Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stimmt es das "die abnabelung" bei Stillindern später erfolgt, bei LZstillen

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stimmt es das "die abnabelung" bei Stillindern später erfolgt, bei LZstillen

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Moin Irgendwie macht mich mein Umfeld mischugge. Alle reden davon, dass ich die Kleine 1 Jahr alt abstillen sollte, da sie so sehr auf mich fixiert ist. Ansonsten önne ich das mit den KIGA ab 3 wohl vergessen. Und ich sollte sie auch jetzt schon Femdbetreuen lassen, da die Bindung zwischen uns beiden wohl zu extrem wäre. Meine Kleine ist schon sehr auf mich fixiert, aber immerhin weiß ich ja auch gleich was sie hat oder möchte. Wieso sollte sie sich anandere wenden dieja erst ausuntschaften müssten wieso sie net zufreiden ist? Es ann doch nciht schädlich fürs ind sein, wenn ich vor dem großen Geschrei reagiere. Oder wenn ich sie zu den Zeitpunkten bei Oma lasse wenn sie mir zuvor den Eindruck vermittelt hat, das sie es diese Zeit auch ohne Mama aushält. Ich würde sie zb nie irgendwo lassen wenn es dunkel ist, da sie dann vermehrt meine nähe sucht. Ich bin beileibe kein Typ der klammert meine Söhne 6 und 11 Jahre alt sind beide relativ selbstständig. Aber irgendwie habe ich einen bestimmten Draht zu meinen Kindern das kann man mir doch net vorwerfen oder? Die beiden großen wurden nur kurz gestillt aber dennoch sehe und fühle ich gleich ob bei denen alles Ok ist. Letztes We ist unser großer im Schloot eingebrochen, er war net tief aber es hat ihn so erschreckt, das er weinend am rand sitzen blieb anstatt heim zu kommen. Keiner hatte mir davon erzählt u obwohl meine Spazierrunde mit der Kleinen dort nicht langführt bin ich dorthin gegangen. Mein gefühl hatte es irgendwie gesagt. Als abends Papa ihn Fragte wieso er denn net gleich gekommen ist meinte unser Sohn Ich wußt doch das Mama kommt. Demnach Kann also eineVermeintlich extreme Bindung net Stillabhängig sein.Oder doch? Aber wieso raten alle zu einem Abstillen um diesen Bann zu unterbrechen? Ist es der neid der besitzlosen? Ich meine wenn mir eine Tagesmutter rät meine Tochter Fremdbetreuen zu lassen, kann ich es verstehen sie muss ja schließlich Geld verdienen. Aber leute die ja eigentlich nix davon haben schließlich kümmere ich mich um meine Tochter u stille sie, macht den anderen doch eine arbeit. Desweiteren würde ich sie in ihrem Alter selbst wenn sie es mitmachen würde nicht lange bzw garnet Fremdbetreuen lassen. Denn ich habe es bei meinen kindern immer so gehandhabt, dass sie erst woanders eine längere Zeit geblieben sind ohne mich wenn sie mir erzählen konnten was der Tag so gebracht hat. gruß delphine


