Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillprobleme

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Stillprobleme

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Liebe Biggi Welter, meine Tochter ist 9 Wochen alt und wir haben nun seit fast 2 Wochen ziemliche Probleme mit dem Stillen, sie mag nämlich nicht mehr vernünftig trinken. Zuerst muß ich sagen, dass ich vor einiger Zeit angefangen habe, Ihr nur eine Brust pro Mahlzeit zu geben, weil ich 1) viel zu viel Milch habe und 2) mir dies im Krankenhaus empfohlen wurde weil sie sehr starken Rückfluss aus dem Magen in die Speiseröhre hat (und auch viel Spuckt) und sie deshalb mehr "dicke" Milch trinken soll, die ja erst nach einigen Minuten kommt (dort hat man mir übrigens zu Flaschennahrung geraten, die dicker ist und Ihr angeblich die Probleme und Unwohlsein durch diesen Reflux ersparen soll, ich möchte das aber jetzt noch nicht so gerne). Das Theater fing aber schon kurz vorher an, als sie auch noch beide Brüste bekommen hat. Sie trinkt also brav ca. 3-4 Minuten, fängt dann an zu zappeln und weint. Gleichzeitig windet sie sich in meinem Arm hin und her (und schubbert ihren Kopf dabei an meinem Arm und dem Stillkissen und leider auch an meiner Brust, das scheuert richtig). Wenn ich sie hochnehme für ein Bäuerchen schreit sie noch mehr und zappelt ziemlich, wenn ich sie dann weitertrinken lassen will wird das Theater noch schlimmer. Trotzdem sieht es aus als ob sie mit offenem Mund sucht, d. h. noch Hunger hat. Manchmal nimmt sie dann die Brust wieder, aber nach 2-3 Schlucken zappelt sie wieder rum und das wiederholt sich beliebig oft. Manchmal kann ich sie soweit beruhigen dass sie auf diese Weise noch wenigstens etwas trinkt, häufig endet alles in furchtbarem Geschrei. Ausserdem scheuert sie durch das gezappel meine Brustwarze wund und zerkratzt mir mit ihren Händen die Brust. Ganz selten trinkt sie aber auch mal ausführlicher und ohne soviel Theater. Einen Abend habe ich ihr - weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie von dem bisschen satt geworden ist - eine Flasche mit aufgefangener Milch gebeben (pumpen klappt bei mir leider nicht), da hat sie dann noch ganze 80 (!) ml ganz brav aus der Flasche getrunken - sie muss also noch reichlich Hunger gehabt haben, aber an der Brust gab es nur Geschrei. Es war übrigens erst das zweite Mal, dass sie Milch aus der Flasche bekommen hat, mit Gewöhnung kann das nichts zu tun haben. (SIe ist übrigens auch tagsüber sehr quirlig und häufig quengelig und schläft extrem wenig, über 24 h sind es 7-11 Stunden, incl. Kinderwagen beim spazierengehen oder im Tragetuch.) Ich dachte erst, das sei nur so eine Phase mit dem Trinken, aber es geht nun schon fast zwei Wochen und raubt mir den letzten Nerv, zumal ich wie gesagt zuviel Milch habe, die immer, wenn sie die Brustwarze loslässt, durch die Gegend spritzt, auf den Boden, auf meine und ihre Klamotten, aufs Sofa, Stillkissen etc. Ich finde das sehr anstrengend, vor allem wenn ich das Baby nachts komplett umziehen muss weil sie bis aufs Body voller Milch ist und sie schreit und ich das Gefühl habe, sie ist nicht satt. Noch was zum Thema zuviel Milch: Seit ein paar Tagen meldet sie sich nachts seltener, es sind schonmal 7-8 Stunden zwischen zweimal Hunger (Nachts schreit sie übrigens nicht, auch wenn sie öfter mal wachliegt und rumstrampelt). Ich laufe dann völlig aus, es scheint bei mir kein Halten für die Milch dazusein, sie fliesst einfach ständig raus. Kann man da was machen? Sorry, das sind nun echt viele Probleme auf einmal, aber alles zusammengenommen nimmt es mir doch manchmal die Motivation zum weiterstillen. Wissen Sie vielleicht den ein oder anderen Rat? Tausend Dank für Ihre Hilfe, Susanne


