Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillprobleme - Was kann ich noch tun?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillprobleme - Was kann ich noch tun?

Kinderüberraschung

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Meine Tochter wurde am 1.10. geboren und wir haben schon vom Beginn an Stillprobleme. Sie hat Zungen und Lippenbändchen operiert bekommen. Zusätzlich hat sie ein fliehendes Kinn. Sie bekommt Physiotherapie. Leider hat sich die Stillproblematik nicht verbessert und sie muss nach jedem Stillen ein Fläschchen bekommen. Leider kommt bei mir durch die Medela Symhony Pumpe nicht so sehr viel raus und ich muss Pulvernahrung geben. Wenn ich auf meine Brustwarzen drücke spritzt es raus und ich laufe auch gelegentlich aus. Es ärgert mich, dass die Pumpe nicht alles rausbefördert. Meine Tochter verweigert zum Glück nicht die Brust, sie möchte Sie sogar, starrt sie immer zuerst an, wenn sie Hunger hat, aber es gelingt ihr einfach nicht so zu trinken, dass sie satt wird, sie schläft immer wieder ein, dockt sich phasenweise an und ab im Sekundentakt. Wenn Ich bin viel frustriert gewesen und habe viel geweint. Mein Traum war es vollzustillen. Scheinbar hilft nichts, auch keine Stillberatung und ich muss mich damit abfinden. Leider will die Kinderärztin die Pumpe nicht länger als bis zum 4. Monat verschreiben. Der Alltag mit Brust geben, Flasche und abpumpen ist so anstrengend, dass ich abpumpen leider kaum noch integrieren kann. Nachts pumpe ich auf jeden Fall ab, da ich da nicht stille, weil es sehr zeitintensiv ist und sie nur einschläft dabei und schlecht trinkt. Ist dass wenige abpumpen sehr schlecht? Ich möchte nicht, dass meine Tochter sich nicht quält, sie bemüht sich so seht und möchte auch die Brust. Abstillen kann ich mir nicht vorstellen, würde mich total schlecht fühlen. Haben Sie noch einen Rat? Ich benutze die Medela Calma Sauger, allerdings habe ich mittlerweile dass Gefühl, dass die ihr nicht gut tun. Milch tropft inzwischen so raus, es läuft viel daneben und sie verschluckt sich viel. Wäre es kontraproduktiv für unsere Problematik die Avent Flaschen zu nehmen oder sind Lansinoh besser? Wie ist es mit einem Schnuller? Bisher brauchte sie keinen. Kann es mit Schnuller eine Verschlechterung geben? Ich bin ziemlich verzweifelt und möchte gerne alles richtig machen. Ich danke Ihnen jetzt schon mal ganz herzlich.


Biggi Welter

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Liebe Kinderüberraschung, ich würde gar keine Flasche geben, sondern eine alternative Fütterungsmethode wählen, denn es kann gut sein, dass Dein Baby deshalb nicht korrekt an der Brust trinkt. Hierzu wäre es auf jeden Fall wichtig, dass Du Dir Hilfe vor Ort suchst und eine kompetente Stillberaterin sich das Saugverhalten Deines Babys ansieht und euch gegebenenfalls beim Anlegen hilft. Hast du bereits Kontakt zu einer Stillberaterin? Hilfe findest du unter folgenden Adressen. http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Du solltest deshalb wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Hast Du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört. Das kann in Deinem Falle hilfreich sein und solltest Du der Flaschenfütterung vorziehen. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Wende Dich bitte schnell an eine erfahrene Kollegin vor Ort! Vielleicht kannst Du im Moment noch viel pumpen, um die Milchmenge zu erhalten, wenn Dein Baby gut trinkt, wird sich die Menge automatisch erhöhen! Lieben Gruß Biggi


Kinderüberraschung

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Liebe Biggi, vielen herzlichen Dank für die liebe und schnelle Antwort. Ich hatte tatsächlich eine Stillberatung, die das mit dem Zungenbändchen feststellte und uns an eine Zahnärztin verwies, der auch auffiel, dass das Lippenbändchen nicht ok war. Es hat sich seitdem nicht sehr viel geändert. Zwischendurch hatte ich mal einen starken Milchspendereflex wo Lucy auch nicht mehr gern an die Brust wollte und schrie. Relativ am Anfang kämpfte ich mit einem Vasospasmus. Es holpert also ständig auf unserem Weg. Die Stillberaterin hat gesagt, dass sie nicht glaubt, dass es noch zum vollstillen käme, aber nicht wieso nicht. Die Hebamme riet mir aufgrund meines Stresses schon zum abstillen, was mir auf keinen Fall gefiel und ich sicher nicht tun werde. Ist es aus Ihrer Sicht denn noch realistisch möglich dass Ruder herumzureißen? Lucy wird ja im Januar 3 Monate alt und kennt die Flasche leider zu gut. Wird dieses Brusternährungsset wirklich helfen? Ich würde alles tun, aber ich hab Angst, dass mir irgendwann die Energie ausgeht und ich rückblickend sage was es für ein Kampf alles war. Ich gebe nie schnell auf. Gibt es denn Babys bei denen es anatomisch z.B. wegen der Lippen-Zungen Problematik nicht funktionieren kann, auch wenn es behoben ist oder wegen dem fliehenden Kinn oder vielleicht auch muskuläre Schwächen? Liebe Grüße


Biggi Welter

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Liebe Kinderüberraschung, mit kompetenter Hilfe ist es sicherlich zu schaffen, allerdings wird es viel Geduld und Zeit kosten, das muss Dir klar sein. Du brauchst auch wirklich kompetente Hilfe, schau mal: http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Dort findest Du professionelle Beraterinnen, die Kosten werden meist von den Kassen übernommen. Hör in Dich hinein, wie wichtig es für DICH ist, es ist auch keine Schande, wenn Du nur teilweise stillst oder gar nicht. Ganz ganz liebe Grüße Biggi


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