Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillrückfall

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillrückfall

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mein Sohn ist nun 9 Monate alt, wurde 6 Monate voll gestillt und danach wollte ich eigentlich abstillen. ER wollte das nicht und so hab ich bis heute zwangsweise unfreiwillig anfangs noch nachmittags, abends und nachts, dann nur noch abends und nachts und schließlich nur noch nachts gestillt. Wie gesagt unfreiwillig. Er trank dann morgens eine Flasche Milumil und abends bekam er einen Milchbrei und anschl. noch eine Flasche Milumil (weil er bis dahin danach noch gestillt wurde). Nun ist er seit 1,5 Wochen erkältet und der Schnupfen dauert. Hinzu kommt,dass er die beiden oberen Schneidezähe bekommt (sind gerade so durchgebrochen). Mein Problem ist, dass er nun morgens und abends die Flasche wieder total verweigert. Statt dessen schreit er abends solange bis er endlich die Brust bekommt und dann schläft er endlich ein. Nachts wacht er auf und fängt sofort an zu schreien und will zu mir. Er schläft immer noch im Stillbett neben mir. Er kommt also rübergekrabbelt und ist total durch den Wind. Er dreht sich hin und her, weiß offenbar nicht so recht was er will und schreit. Dann bekommt er die Brust und ist erstmal beruhigt, nimmt man sie ihm irgendwann wieder weg, weil er eingedusselt ist, beginnt das ganze von vorn. Er trinkt von ca. 20-8Uhr ca. 4x, manchmal auch weniger. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Ich liebe mein Kind und wollte unbedingt stillen(anfangs wollte er nicht) und ich hab auch meinen großen lange gestillt, aber ich möchte nicht mehr und ich fühle mich richtig gezwungen. Auch lässt er sich von keinem anderen beruhigen, hängt nur an mir und oft war er nur mit der Brust zu besänftigen. Was mach ich denn nun? Ist das nur ne Phase oder mach ich was falsch???? Warum lehnt er auf einmal die Flasche wieder ab?


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Liebe Bobbie, Stillen ist viel mehr als nur eine Form der Ernährung: es ist Trost, gibt Nähe, Geborgenheit und Zuwendung. Deshalb ist das Stillen in keiner Hinsicht mit dem Flaschegeben zu vergleichen. Dein Sohn ist im typischen Fremdelalter, er bekommt Zähne und war krank, das sind viele Gründe, warum Dein Baby sich so nach Ihrer Nähe sehnt. Das Verhalten deines Kindes wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Du hast also nichts, gar nichts falsch gemacht und es ist die Frage, ob das Abstillen Dir ruhigere Nächte bringt. Dein Sohn wird trotzdem aufwachen und Du wirst ihn auf andere Weise beruhigen müssen. Viele Frauen erleben zwischendurch eine Phase der Stillmüdigkeit. Sie wünschen sich wieder mehr Freiraum für sich und auch wieder mehr Verfügungsrecht über Ihren Körper. Dieses Gefühl kennt vermutlich jede Frau, die längere Zeit stillt. Doch das ist letztlich nicht wirklich etwas, was sich durch Abstillen erreichen ließe, denn es ist nicht wirklich so, dass das Stillen die Frau "anbindet" und müde macht, sondern es ist die Mutterschaft. Wir alle haben irgendwann oder immer wieder einmal Sehnsucht nach dem Leben v.K. (= vor dem Kind) als "Mama noch eine Frau war". Muttersein ist einer der härtesten und anstrengendsten Berufe der Welt ist, der sieben Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr einen 24 Stunden Dienst ohne Urlaubsanspruch und Krankschreiben bedeutet. Und an dieser Tatsache ändert sich nichts, ob frau nun stillt oder nicht. Du musst Dir also bewusst sein, dass sich durch das Abstillen Dein Leben keineswegs auf wundersame Weise positiv verändern wird. Falls Du diese Vorstellung haben solltest, könntest Du eine herbe Enttäuschung nach dem Abstillen erleben. Dein Sohn spürt, dass Du Dich ihm entziehen willst und das macht ihn unsicher, so dass er noch mehr "klammert", noch stärker Deine Nähe und die Geborgenheit an der Brust sucht. Das Abstillen jetzt mit aller Macht "durchziehen" zu wollen, wird viel Kraft und Tränen bei allen Beteiligten fordern. Vielleicht kannst Du Dich noch ein wenig gedulden und erst einmal wieder etwas Ruhe einkehren lassen. Ein paar Tage keinerlei Versuche mit der Flasche und einfach nur Stillen nach Bedarf und das Anbieten von Beikost auf der einen Seite und viel Erholung und Entspannung für Dich selbst auf der anderen Seite. Sobald sich dann die Situation etwas entspannt hat und wenn Du für Dich ehrlich alles Für und Wider des Abstillens abgewogen hast und Dir sicher bist, dass Du abstillen willst (oder vielleicht eben doch nicht: ), überlege Dir, wie Du das Abstillen angehen wirst. Wenn Du nachts nicht mehr stillen magst, dann wird das vermutlich nicht ganz ohne Trauer bei deinem Kind gehen. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. In diesen Gesprächen kannst Du dein Kind immer wieder darauf hinweisen, dass Du der Meinung bist, dass das Stillen in der Nacht nun eingeschränkt wird, dass Du es aber weiterhin genau so sehr lieb hast, wie schon immer. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt dir, dein Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Du wendest dich jedesmal deinem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Du kannst dein Kind ja in der ersten Zeit zuerst stillen und dann deinem Partner übergeben. Wenn dein Partner nicht einspringen kann, bleibt es an dir, dein Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Mit Geduld, Ruhe und viel Liebe, werdet ihr das schaffen. Herzlichen Gruß Kristina


