Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, unsere Tochter (16 Wochen) weigert sich strikt, aus einer Flasche zu trinken. Bisher habe ich sie ausschließlich gestillt, also auch keinen Tee zwischendurch gegeben. Beruhigungssauger spuckt sie grundsätzlich aus. Da ich sie gern 5 bis 6 Monate lang voll stillen möchte, ist es vielleicht noch ein bißchen früh, überBeikost nachzudenken, aber meine Kinderärztin hat mir empfohlen, schonmal zwischendurch ein wenig Tee oder Möhrensaft zu geben. Das habe ich nun versucht, aber die Kleine verweigert den Flaschensauger total. Auch, wenn ich ihr abgepumpte Muttermilch mit dem Fläschchen geben will, streikt sie. Wir haben auch schon Silikon- und Latex-Sauger ausprobiert, ohne Erfolg. Die Matscherei mit dem Löffel möchte ich lieber gar nicht erst versuchen, weil das ja nicht Sinn der Sache sein kann. Oder ist es vielleicht einfach noch zu früh, und kommen die Babys irgendwann von alleine auf den Trichter, sodaß ich nur abzuwarten brauche? Kann ein Kind mit 5 oder 6 Monaten bereits aus einer Trinklerntasse oder aus einem Fläschchen mit so einem Aufsatz trinken, sodaß ich den Sauger "überspringen" kann? Wieviel sollte ein Baby mit über 3 Monaten eigentlich wöchentlich zunehmen? Anfangs hat sie noch mind. 150 g pro Woche zugenommen. Seit zwei Wochen sind es nur noch ca. 100 g bis 120 g. Vielen Dank im voraus für Deine Antwort. Daniela
Liebe Daniela, Babys im Alter von deiner Tochter brauchen noch keine zusätzliche Flüssigkeit. Muttermilch hat einen hohen Wasseranteil, indem alle übrigen Bestandteile gelöst sind. Durch diesen hohen Wassergehalt wirkt die Muttermilch durstlöschend. Am Anfang der Stillmahlzeit ist die Milch dünnflüssiger, am Ende hat sie einen höheren Fettgehalt (Vordermilch und Hintermilch). Um den Hunger zu stillen, muss das Baby daher länger an einer Seite trinken, bis es genügend Kalorien erhalten hat. Trinkt es nur kurz und erhält dabei nur Vordermilch, wird sein Durst gelöscht. Selbst bei sehr heißem Wetter erhält das Baby ausreichend Flüssigkeit, wenn es häufig genug angelegt wird. Selbst in heißen Klimaten ist keine zusätzliche Flüssigkeitsgabe notwendig. Zusätzlicher Saft oder Tee würde nur dazu führen, dass das Interesse des Babys an der Brust nachlässt und das wiederum wirkt sich ungünstig auf die Milchproduktion aus. Die Milchmenge richtet sich danach, wie viel das Baby trinkt. Wird es seltener angelegt, geht die Milchmenge zurück. Tee oder Saft haben keinen bzw. nur einen geringen Nährwert und können deshalb das Gedeihen des Babys negativ beeinflussen. Außerdem besteht bei der Verwendung von künstlichen Saugern die Gefahr einer Saugverwirrung. Es ist nicht nur möglich ein halbes Jahr voll zu stillen (das heißt, das Baby bekommt nichts außer Muttermilch), es sogar empfehlenswert. International renommierte Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder die Amerikanische Akademie der Kinderärzte weisen immer wieder darauf hin, dass eine ausschließliche Ernährung mit Muttermilch während des ersten halben Jahres anzustreben und dass eine zu frühe Einführung von Beikost nicht zu empfehlen ist. Selbst Kinder, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden müssen ebenfalls nicht früher Beikost bekommen. Die heute erhältlichen künstlichen Säuglingsnahrungen erfordern das nicht mehr. Früher wurde die Zugabe von Saft ab der sechsten Woche usw. empfohlen, um eine ausreichende Versorgung des Babys mit Vitaminen zu gewährleisten, doch wie gesagt, die modernen Flaschennahrungen sind so zusammengesetzt, dass dies nicht mehr erforderlich ist. Die zu frühe Einführung der Beikost hat keine Vorteile, aber viele Nachteile. Die zu frühe Einführung der Beikost belastet das Verdauungssystem und die Nieren des Babys und fördert das Allergierisiko. Parallel zur Einführung der Beikost kann dann der Becher mit Wasser eingeführt werden. Wasser ist das optimale Getränk für Kinder wie für Erwachsene. Der Flüssigkeitsbedarf lässt sich zwar auch weiterhin mit Muttermilch decken, doch die Beikosteinführung ist ein guter Zeitpunkt für die Gewöhnung an den Becher. Und damit sind wir auch schon bei der Antwort auf die Frage „Welche Flasche, welche Sauger?". Notwendig sind weder Flaschen noch Sauger. Es ist möglich ein Kind groß zu ziehen, ohne dass es ein einziges Mal eine Flasche oder einen künstlichen Sauger in der Hand bzw. im Mund hatte. Dein Baby ist bereit für Beikost, wenn es die folgenden Anzeichen zu erkennen gibt: • es ist in der Lage alleine aufrecht zu sitzen, • der Zungenstoßreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. In den meisten Fällen ist dies etwa mit einem halben Jahr der Fall, manche Babys (eher wenige) sind schon früher so weit, andere (eher mehr) brauchen noch etwas länger. Muttermilch reicht in fast allen Fällen als alleinige Nahrung für das gesamte erste halbe Jahr (und auch noch darüber hinaus). Der „Zunehmknick" kommt bei ganz vielen Babys etwa mit vier Monaten. Gerade Babys, die in der ersten Zeit sehr gut zugenommen haben, stagnieren dann auch um den vierten, fünften Monat gerne einmal. Babys nehmen ohnehin in Schüben zu und nicht linear und mit zunehmendem Alter verlangsamt sich die Gewichtszunahme. Die durchschnittliche Gewichtzunahme vom vierten bis sechsten Lebensmonat beträgt pro Woche etwa 85 bis 142 g, ab sechs Monate verringert sie sich weiter auf 42 bis 85 g wöchentlich. Ich hoffe, ich konnte dich beruhigen, solltest Du noch Fragen haben, bin ich gerne für dich da! LLLiebe Grüße Biggi