Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Tochter 16 Monate schläft zur Zeit gar nicht mehr...

Frage: Tochter 16 Monate schläft zur Zeit gar nicht mehr...

Mitglied inaktiv

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Hallo, unsere Tochter war von Anfang an ein schlechter Schläfer und wird mit ihren 16 Monaten noch immer gestillt - Parallel dazu isst und trinkt sie (aus dem Glas) ganz normal und kommt durchaus tagsüber ohne stillen aus. Das Problem: Je mehr Zeit sie ohne mich verbringt, desto schlimmer wird die Nacht. Nun muss ich aber leider arbeiten, in den ersten Monaten hatten wir damit auch keine Probleme, weil ich sie immer zur Arbeit mitgenommen habe. Seit ich sie allerdings von Oma oder papa betreuen lasse, macht sie mir nachts das Leben schwer. Ein oder zwei Tage gehen recht spurlos vorbei, als ich vor kurzem aber eine ganze Woche (tagsüber) weg war, hat sie nachts gar nicht mehr geschlafen. Ich habe das Gefühl, sie müßte sich im Sekundentakt vergewissern, dass ich noch da bin. Je länger ich zu Hause bin, desto besser werden wiederum die Nächte (allerdings sollte man dazu sagen, dass "gut" nur noch 4-5 Mal wach werden bedeutet...) Es wäre gar nicht so schlimm, wenn sie sich mit Kuscheln begnügen würde, aber sie will unbedingt an die Brust (was ok ist und was ich die meiste Zeit genieße), aber da sie das teilweise tatsächlich ununterbrochen macht, sich dabei herumwälzt und ganz nebenbei auch noch diverse Zähne hat, empfinde ich das als ausgesprochen unangenehm. Davon abgesehen bleibt mir dank dieser unsanften Behandlung nicht einmal das übliche Wegdämmern während des Stillens, weil sie permanent entweder aus dem Bett zu fallen droht oder sich mit ihren Zähnen an meiner Brustwarze festhält. Ich möchte nicht abstillen, weil wir es beide (meistens) wirklich schön finden, aber ich habe schon massivste Schlafstörungen und möchte wenigstens mal 2 Stunden am Stück wieder schlafen können. Ach ja, tagsüber schläft sie bei vielen Gelegenheiten problemlos ein und durch, nachts nur bei mir an der Brust. Da hat kein anderer eine Chance. Sie schreit dann auch wirklich sehr jämmerlich, eher wie Säuglinge kurz vor dem vermeintlichen Hungertod und nicht etwa wütend, weil sie ihren WIllen bekommen möchte. Ich hatte vor einiger Zeit schon mal gefragt, da hieß es "weitermachen", was damals ganz gut ging, weil dann wieder eine bessere Nacht folgte, aber im Moment ist es einfach furchtbar. Gibt es irgendwas, um ihr vielleicht die Verlustängste zu nehmen (wir haben sie nie irgendwo allein gelassen, sind nie "heimlich verschwunden", sondern haben uns immer offiziell verabschiedet etc., ich weiß gar nicht, woher das kommt.)? Vielen Dank auf jeden Fall fürs Lesen :-)


