Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillprobleme

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillprobleme

Mitglied inaktiv

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Hallo, unsere Tochter ist 4,5 Monate alt. Bisher hatten wir nur kleine Stillproblemchen, aber inzwischen hab ich das Gefühl, dass meine Tochter die Brust nicht mehr mag. Das macht mich ziemlich fertig, was das Ganze natürlich auch nicht einfacher macht. Die Kleine trinkt normalerweise ca. 5 Minuten an jeder Brust. Im Moment fängt sie jedoch das Schreien an, wenn ich ihr die Brust anbiete, auch wenn sie vorher vor Hunger gemeckert hat. Dann trinkt sie ev. ca. 3 Minuten, allerdings nur eine Seite und danach will sie nicht mehr. Heute mußte ich ihr sogar erstmal Milch in den Mund spritzen, damit sie kapierte, dass dies die Brustwarze ist und da Milch rauskommt. So kam mir das vor. Den Schnuller hat sie zur Beruhigung genommen, die Brustwarze hat sie nur angeschrien. Teilweise trinkt sie dann ca. 2 Minuten und danach meckert sie, holt einen Schluck, meckert wieder usw. Die Woche hatten wir dazu noch einen schrecklichen Vorfall, der das ganze noch verschlimmerte: Wir lagen im Park, ich hab sie gestillt, als ein Hund angerannt kam und uns bellend umsprungen hat. An dem Tag hat sie gar nicht mehr getrunken, erst nachts wieder im Schlaf. Da kam es mir vor als würde sie diesen Schrecken auf die Brust beziehen. Nachts trinkt sie übrigens 2-3 mal und dann ziemlich ruhig, da fast im Schlaf. Ich stille nachts nur eine Seite, sie trinkt ca. 5 Minuten und schläft dabei ein. Was kann ich tun, damit das Stillen wieder harmonischer wird? Ich würde gerne die 6 Monate voll stillen und wenn die kleine Maus mal isst, sie trotzdem noch im 1. Jahr morgens und abends stillen. Bitte um dringenden Rat. Viele Grüße, Salbei


Biggi Welter

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Liebe Salbei, es kann gut sein, dass Ihr Baby tatsächlich so erschrocken ist und dies mit dem Stillen in Verbindung bringt. Wichtig ist, dass Sie in dieser Situation nicht die Geduld verlieren und versuchen so ruhig wie möglich zu bleiben. Außerdem haben sich die folgenden Dinge bei einem Stillstreik bewährt: im Umhergehen stillen, in der Badewanne oder im Schaukelstuhl stillen, im Halbdunkeln stillen, im Halbschlaf stillen, das Baby mit der Brust spielen lassen, unterschiedliche Stillhaltungen ausprobieren, alle künstlichen Sauger vermeiden, das Baby massieren, viel Körperkontakt (Haut auf Haut), und ganz wichtig: keinen Stillstress erzeugen, weder bei der Mutter noch beim Kind, Ruhe und Gelassenheit, auch wenn es schwer fällt. Um die Milchproduktion aufrecht zu erhalten bzw. wieder dem Bedarf des Baby anzupassen, sollten Sie Ihre Milch ausstreichen oder abpumpen. Die so gewonnene Milch können Sie Ihrem Kind mit einer alternativen Fütterungsmethode anbieten, z.B. mit einem Becher. Eine weitere Möglichkeit ist, dass Ihr Baby saugverwirrt ist. Bekommt Ihr Baby die Flasche (mit Wasser, Tee oder künstlicher Säuglingsnahrung) oder einen Schnuller? Der Flaschensauger kann die Ursache dafür sein, dass sie sich an der Brust so irritiert benimmt. Das Trinken an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Trinken an der Brust und viele Babys kommen mit diesem Wechsel der Trinktechniken nicht zurecht und reagieren mit einer „Saugverwirrung“, die sich in einem Verhalten wie es Ihre Tochter zeigt äußern kann. Versuchen Sie alle künstlichen Sauger (Flasche, Schnuller) wegzulassen. Alles Saugen Ihres Kindes sollte an Ihrer Brust stattfinden. Leider kann Ich Sie noch Ihr Baby sehen und kann daher das Saugverhalten nicht beurteilen und Ihnen auch nichts zeigen. Am besten wenden Sie sich deshalb einmal an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und lassen sich beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann Ihnen dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Ihnen erklären, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind korrekt saugt und Ihnen überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo, vielen Dank für die schnelle Antwort. Das mit dem Halbschlaf klappt ja, da die kleine Maus nachts gut trinkt wie bisher eben auch. Dass der Schnuller verwirrt, glaube ich schon, aber ich muss ehrlich gestehen, wenn sie anfängt zu schreien, läßt sie sich ohne nicht beruhigen. Dann steigert sie sich so rein, dass sie erstmal vor Erschöpfung schläft und dann geht das Spiel von vorne los. Hatten wir diese Woche schon. Haben Sie dazu noch Tipps? Am Anfang hat sie nur unseren kleinen Finger genommen, das haben wir allerdings abgewöhnt und inzwischen nimmt sie den Schnuller. Flasche bekommt sie keine, kann sie nicht. Ich habe schon teilweise ausprobiert, damit sie bei der Hitze Wasser trinkt. Durch diesen Schreck diese Woche habe ich die Flasche aber weggelassen, da ich es nur einmal probiert hatte und sie daran getrunken hatte (obwohl sie es normalerweise gar nicht macht) und an der Brust nicht. Ich will nicht, dass sie dadurch nur noch die Flasche will. Meine PLZ ist 76137. Danke, Salbei


Biggi Welter

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Liebe Salbei, Ihr Kind ist ein typisch saugverwirrtes Kind und Sie sollten dringend auf alle Schnuller verzichten. Den Schnuller abgewöhnen können Sie, indem Sie dem Kind wieder das Original, nämlich die Brust anbieten oder bei Bedarf auch Ihren Finger (oder den des Vaters). Das Lutschen am eigenen Finger oder der Hand ist für das Kind übrigens eine wichtige Erfahrung, denn es lernt dabei nicht nur seinen eigenen Körper kennen, sondern schult auch seine Sinne. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. Sie (bzw. Ihr Mann) können das Kind tragen. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch haben Sie mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. Ihr könnt ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Sicher ist es nicht immer der leichteste Weg, wenn die üblichen "ausgetretenen" Pfade verlassen werden, aber ich denke, es lohnt sich, andere Alternativen zu versuchen, wenn Sie Ihr Kind weiterhin stillen möchten. Wenden Sie sich bitte auch an Frau STÄBLER Bernadette, Tel.: 0721 888649, sie kann Ihnen helfen und Ihnen Tipps geben, was Sie tun können. LLLiebe Grüße Biggi


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