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Hallo liebe Frau Heindel, erstmal vielen lieben Dank für die aufmunternden Worte, es geht mir jetzt schon viel besser. Ich hab gemerkt,dass der Kleine darunter leidet und da zerreisst mir fast das Herz. Ich habe eben nur bemerkt, dass er statt nach und nach weniger zu stillen, nun wieder viel mehr stillt. Ich habe einfach Angst, dass er damit nie aufhört (klingt doof ich weiß, aber irgendwann muss damit doch mal schluss sein) Er wollte wie gesagt anfangs gar nicht die Brust, da musst ich zufüttern und nun will er sie nicht mehr aufgeben. Ich bin wohl etwas blauäugig an die Sache rangegangen. Mein großer (bereits 9 Jahre) wurde 6 Mon. voll gestillt und mit 9 Mon. hat er die letzt Nacht-Stillmahlzeit selber abgestillt ohne mein Dazutun. Vielleicht hab ich einfach erwartet, dass es wieder so bilderbuchmäßig abläuft, was es aber in keinster Weise tut. Auch meine Umwelt (Schwie-Eltern) machen es mir nicht gerade einfach "was du stillst ihn nachts immer noch? Der muss doch mal langsam durchschlafen und genug haben" Ich weiß, dass kein Kind nachts durchschläft, auch nicht gestillte Kinder nicht. Aber diese dauernden Diskussionen mit den Eltern und Schwie-eltern nerven einfach, gerade weil ich bereits ein Kind habe. Mein Mann kann mich da relativ wenig unterstützen, da er bis 18 Uhr arbeitet und dann die wenig verbleibende Zeit mit dem Kleinen kuschelt und sich anschl., wenn ich den kleinen füttere etc. noch Zeit mit dem Großen verbringt (die Zeit braucht der Große auch, er hat ADS und braucht seine Regelmäßigkeit). Hinzu kommt, dass der kleine sich vom Papa nicht beruhigen lässt, er brüllt sich regelrecht heiser bis er nicht mehr kann. Ein absolutes Mama-Kind bekomme ich von allen zu hören. Ein weiterer Punkt ist der, dass ich Migränepatientin bin und teilweise auf Medikamente angewiesen bin. Die kann ich beim Stillen aber nicht nehmen und bisher konnte ich das noch irgendwie anders in Griff bekommen, aber der kleine wird aktiver und ich komme da nicht mehr zur Ruhe, brauche also dann das Schmerzmittel. Aber wenn ich weiß, dass der Kleine es noch unbedingt braucht, dann denke ich kann ich das noch aushalten. Meine Frage ist nun die, ob ich guten Gewissens weiter stillen kann und er trotzdem irgendwann von allein aufhören wird? sonst bin ich ja später wieder an der gleichen Stelle und versuche es gegen seinen Willen. Stimmt es eigentlich, dass stillen für Babys schmerzlindernd sein soll? Das hab ich mal in einer Apothekenzeitung gelesen. nochmal vielen lieben Dank Andrea


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