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Nicole-Mami, auch jetzt habe ich (leider) keinen anderen Tipp für dich, denn dein Kind zeigt wirklich Verlustängste. Selbst wenn Du jetzt mit aller Macht das Stillen in der Nacht verweigern würdest, würde dein Kind nicht plötzlich länger schlafen und Du müsstest es auf andere Art und Weise beruhigen. Für dein Kind ist die Welt im Moment äußerst turbulent und es muss langsam lernen, teilweise getrennt von dir zu sein. Du merkst ja selbst ganz deutlich, dass die Nächte noch schlimmer sind, wenn Du länger als üblich unterwegs bist. Dein Kind braucht dann einfach eine „Extraportion Mama“ und ich habe keine Lösung, wie es im Moment besser werden könnte. Hast Du schon einmal daran gedacht, dir die Nächte auf andere Weise zu vereinfachen? Die Angst, das Kind könnte aus dem Bett fallen haben viele Mütter und doch funktioniert es gerade bei einem Kind das bereits über ein Jahr ist recht gut, es im Elternbett (alleine) liegen zu haben. Die meisten Kinder haben recht schnell raus, wie sie aus dem Bett herauskrabbeln können, ohne zu stürzen. Als Absicherung kannst Du entweder das Kinderbett an eine Seite stellen (mit der Matratze auf der gleichen Höhe wie euer Bett und dem Gitter auf der dem Elternbett zugewandten Seite abmontiert) oder aber Du stellst das Bett mit einer Breitseite gegen die Wand und legst auf der anderen Seite eine (Kinderbett)Matratze zum Abpolstern bei einem eventuellen Herausfallen auf den Boden. Es gibt auch Bettgitter, die sich problemlos an der Seite des Bettes befestigen lassen. Die „Radikallösung" könnte sein, dass ihr euer Bett abbaut und nur mehr die Matratzen auf den Lattenrosten auf den Boden legt, noch mindestens eine Matratze daneben legt und so eine große Liegefläche mit Platz für alle habt. So könntest Du doch etwas mehr ruhen. Auch kannst Du mit deinem Kind sprechen und ihm sagen, dass es dir weh tut, wenn es sich herumwälzt beim Stillen. Auch das wird anfangs Tränen geben, aber dein Kind kann das lernen! Erkläre deiner Kleinen zunächst, dass sie damit aufhören soll. Beim nächsten Mal, wenn sie an der Brust zu ziehen beginnt, nimmst Du ihr die Brust, sagst „nein" und hältst sie vielleicht auch fest. Hilft das alleine noch nicht, kannst Du deiner Tochter in Verbindung mit einer Erklärung, dass Du das keineswegs lustig findest ein Stück von dir wegrücken oder Du stehst auf. Mit liebevoller Konsequenz wirst Du deiner Kleinen diese Angewohnheit abgewöhnen können. Ich hänge dir noch einen Text von Dr. Paky an, der mich immer wieder berührt und dir vielleicht etwas Trost spenden wird. Ich hoffe, Du bist nicht enttäuscht von meiner Antwort. LLLiebe Grüße, Biggi Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Prim. Dr. Franz Paky, Leiter der Schreiambulanz (Ambulanz für Schreien und Schlafstörungen) der Kinderabteilung des LKH Mödling Schlafen, Alleinsein, Finsternis Für ein Kind gibt es nichts Schlimmeres, als den Schutz und die elterliche Geborgenheit zu verlieren. Mit der Finsternis der Nacht reißt die Gewißheit ab, dass der elterliche Schutz gegeben ist. Nichts ist leichter verständlich, als dass sowohl das Einschlafen als auch das nächtliche Aufwachen für ein Kind mit Angst verbunden ist. Es ist ebensowenig verwunderlich, dass viele Methoden entwickelt wurden, den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf für das Kind zu erleichtern. All diesen Riten ist gemeinsam, dass sie die elterliche Gegenwart in den Schlaf hinein zu erhalten suchen (Wiegenlied, Gute Nacht Geschichte, Gute Nacht Kuß, Kuscheltier als Übergangsobjekt usw.). Schlafen Loslassen Nicht nur für das Kind ist mit dem Einschlafen eine Trennung von den Eltern verbunden. In ähnlicher Weise erleben die Eltern das Einschlafen des Kindes als Trennung. Insgeheim stellt sich die Frage: Wird das Kind ohne unsere Hilfe einschlafen? Wird sich das Kind ohne weiteres (?) von mir trennen? Wird es auch wieder von selbst wach? Zwei Arten von guten Schläfern die echten und die resignativen Nicht alle Kinder, die unkompliziert einschlafen und durchschlafen, sind zu beneiden. Wenn Babys spüren, dass ihr Schreien in der Nacht die Eltern unter keinen Umständen auf den Plan rufen kann, geben sie auf und schlafen den Schlaf der Resignation. Auf diesem Mechanismus beruht der scheinbare Erfolg der älteren Generation, ein Kind beim Einschlafen unbegrenzt schreien zu lassen. Die Entwicklung des Babys und das Schlafproblem Um das sechste Lebensmonat erweitern Babys ihren sozialen Horizont beträchtlich. Sie lernen zwischen ihren vertrauten Eltern und fremden Menschen zu unterscheiden ("Fremdeln"). Die Angst, die damit einhergeht ("Achtmonatsangst"), führt nicht selten zu einer Störung des Schlafes. Kinder, die in den ersten Lebensmonaten zur Freude ihrer Eltern bereits durchgeschlafen haben, beginnen dann nachts mehrmals wach zu werden. Oft brauchen sie nicht mehr als die Versicherung, dass alles in Ordnung ist. Ein kurzes Nuckeln an der Brust oder allein der Zuspruch einer vertrauten Stimme genügen, dass das Kind weiterschläft. Häufig führt aber die Schlafstörung zur Sorge der Mutter, dass das schon größer gewordene Kind mit ihrer Milch nicht mehr genug hat. Dann erhält das Kind an Stelle des Trostes, den es braucht, mehrere Mahlzeiten, die eigentlich überflüssig sind. Welcher Erwachsene, der gut schlafen will, würde sich absichtlich zu diesem Zweck den Bauch voll schlagen? Das Schlafparadoxon Wenn wir den Schlaf dringend herbeisehnen, stellt er sich am zögerndsten ein. Eine ganz ähnliche Erfahrung machen wir mit unseren Kindern. Wenn wir am wenigsten darauf angewiesen sind, schläft unser Kind am leichtesten ein. Brauchen wir dagegen unseren eigenen Schlaf dringend, weil wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen oder einen schwierigen Termin haben, dann spielt das Kind nicht mit. Es will und will nicht einschlafen. Und noch weniger gönnt es uns einen ununterbrochenen Schlaf. Man gewinnt fast den Eindruck, als würden wir das Kind mit unserer Aura des Schlafzwanges am Schlaf hindern. Wenn sich ein Vater, der sein Kind mit allergrößten Mühen zum Einschlafen gebracht hat, auf leisesten Sohlen vom Bett fortschleicht, weckt er das Kind mit seiner Angst, dass es wieder wach werden könnte, tatsächlich auf. Dieses Phänomen zwingt uns dazu, über den eigenen Schatten zu springen. Wir müssen uns nach dem Rhythmus des Kindes richten und aufhören, ihm unsere Bedürfnisse aufzuzwingen. Individueller Schlafbedarf Jedes Kind braucht wie übrigens erwachsene Menschen auch eine individuelle Zahl von Schlafstunden. Die Spannbreite liegt bei Kindern im zweiten Lebenshalbjahr bei 9 bis 14 Stunden (Largo Kinderjahre 1999, S. 27). Behinderung der Selbstregulation Groß ist die Gefahr, dass sich Eltern in guter Absicht in Vorgänge einmischen, über deren Ablauf das Kind selbst bestimmen soll. Als Beispiele seien das Essen und das Trinken, die Kleidung und die Kontrolle von Stuhl und Harnausscheidung genannt. Die Selbstregulation über diese Vorgänge wird vom Kind im Lauf seiner normalen Entwicklung übernommen. Greifen die Eltern allerdings in diese Entwicklung ein, wird die Selbständigkeit nicht erreicht. Den Eltern bleibt damit die Bürde der Kontrolle erhalten, und das Kind bleibt in Abhängigkeit. In typischer Weise tritt dieser Mechanismus beim Schlaf auf. In der Meinung, dass die Eltern die volle Verantwortung für die Tiefe und die Dauer des Schlafes ihres Kindes tragen, wird dem Kind seine Selbständigkeit verwehrt und die Eltern zerbrechen an der Bürde der Kontrolle, die sie selbst nicht abgeben können. Die Kunst, sein Kind schlafen zu lassen Auf übermüdete und erschöpfte Eltern wirkt es vermutlich zynisch, wenn ich davon spreche, dass es bei der Kunst, sein Kind schlafen zu lassen, um die eigene Gelassenheit und das Loslassen des Kindes geht. Nach allem, was man schon versucht hat, sollte es gerade mit dem Loslassen funktionieren, wo man doch weiß, dass nichts schwerer ist im Leben als das Loslassen. Vertrauen in die Selbstregulation des Kindes ist der Schlüssel zum Loslassen und damit auch zum Schlafenlassen des Kindes. Wenn man dieses Vertrauen erwirbt, wird man sich vom Kind für die Zeit des Schlafes trennen können, ohne den Kontakt ganz zu verlieren. Das Kind wird auch in einer unruhigen Umgebung und ohne großes Geschrei einschlafen können. Vor allem wird es möglich sein, das Kind im Elternbett schlafen zu lassen und auf diese Weise das Stillen nach dem natürlichen Bedarf von Mutter und Kind beizubehalten. Jedes Kind kann schlafen lernen Weil es schwierig ist, diese Zusammenhänge bewußt zu machen, erfreuen sich Bücher, die sich auf ein Training bzw. auf eine Dressur des kindlichen Verhaltens beschränken, großer Beliebtheit. Am populärsten sind zur Zeit wohl Methoden der dosierten Frustration. Anstatt bei sich selber anzufangen, läßt man das Kind etwas länger schreien, so lange, bis es davon überzeugt ist, dass man als Nachtwächter oder Tröster nicht in Frage kommt. Der Erfolg stellt sich scheinbar ein, indem das Kind den Schlaf der Resignation schläft. Die Chance, dass sowohl die Eltern als auch das Kind aus dem Problem des gestörten Schlafes etwas lernen und auch für sich gewinnen, wird damit aber vertan. Wir sollten die Chance wahrnehmen, die darin liegt, die Kunst zu erwerben, sein Kind schlafen zu lassen.


Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, erst einmal danke für Deine ausführlichen Worte und Deine Tipps. Die meisten nutzen mir leider nicht so viel, weil wir schon versucht haben, es uns so einfach wie möglich zu machen und da nicht mehr so viel Nachbesserungsmöglichkeiten sind. Wir schlafen beide auf einer Matratze auf dem Fussboden im Kinderzimmer, so dass nachts nicht alle gestört werden. Runterfallen kann sie also nicht, aber sie mag es nicht, wenn sie über die Matratze rüber-/runterrutscht. Sollte sie irgendwann einmal in der richtigen Position gelandet sein (z. T. auf der Bettdecke auf dem Fussboden und z. T. auf der Matratze), dann schläft sie erstaunlich gut, aber diese Position findet sie höchstens alle paar Wochen mal, weil sie sich meist vorher schon in Rage weint (das ist dann allerdings Wutgeschrei). Im Ehebett haben wir auch schon mal einen Versuch gestartet, aber das mag sie irgendwie auch nicht, obwohl sie mittags sehr gut im Ehebett schläft (in ihrem eigenen Bett macht sie höchstens ein paar Minuten Mittagsschlaf und ich habe es jetzt aufgegeben, sie da hinein zu legen). Überhaupt mag sie beim Schlafen eigentlich gar nichts - keine Decke, keinen Schlafsack, kein Angefaßt-werden (ich weiß gar nicht was wir machen sollen, wenn es kälter wird) - nur nuckeln an der Brust. Stillen verweigern würde gar nicht gehen. Selbst ich kann sie nicht einfach nur durch meine Anwesenheit beruhigen, sondern muss ihr die Brust geben - als würde sie es nicht glauben, dass ich da bin, wenn sie nicht nuckeln kann. Richtig ansprechbar ist sie in dem Zustand auch nicht wirklich, aber an der Brust beruhigt sie sich sofort. Die letzte Nacht war auch wieder ein bisschen besser (wenigstens mal eine halbe Stunde Pause), man ist ja schon für Kleinigkeiten dankbar... Na gut, dann halten wir eben weiter durch, es hilft ja nichts. Ich hoffe, sie dankt es mir eines Tages, indem sie ein wirklich glückliches Kind ist/wird (wehe wenn nicht!!!). Liebe Grüße zurück Nicole-Mami


