen. Und keine Sorge: das Getragenwerden führt nicht dazu, dass Du Christopher verziehen wirst. Im Gegenteil, Studien belegen, dass Kinder, die als kleines Baby viel getragen wurden, später ausgeglichener und zufriedener sind und weniger Weinen. Du kannst auch versuchen deinem Baby durch Tragen in der Kolikhaltung (auch Fliegergriff genannt, das Baby liegt mit seinem Bauch auf dem Unterarm des Erwachsenen, mit dem Kopf in der Ellenbeuge ruhend), durch massieren des Bauches und durch Wärmeanwendungen (gut geeignet dazu sind Hot Cold Packs) auf den Bauch Erleichterung zu verschaffen. Fencheltee wirkt auch, wenn er von der Mutter getrunken wird und auf diese Weise lässt sich die Gefahr einer Saugverwirrung umgehen. Allerdings sollten nicht mehr als zwei Tassen pro Tag getrunken werden, weil er sonst zu Blähungen führen kann. Fast immer wachsen die Babys mit etwa drei Monaten aus dem "Kolikalter" heraus. Ich hoffe, das ihr diese anstrengende Zeit bald überstanden habt. LLLiebe Grüße Biggi Ist zusätzliche Flüssigkeit für gesunde, voll gestillte Babys notwendig? Von Denise Both, IBCLC Immer wieder wird stillenden Müttern gesagt, dass Muttermilch alleine für ihr Kind nicht ausreichend sei und sie unbedingt Tee oder Wasser zugeben müssten. Die für diese Empfehlung angeführten Gründe sind vielfältig, stehen jedoch im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen zur Stillförderung, die UNICEF und WHO im Rahmen ihrer Initiative "Stillfreundliches Krankenhaus" veröffentlicht haben. Zusätzliche Gaben von Tee, Glukoselösung oder Wasser sind bei einem voll ausgetragenen, gesunden Baby, das ausschliesslich mit Muttermilch ernährt wird, nicht notwendig und können den Stillerfolg erheblich gefährden. Auch wenn unter unseren westlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, dass das Kind durch verunreinigtes Wasser Schaden nimmt, so können sich zusätzliche Flüssigkeitsgaben bei einen Neugeborenen auf andere Weise auswirken. Zusätzlich gegebene Flüssigkeit füllt den Magen des Babys und verringert so sein Interesse am Gestilltwerden. Ein Baby, dessen Magen mit Tee gefüllt ist, erhält nicht genügend Kalorien. Tee und Glukoselösungen wirken sich störend auf das Stillen aus. Babys, die derartige Flüssigkeiten erhalten, neigen dazu, mehr an Gewicht zu verlieren als Babys, die ausschliesslich gestillt werden. Zusätzlich verabreichter Tee (oder Glukoselösung) trägt zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bilirubinwerte eines Babys um so höher liegen, je mehr Tee es in den ersten Lebenstagen erhalten hat. Das Mekonium (erster Stuhlgang) ist sehr bilirubinreich. Kolostrum hat eine abführende Wirkung und hilft dem Baby bei einer beschleunigten Ausscheidung des Mekoniums. Dadurch wird der Bilirubinwert niedrig gehalten. Zusätzlich gegebener Tee hingegen regt nicht zu Darmbewegungen an, verursacht eine Rückabsorption des Bilirubins in den Körper des Babys und trägt somit zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Auch während einer Phototherapie bei verstärkter Neugeborenengelbsucht sollte das Kind bevorzugt häufig Muttermilch statt Tee erhalten Wird Flüssigkeit mit einer Flasche gegeben, kann dies zu Stillproblemen, einer Schwächung der Saugfähigkeit oder Ablehnung der Brust führen. Ein Neugeborenes kann auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren. Eine Saugverwirrung kann zu gravierenden Stillproblemen führen. Auch bei heissem Wetter ist es nicht notwendig zusätzliche Flüssigkeit zu geben. Muttermilch genügt auch in dieser Situation als vollwertiges Nahrungsmittel und enthält genau das richtige Verhältnis von Flüssigkeit und Nahrung, um Hunger und Durst des Babys zu befriedigen. Wichtig ist jedoch, dass die Mutter das Baby nach Bedarf stillt, was bei heissem Wetter häufiger der Fall sein kann.