Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillzeit

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Frage: Stillzeit

Mitglied inaktiv

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Juhu! Kurze Frage, wie lange soll ich mein Kind an jeder Seite trinken lassen??? Ich habe gelesen, das man das Baby an der ersten Brust begrenzt (wie lange????) trinken lassen soll, und an der 2. so lange es will. Was empfehlen Sie???? Mein Sohn ist jetzt 3 Wochen alt. LG Melli


Biggi Welter

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Liebe Melli, die Beschränkung der Stilldauer auf fünf bis zehn Minuten hat gravierende Nachteile (und bietet keinen Schutz vor wunden Brustwarzen, da wunde Brustwarzen fast immer auf eine falsche Stilltechnik zurückzuführen sind). Viele Kinder brauchen aufgrund ihrer Persönlichkeit und ihres Temperamentes länger für eine Mahlzeit. Wird bei ihnen die Zeit an der Brust begrenzt, kann es zu Gedeihstörungen kommen. Bei vielen Müttern dauert es, vor allem anfangs, einige Minuten, bis der Milchspendereflex einsetzt. Wird das Baby schon früh von der Brust abgenommen, bekommt es nicht alle Milch, die es hätte bekommen können und die es auch braucht. Zu Beginn der Stillmahlzeit erhält das Baby die sogenannte „Vordermilch". Die Vordermilch hat einen geringen Fettgehalt, liefert aber mehr Flüssigkeit. Ein Teil der Vordermilch war bereits seit der letzten Stillmahlzeit in den Milchseen vorhanden und wird zuerst freigegeben. Durch das Saugen des Kindes wird ein Reiz an der Brustwarze ausgelöst, der über die Nervenbahnen an den Hypothalamus, einem Teil des Zwischenhirns, weitergeleitet wird. Der Hypothalamus regt die Hirnanhangsdrüse zur Ausschüttung von Oxytozin an. Das Oxytozin veranlasst die Muskelzellen der Milchbläschen sich zusammenzuziehen und Milch abzusondern. Dieser Vorgang heißt Milchspendereflex, Milchflussreflex oder Let-Down-Reflex. Im weiteren Verlauf der Mahlzeit nimmt der Fett- und Proteingehalt der Milch zu, während gleichzeitig die Menge abnimmt. Die gegen Ende der Mahlzeit gebildete Milch, die „Hintermilch", hat einen hohen Fettgehalt, steht aber nur in einer geringeren Menge zur Verfügung. Erhält das Baby nicht genügend Hintermilch, kann es schlecht zunehmen obwohl die Mutter genügend Milch hat. Bei einem Ungleichgewicht von Vordermilch und Hintermilch hat das Baby häufig grünlichen, wässrigen Stuhl und ist sehr unruhig. Auch das ist ein Grund dafür, dass das Baby nicht nur fünf Minuten an der (ersten) Brust trinken soll. Ees gibt keine festen, unumstößlichen Regeln, ob ein Baby immer nur an eine Brust oder immer an beiden Brüsten angelegt werden, zwischen dem Seitenwechsel gewickelt oder nicht gewickelt werden muss. In den ersten Wochen ist es meist empfehlenswert beide Seiten anzubieten, doch es gibt nur eine Möglichkeit festzustellen, was für das jeweilige Baby und seine Mutter die beste Lösung ist: die Frau muss es ausprobieren. Wichtig ist, dass das Baby gedeiht und sich Mutter und Kind wohl fühlen. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen, sollten Sie noch Fragen haben, bin ich gerne für Sie da. LLLiebe Grüße Biggi


Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, mein Sohn trinkt zur Zeit ( 14 Wochen alt ) ca. 3min an jeder Seite. Es ist auch so, daß er nach 3 min ( manchmal auch 5 ) die erste Brust losläßt und ein Wiederanlegen an dieser trotz intensiver Versuche ablehnt. Ich habe das Gefühl, er will sich dann nicht mehr so anstrengen, weil er weiß, daß auf der anderen Seite mehr kommt. Also lege ich ihn an der anderen Seite an, aber auch da trinkt er nur 3 min. Früher hat er immer jeweils 10 min an jeder Seite getrunken. Ich denke, er gedeiht gut, die Windeln sind immer naß.( wiegt 5200 g bei 64 cm ) Er ist aber nach dem Trinken nie richtig müde, sondern eher hellwach und z.T. sehr quengelig. Während des Trinkens ist er meist sehr unruhig, sodaß wir uns bereits an einen ablenkungsfreien Raum zurückgezogen haben, nicht gerade mit großem Erfolg. Tagsüber will er ca. alle 3-4 h Mumi, abends meist alle 2 h, nachts alle 3 h. Eigentlich will ich nur hören, daß das alles so normal ist ( v.a. die Trinkdauer ), dann wäre ich schon beruhigt. Danke.


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe Katja, es gibt kleine Schluckspechte, die in wenigen Minuten fertig sind :-). Hier einmal die Kriterien für ein gut gedeihendes Baby: • mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass“ ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.). • in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal) • eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht • eine gute Hautfarbe und eine feste Haut, • Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs • ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen. Wenn dein Baby all diese Punkte erfüllt, dann dürfte alles in Ordnung sein. Du schreibst, dass dein Kind sehr unruhig ist beim Trinken und danach. Beobachte die Stillmahlzeit einmal ganz genau. Hat dein Sohn nach dem Einsetzen des Milchspendereflexes Probleme mit dem Schlucken nachzukommen bzw. verschluckt er sich sehr leicht? Schießt die Milch regelrecht aus deiner Brust heraus? Fließt Milch aus dem Mundwinkel deines Babys? All dies sind Anzeichen für einen sehr starken Milchspendereflex. Es kommt vor, dass der Milchspendereflex so stark ist, dass das Kind nicht damit zurecht kommt. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (lege dir eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg-auf-Stillen“. Dazu wird das Baby so gehalten, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnt die Mutter sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff wird das Baby von unten mit zwei Kissen im Schoß der Mutter abgestützt und die Mutter lehnt sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: - die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Du die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößerst,verschlimmert sich das Problem noch weiter. - nur eine Brust pro Mahlzeit anbieten. Dieser Vorschlage passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn dein Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Du ihr mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietest, bevor Du die Seite wechselst. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, solltest Du gerade soviel Milch ausstreichen, dass Du dich wohl fühlst, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - verschiedene Stillpositionen ausprobieren (auch das oben beschriebene Berg-auf-Stillen) - - das Baby oft aufstoßen lassen. - den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller vermeiden. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. Du kannst dein Baby, wenn es sehr unruhig ist, zum Stillen in ein Tuch oder eine Decke einwickeln. Das wird Bündeln genannt. Beim Bündeln wickelst du deinen Sohn gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann er den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Du deinen Sohn auf diese Weise eingepackt hast, sieht er wie ein „C“ aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen Halt im wahrsten Sinne des Wortes. Ich hoffe, meine Tipps helfen dir weiter, wenn nicht, melde dich wieder. LLLiebe Grüße Biggi


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