Biggi Welter

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Liebe delphine, der Einstellung, dass das Langzeitstillen die Loslösung beeinträchtige oder ein Problem in Hinblick auf die Theorie des Übergangsobjektes darstellt, ist keineswegs Fakt. Dieser Vorstellung liegt eine Hypothese zugrunde, für die es keinen Beweis gibt. Die Überlegungen beruhen auf Beobachtungen in einer bestimmten Bevölkerungsgruppe, die vor langer Zeit gemacht wurden. Dem Stillen oder gar dem längeren Stillen wurde dabei überhaupt keine Aufmerksamkeit entgegengebracht (wohl auch, weil kaum bzw. nicht lange gestillt wurde). Die Praxis zeigt jedenfalls, dass langzeitgestillte Kinder nicht unselbständiger sind als kurz oder gar nicht gestillte Kinder und auch keine vermehrten Probleme mit der Loslösung haben, im Gegenteil: Oft haben sie ein so starkes Vertrauen in sich und die Welt, dass sie recht forsch die Welt entdecken wollen. Außerdem spricht gegen diese Theorie, dass es dann weltweit gesehen sehr viele Kinder Probleme mit der Selbstregulation haben müssten, denn es gibt ja nun mal viele Kulturen, in denen das lange Stillen deutlich über das Babyalter hinaus üblich ist und es gibt Kulturen, in denen keine Übergangsobjekte bekannt sind. Das lange Stillen führt definitiv nicht zu einer verspäteten Loslösungsphase, aber dein Kind spürt jetzt deine Unsicherheit und das ist etwas, was Kinder extrem schlecht vertragen. Kinder brauchen Klarheit und Zweifel sowie Unsicherheit der Eltern verwirren sie und beeinflussen ihr Verhalten, so dass sie z.B. besonders klammern oder eben sehr lange und häufig an der Brust trinken. Das Problem ist nicht das Stillen – das in diesem Alter außerdem noch vollkommen normal ist, denn statistisch gesehen findet ein selbstbestimmtes Abstillen meist irgendwann zwischen dem zweiten und dem vierten Geburtstag statt – sondern der Druck, der von außen auf dir lastet. Leider hören wir immer wieder, dass Mütter verunsichert werden, doch Du darfst unbesorgt sein: Es gibt in diesem Alter keine ZU-ENGE Bindung. dass stillende Mütter nicht loslassen könnten, ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass jedoch nicht beweisbar ist. Es stimmt, die Bindung zwischen einem Stillkind und seiner Mutter ist in der Regel sehr eng, doch diese enge Bindung ist naturgewollt, nur so konnte das Überleben des Kindes gesichert werden und die Natur hat nicht an die gesellschaftlichen Veränderungen "gedacht", die sich inzwischen ergeben haben. Je älter deine Tochter wird, umso selbstständiger wird sie werden und sie wird auch immer mehr ihre eigenen Wünsche und Interessen artikulieren und durchsetzen können. Du wirst sehen, dass auch Du sie dann weiter loslassen werden kannst. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich meine Kinder zwar verwöhne, aber nicht verziehe.:-) Meine Kinder kennen die Regeln der Gesellschaft und wissen sich sehr wohl zu benehmen, aber wissen auch immer und zu jeder Zeit, dass sie mein größter Schatz sind. Ja, ich verwöhne sie und habe sie nie alleine gelassen und bestimmt bin auch ich eine Glucke ;-), aber ich genieße es und bin dankbar für jeden Tag, den ich sie habe. Die Zeit vergeht so schnell und mein großer Sohn hat inzwischen seine eigene Wohnung - ich denke sooft daran, dass ich viel mehr Zeit mit ihm hätte verbringen sollen. Es gibt keinen Zeitpunkt, ab dem es "falsch" wäre, sein Kind zu stillen. Kinder sollten so lange stillen dürfen, bis sie von allein dem Bedürfnis dazu entwachsen sind. Das kann gut drei oder vier Jahre dauern, und das wäre absolut ok. Bindungspsychologen bestätigen dies! "Eine der zentralen Aussagen von Bowlbys Theorie ist, dass der menschliche Säugling die angeborene Neigung hat, die Nähe einer vertrauten Person zu suchen. Fühlt er sich müde, krank, unsicher oder allein, so werden Bindungsverhaltensweisen wie Schreien, Lächeln, Anklammern und Nachfolgen aktiviert, welche die Nähe zur vertrauten Person wiederherstellen sollen" (Dornes 2000, S. 44). Die WHO empfiehlt ausdrücklich für ALLE Kinder eine Stillzeit von bis zu zwei Jahren und darüber hinaus. Die Ernährungsempfehlungen der WHO sind (in englisch) nachzulesen unter www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm . Es steht in der Innocenti Deklaration ausdrücklich, dass diese Empfehlungen für alle Kinder und nicht nur für Kinder in Drittweltländern Anwendung finden. Die amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) empfiehlt ebenfalls eine mindestens einjährige Stillzeit für alle Kinder und darüber hinaus solange Mutter und Kind es wollen. Die neueste Verlautbarung der American Academy of Pediatrics ist übrigens sehr eindeutig. Dort steht nämlich "There is no upper limit to the duration of breastfeeding and no evidence of psychologic or developmental harm from breastfeeding into the third year of life or longer". (Es gibt keine Obergrenze für die Stilldauer und keinen Beleb für Schädigungen hinsichtlich der Psyche oder der Entwicklung, wenn bis in das dritte Lebensjahr oder länger gestillt wird). Lass dich nicht ärgern, es wird immer verschiedene Meinungen geben und wie gesagt, ich persönlich bin einfach dankbar, dass ich meine Kinder als Geschenk und nicht als Last sehen darf. Ganz llliebe Grüße von einer "auch-Glucke" ;-))) Biggi


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