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Susanne, zunächst einmal sollten Sie wissen, dass das Abstillen und die Gabe von künstlicher Säuglingsnahrung oder gar angedickter Nahrung KEINEN positiven Einfluss auf den Reflux hat. Doch bei Ihrer Beschreibung habe ich den Verdacht, dass Ihr Kind nicht spuckt, weil es einen übermäßig starken Reflux hat, sondern dass hier ein sehr starker Milchspendereflex vorliegt, mit dem das Kind nicht zurecht kommt. Das ist gar nicht so selten und dem kann mit einigen recht einfachen Maßnahmen begegnet werden. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg-auf-Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Weitere Möglichkeiten bei einem starken Milchspendereflex sind: - erhöhen Sie die Häufigkeit der Stillmahlzeiten. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch in den Milchseen und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Sie die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößern, verschlimmert sich das Problem noch weiter. - bieten Sie nur eine Brust pro Mahlzeit an. Dieser Vorschlage passt nicht zu dem, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn Ihr Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass Sie ihm mehrere Male diesselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbieten, bevor Sie die Seite wechseln Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollten Sie gerade soviel Milch ausstreichen, dass Sie sich wohlfühlen, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. - stillen Sie Ihr Baby wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. - versuchen Sie verschiedene Stillpositionen (auch das Berg-auf-Stillen, dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen im Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Eventuell kann Ihr Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf Ihrem Bauch liegt. So könnten Sie im Liegen stillen und das Baby anschließend auf Ihrem Bauch einschlafen lassen.) - lassen Sie das Baby oft aufstoßen. - vermeiden sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird. In jedem Fall ist es empfehlenswert, dass Sie sich mit einer Stillberaterin in Ihrer Nähe in Verbindung setzen und sich beim Stillen zuschauen lassen. Aus dem, was die Kollegin sieht, kann sie Rückschlüsse ziehen und Ihnen dann gezielte Tipps geben. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Susanne. Ich freue mich deinen Beitrag zu lesen, und erwische mich wie ich schmunzle. Mein sohn am 15.06. 34 ssw: mehrere Wochen Klinikaufenthalt und wenig unterstützung beim Stillen: Nervenaufreibende Nächte und auch Tage: troztalledem ist mein Sohn ( momentan laut quitschend ) fast 6 Monate alt, nur mit der Brust zufrieden. Trozt wochenlanger Flaschenfütterun in der Klinik, Milch wurde in der Klinik abgepumpt. Ich hatte die gleichen probleme wie du, die sich nach und nach gelöst haben. 1.Zuviel Milch und Auslaufen Die ersten Monate zu Hause lief ich nachts auch aus und mein Sohn klitsch naß durch die weiter tropfende Brust. Ich fing an, nachts nachdem ich dann doch wach war, die Milch (Avent Isis sehr empfehlenswert ) abzupumpenn, nichtkomplet leer. Diese Milch gab ich ihm tagsüber wenn ich Besuch hatte oder mein Mann zu hause war. Ich flüchtete dann sehr gerne zum HaushaltsGroßeinkauf für 2 Stunden.Was meiner Seele frischen Auftrieb gab. Es dauerte nicht mehr lange dann regulierte es sich. Manchmal kommt es wieder, wenn ich 1. Nachts oder abends zu viel trinke 2. Tagsüber vielzu oft angelegt. Manchmal in der KolikZeit ab 16 Uhr fast Stündlich bis ca 23Uhr. die Milchproduktion stellt sich auf den erhöhten Bedarf ein und ich lief nachts wieder aus. Momentan habe ich das Problem wieder, durch die einschießenden Zähne, unser Sohn will meine Brust als Trostpflaster und nuckelt mal kurz alle paar Stunden dran. 2. Nervöses Trinken. Vielleicht liegt es an meiner Stillhaltung, aber ich hatte das gleiche Problem. Die Lösung bei mir Möglichkeit a) Ich gehe mit ihm an der Brust durch die Wohnung spazieren solange ich ihn stille. Er trinkt ganz ruhig. Obwohl er sonst nie geschaukelt wird. Anscheinend braucht er dies manchmal beim Trinken. Möglickeit b) Super klappt es wenn ich mich mit ihm hinlege. Mir fällt es nicht so schwer ( 9,5 KG ) und er wackelt nicht soviel herum. 3. Öfters Kommen Die Brust produziert nach einer Stunde ca 40% der üblich benötigten Menge. Dh. Wenn 100 ml pro vorgang benötigt werden, dann hast du nach 1 std wartezeit wieder 40ml in der Brust. Nach ca 3-4 Stunden voll aufgefüllt. Vorsicht wenn das Kind zu lange nuggelt so bei meinen ab 25 min. Die Brust hat immer einen kleine Reserve, im Falle falls der Hunger größer wird. Wird die Reserve getrunken. Stellt sich die Produktion spätestens am nächsten Tag so ein, das 100 ml plus Reserve als übliche Menge produziert wird. Wenn das dann nicht getrunken wird läufst du wieder aus, aber selbst die nicht abgenommene Menge speichert die Brust und produziert dann demnächst weniger. Erst seit einigen monaten rückblickend verstehe ich den Satz dehr gut. ANGEBOT UND NACHFRAGE regulieren die Milchbildung Lege trotzalledem dein Kind immer an, manchmal hat es nur einbischen Durst und trinkt einpaar schlückchen. Du wirst sehen. Mein Sohn kommt alle 3-4 mit großen Apettit, je nachdem sogar beide Brüste. Und dann Zwischenzeitlich schon nach 1 Stunde und dann wieder nach 3/4 Stunde um denn Durst zu stillen. Meistens wenn ihm zu warm ist oder ich mit ihm viel gespielt habe. Motivation braucht jeder mal. Glaube aber nicht das es mit der Flasche wesentlich einfacher ist. Hatte es mal versucht, und mir nachts mit dem Kochenden Wasser beide Hände verbrannt. nachdem ich ihm Aptamil gegeben hatte. Spuckte er alles wieder aus. Ich legte mich mit ihm ins Bett und er schlief nuckelnd an meiner Brust ein. So kann es gehen. Angelika und Leon


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.