Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stimmt es...

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stimmt es...

Mitglied inaktiv

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..., daß es am Stillen und den dabei freigesetzten Hormonen liegt, daß man keine Lust auf Sex hat? Seit der Geburt meines Sohnes ist das leider so. Bleibt das während der ganzen Stillzeit so, auch wenn man später nicht mehr vollstillt? ich denke es liegt auch daran, daß man keine Periode hat. Andererseits gibt es ja auch viele Muttis die in der Stillzeit wieder schwanger werden? Kann mir jemand einen Tip geben? Vielen Dank im Vorraus- auch von meinem Mann (grins)


Biggi Welter

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Liebe Nadine, das Stillen ist nicht nur eine Form der Säuglingsernährung, sondern eine symbiotische Form der Mutter-Kind-Beziehung. Die Kommunikation innerhalb dieser Beziehung unterscheidet sich von anderen. Sie ist sprachlos, körperlich, emotional, nicht mit Hilfe abstrakten Wissens erlernbar und schließt Dritte aus. Das eigentliche Geschehen bleibt unsichtbar. Die Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit und Abhängigkeit. Beide sind sowohl Gebende als auch Nehmende. Stillen ist eine sexuelle Beziehung. Sie kann so ausfallend, einnehmend und ausschließlich sein, dass manche Stillende in ihrem Erleben und Empfinden keinen Raum mehr für eine weitere sexuelle Beziehung, die zum Mann, haben möchte. Ihr Bedürfnis nach Nähe und Körperkontakt kann so stark durch das Kind erfüllt sein, dass es ihr ausreicht. Eine medizinische Umfrage ergab, dass stillende Frauen nach der Geburt wieder eher Lust auf Liebe haben als nicht stillende. Dies zeigt, dass das Erleben und Empfinden bei jeder Frau individuell verschieden ist. Sogar bei derselben Frau unterscheidet es sich von einer Zeit zur anderen, von Geburt zu Geburt. Ein Gefühl von innerer Zufriedenheit, das zum Stillen gehören kann, fließt bei manchen Frauen in die Beziehung zum Mann. Die Gefühle der Wärme und Zärtlichkeit für das Baby können in ein gesteigertes sexuelles Verlangen übergehen und auch zu einer tieferen Bindung zwischen Mann und Frau führen. Andere Frauen, denen von ihrem Partner einige Freiräume und Unterstützung zugestanden wurden berichten, dass sie eher Lust hatten, als Frauen, die sehr angebunden waren, sich angebunden fühlten oder sich selber anbanden, indem sie sich bei allem, was das Baby betraf, alleinverantwortlich fühlten. Die weibliche Sexualität ist nicht durch Passivität gekennzeichnet. Sexuelles Erleben der Frau ist etwas Eigenständiges, Selbständiges und nicht einfach die Reaktion auf die Bedürfnisse des Mannes. Zeiten starken sexuellen Verlangens sind, auch wenn die Medien etwas anderes vermitteln, nicht notwendigerweise "besser" als Zeiten verminderten sexuellen Interesses. Sie sind nur einfach anders. Besonders für Mütter eine Zeit, die sie offen macht für ganz neue seelische Erfahrungen: Einen hilflosen, völlig abhängigen Säugling zu versorgen, ihn mit der Milch, die man selbst mit seinem eigenen Körper gebildet hat, zu ernähren und zuzusehen, wie er wächst und gedeiht. Das Stillen und die sich daraus ergebenden Veränderungen dienen dazu, das reiche Spektrum ihrer Sexualität noch zu erweitern - ein Lebensabschnitt, der es verdient, ausgekostet und genossen zu werden. Du siehst, deine Frage ist sehr vielschichtig und nicht pauschal mit einer eindeutigen Empfehlung zu beantworten. Aber vielleicht helfen dir die vorangegangenen Information eure Situation besser zu verstehen. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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(o T)


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