Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Tochter wacht nachts sehr oft auf

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Frage: Tochter wacht nachts sehr oft auf

Tali1818

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Hallo, ich bin momentan mit meinen Kräften wirklich am Ende. Meine Tochter (5 Monate) wacht nachts bis zu 5 mal auf. Sie hat in den ersten 2 Monaten durchgeschlafen (1 mal stillen morgens um 4). Danach waren es 2 mal Stillen pro Nacht. Inzwischen schafft sie es teilweise nicht mal 3 Stunden am Stück zu schlafen. Ich stille sie dann auch immer. Meistens schreit sie zwar nicht, sondern meckert nur, aber sobald ich sie auf den Arm nehme oder sie streichele schreit sie wie verrückt und kommt nur zur Ruhe, wenn ich sie stille.Es gibt Tage da nuckelt sie nur, aber in den letzten Tagen habe ich teilweise das Gefühl, dass sie bei den nächtlichen Mahlzeiten mehr trinkt als tagsüber. Ich habe Sie bis vor 2 Wochen vollgestillt. Seitdem bekommt sie mittags Gemüsebrei, den sie auch sehr gerne isst. Sie schläft abends und tagsüber generell nur auf dem Arm oder an der Brust ein. Tagsüber schläft sie auch wenig. Meistens nur 2x eine halbe Stunde. Woran kann es denn liegen dass sie so schlecht schläft? Ist es ein Fehler sie immer zu stillen wenn sie wach wird? Sie wiegt leider auch wenig (Geburtsgewicht 2700g, jetzt ca. 5400g) und nimmt auch wenig zu (letzte Woche nur 30 g- Kinderärztin meint aber es ist alles npch im grünen Bereich). Eigentlich wollte ich nach 6 Monaten gerne komplett abstillen, aber ich sehe noch nicht wie das funktionieren soll... Sorry für den langen Text und die viele Fragen!


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Tali1818, nein, Du machst nichts falsch, wenn Du dein Kind immer stillst und gerade, wenn es nicht so gut zunimmt, ist das sogar notwendig! Vor laaaanger Zeit, als ich noch in der Ausbildung zur Stillberaterin war, hat meine Ausbilderin immer gesagt "wenn man die Gewichtszunahme eines Babys bremsen will, dann sollte man bereits relativ früh mit Beikost beginnen, wenn man die Gewichtszunahme steigern will, dann sollte man auch bei dem kleinsten bisschen Durst stillen". So würde man das heute nicht mehr formulieren, denn inzwischen weiß man ganz genau, dass es nicht notwendig ist, die Gewichtszunahme eines Stillkindes zu bremsen. Aber was stimmt, ist dass Beikost, vor allem wenn es sich um Gemüse handelt, dem Kind deutlich weniger Kalorien zuführt als Muttermilch. Deshalb gilt ja auch, dass der Begriff "BEI Kost" wörtlich verstanden werden soll. Es ist keine ANSTATT Kost, sondern eine zusätzliche Ergänzung zur Muttermilch. Die Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle sein und die Beikost sollte ein "Zubrot" sein. Erst im zweiten Lebensjahr kehren sich die Verhältnisse um. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder sechs Monaten. Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. LLLiebe Grüße Biggi


Tali1818

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Hallo Biggi, vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Zum Thema Schlafen: Deine Erklärungen hören sich sehr logisch an. Ich versuche etwas geduldiger zu sein. Vielleicht wird es ja in 1-2 Monaten besser. Ich habe mir auch schon das Buch "Schlafen statt Schreien" gekauft. Hoffe ich finde bald auch die Ruhe es zu lesen... Zum Essen: Jetzt bin ich leider etwas beunruhigt. Ich dachte Babys nehmen bei Brei mehr zu, so ist es zumindest bei Babys im Bekanntenkreis gewesen!? Ich wollte hauptsächlich mit dem Brei anfangen, weil ich nicht mehr so gerne voll stillen möchte und meine Tochter die Flasche nicht nimmt. Denn Gemüsebrei ist sie wirklich gerne. Sollen wir ihn dann aber doch lieber weglassen und einen Milchbrei geben?


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Tali1818, es wird immer wieder geraten, dass ein zögernd zunehmendes Baby Beikost erhalten sollte. Doch gerade bei einem Kind unter sechs Monaten, das nur schleppend zunimmt, muss das sehr differenziert betrachtet werden, denn mit der Beikost wird die hochkalorische Muttermilch durch eine Nahrung ersetzt, die deutlich weniger Kalorien hat. So müsste ein Kind fast die vierfache Menge an Karotten wie an Muttermilch zu sich nehmen, um die gleiche Kalorienmenge aufzunehmen. Im Klartext heißt das, dass die Gabe von Karotten, die Gewichtszunahme sogar noch weiter verlangsamen kann. Du kannst sicherlich Milchbrei geben, allerdings ist dein Kind für alleinige Beikost noch viel zu jung. Wenn Du abstillen möchtest, braucht dein Kind noch einen Ersatz für die Brust. Da sich die Techniken des Trinkens an der Flasche und an der Brust deutlich unterscheiden und sich ein Flaschensauger ganz anders anfühlt als die Brust, lehnen viele Stillkinder die Flasche ab. Wenn die Mutter die Flasche geben will kommt noch dazu, dass es sich denkt „Was soll denn damit? Ich kann doch die Milch meiner Mutter riechen und fühle ihre Brust und bekomme so etwas Seltsames in den Mund gesteckt". In einigen Fällen hilft es daher, wenn jemand Anderes die Flaschenfütterung übernimmt. Es empfiehlt sich auch, nicht zu warten, bis das Baby sehr hungrig oder müde ist. Müde oder hungrige Babys sind nicht unbedingt daran interessiert etwas Neues auszuprobieren. Manche Babys wollen auch einfach nicht aus einer Flasche trinken. Bei diesen Kindern kann man dann versuchen, ob sie aus einer Trinklerntasse (Schnabeltasse) trinken. Viele Mütter berichten, dass ihre Babys die Trinklerntasse von Avent mit dem weichen Schnabelaufsatz gerne (oder zumindest lieber) annehmen. Unter Umständen kann man auch löffeln. Hier noch ein paar Tipps, wie das Baby die Flasche vielleicht besser annimmt: • die Flasche anbieten, ehe das Baby zu hungrig ist • das Baby beim Flaschegeben in ein Kleidungsstück der Mutter (Geruch) einwickeln • den Flaschensauger nicht in den Mund des Babys stecken, sondern die Lippen des Babys damit berühren, so wie die Mutter dies mit der Brustwarze tut • den Flaschensauger mit warmem Wasser auf Körpertemperatur bringen oder beim einem zahnenden Baby abkühlen, um die Zahnleisten zu beruhigen • verschiedene Saugerformen und Lochgrößen ausprobieren • verschiedene Haltungen beim Füttern einnehmen • versuchen das Baby im Halbschlaf zu füttern • geduldig bleiben und auch alternative Fütterungsmethoden in Betracht ziehen (z.B. Becher, Löffel) Die Becherfütterung ist mit der richtigen Technik keineswegs aufwändiger als die Flaschenfütterung und deshalb durchaus eine Alternative zur Flasche und gerade bei einem Kind ab sechs Monaten lässt sich der Becher gut einführen und die Flasche muss nicht mehr in jedem Fall unbedingt eingeführt werden. Wichtig ist, dass Du wirklich geduldig bleibst. LLLiebe Grüße Biggi


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