Biggi Welter

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Liebe Nicole-Mami, ich musste eben ganz schön grinsen, weil ich früher GENAU das immer gesagt habe - wehe, die werden nicht glücklich, dann hau ich sie ;-))). Und ich sage dir heute mit viel Zeit dazwischen (die Jüngste ist elf) - sie sind glücklich und auch keine Tyrannen. Erst kürzlich hat eine Lehrerin zu mir gesagt, dass es wenige Kinder gibt, die so in sich ruhen und so empathisch sind. Ich bin wirklich davon überzeugt davon, dass all die Liebe, die Geborgenheit und die Zeit, die wir unseren Kleinen schenken, irgendwann zurück gegeben wird. Es ist nun einmal eine Sache der Einstellung, ob ich mein Kind als "Feind", der mich "drangsalieren" will ansehe und so schnell wie möglich diesem Kind klar machen will, dass ich am längeren Hebel sitze und in der Lage bin, es zu etwas zu zwingen, was dann für mich vielleicht von Vorteil ist, aber die Bedürfnisse und Persönlichkeit des Kindes in keinster Weise berücksichtigt oder ob ich das Kind und mich, ja die ganze Familie, als gleichberechtigtes "Team" sehe, in dem auf das schwächste Glied Rücksicht genommen wird und dem Kind und seinen Bedürfnissen Achtung entgegengebracht wird. Die meisten Mütter haben durchaus noch ein Gefühl dafür, was ihre Kinder brauchen und schaffen es, trotz aller Ratschläge von außen, doch ihrem Gefühl zu folgen. Einige Frauen haben zwar noch das Gefühl, dass ihr Kind Bedürfnisse hat, die gestillt (ist es nicht interessant, dass hier von "stillen" gesprochen wird) werden müssen, sind aber so verunsichert, dass sie gegen ihre innere Stimme handeln. Hast Du schon einmal versucht, deinem Kind mit einem Stillkissen ein "Nest" zu bauen? Meine Tochter brauchte immer eine Begrenzung über dem Kopf, dann war alles wunderbar. Ich hoffe und wünsche mir, dass Du überzeugt von deinem Weg bist und ich wünsche dir, dass deine Nächte bald länger und einfacher werden. Ganz llliebe Grüße Biggi


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