Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillprobleme noch und nöcher

Frage: Stillprobleme noch und nöcher

elamshin

Beitrag melden

Hallo! Ich komme langsam ans Ende meiner mütterlichen Weisheit. Mein Sohn wird nun 14 Wochen und wurde bis vor einer Woche voll gestillt. Wir hatten einen schwierigen Start, da es mir körperlich nach der Geburt (hoher Blutverlust) drei Wochen lang sehr schlecht ging. In dieser Zeit hat er bei 51cm und 3200g Geburtsgewicht sehr wenig zugenommen, max. 50g die Woche. Nach sechs Wochen hatten wir erst das Geburtsgewicht wieder, danach nahm er deutlich besser zu - 100 bis 150g die Woche. Nun ist er 57cm groß und wiegt 4600g. Sein Gewicht und die Entwicklung wurden von der Nachsorgehebamme und dem Kinderarzt beobachtet. Er ist zwar sehr klein, aber war von Anfang an sehr wach und interessiert, konnte früh den Kopf halten und ist generell motorisch schon wahnsinnig weit. Er dreht sich, greift und ist auch ansonsten wunderbar dabei. Trotzdem macht das Gewicht Sorgen. Das Stillen hat am Anfang etwas holprig (wunde Brustwarzen, häufiger Milchstau, Schmerzen und co.) funktioniert, danach dann einige Wochen recht entspannt mit Stillhütchen. Er entwickelte dann aber die Eigenart, immer wieder an- und abzudocken, am Anfang der Mahlzeit bis zum Milchspendereflex und dann immer wieder gegen Ende. Mehrmaliges Wechseln, ablenken, zwischendurch wickeln, etc.haben meist geholfen. Nun wurde es seit drei Wochen immer mehr zum Kampf. Immer häufiger kam es vor, das er an der Brust dann regelrecht hysterisch wurde, immer wieder an und abdockte, irgendwann dann brüllte wie am Spieß. Ich bin zur Stillberatung gegangen, die sein Trinkverhalten beobachtete - da ist alles in Ordnung. Er trinkt mit oder ohne Hütchen, solange er entspannt ist, dockt gut an und saugt kräftig. Nun wurde es immer schlimmer, er trank kaum noch, ich musste oft bis zur wechselseitigen Erschöpfung und Frustration darum kämpfen das wir eine Stillmahlzeit zur Gänze hinbekamen. Ich habe dann über ein Brusternährungsset nachgesehen, ob er vielleicht zuwenig bekommt und damit zufriedender ist - und siehe da, er donnerte trotz kleinstem Schlauch und Flasche weit unten 100ml weg, war danach dann ruhig und ausgeglichen. Ich habe mir also eine ordentliche Milchpumpe besorgt, Bockshornklee und co. um die Milchbildung zu fördern. Kleine Erfolge habe ich schon, nach einer Woche reichen ihm meist 80ml pro Mahlzeit, hin und wieder klappt es auch ohne zufüttern. Zufrieden sind wir so aber beide nicht. Für mich ist es sehr schwer zu akzeptieren das ich ihn gerade nicht vollständig ernähren kann. Was ich abpumpen kann (ca. 15-30ml pro Durchgang) reicht gerade einmal am Tag zum zufüttern. Ansonsten bekommt er Pre. Davon fing er nun aber an zu spucken. Er ist nun zwar definitiv satt, ausgeglichener als davor ist er in den Wachphasen aber auch nicht. Er brüllt sich häufig in den Schlaf, etwas das wir zwar am Anfang, dann aber viele Wochen nicht mehr hatten. Ich habe das Gefühl, ihn nicht mehr zu verstehen, seine Bedürfnisse nur noch zu verstehen wenn ich alles durchteste. Bis dahin ist er dann frustriert und ich ebenso. Als wäre die Verbindung gerade nicht da. Langsam gehe ich wirklich am Stock, die Situation belastet mich sehr. Haben Sie vielleicht einen Tipp wie wir das wieder in den Griff kriegen? Liebe Grüße, Julia


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Julia, bekommt Ihr Baby die zugefütterte Milch mit der Flasche? Wenn ja, vermute ich eine Saugverwirrung, etwas was leider nicht selten bei so kleinen Babys vorkommt, wenn sie eine Flasche bekommen. Er muss erst (wieder) lernen, wie er an der Brust ausdauernd trinken muss, denn die Techniken an Brust und Flasche unterscheiden sich ganz grundlegend (es ist an der Flasche nicht leichter, sondern anders). Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Es ist daher wichtig, dass Sie Ihre Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringen. Versuchen Sie, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Sie ihren Sohn anlegen. Warten Sie nicht, bis Ihr Sohn sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik (eine gute Beschreibung der Anlegetechnik finden Sie in dem Info Blatt "Stilltechniken, die funktionieren", das Sie bei der La Leche Liga Deutschland und jeder LLL Stillberaterin (auch bei uns) bestellen können. Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Sohnes gut kontrollieren können und genau sehen, was er macht. Vermeiden Sie es, Ihren Sohn am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Sohnes legen oder ihn fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Will Ihr Sohn nicht an der Brust bleiben, nachdem er sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der seine Lippen Ihre Brust berühren. Er wird die Milch schlucken und dabei seine Zunge abflachen, so dass er die Brust richtig fassen kann. Um ein Wundwerden (bzw. eine Verschlimmerung des Wundseins) ihrer Brustwarzen zu verhindern, müssen Sie darauf achten, dass Ihr Sohn die Brust richtig erfasst und korrekt saugt. Es wäre günstig, wenn Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden würden, die Ihnen im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie Ihr Sohn an der Brust trinkt. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich würde in den nächsten Tagen keine Flasche geben, sondern eine alternative Fütterungsmethode wählen (Becher, Brusternährungsset) und auch keinen Schnuller. Das gesamte Saugbedürfnis des Babys sollte an der Brust gestillt werden. Günstig wäre es, wenn Sie ein paar "Baby und Stilltage" einlegen könnten. Das heißt, Sie legen sich mit Ihrem Baby ins Bett, ruhen sich aus und kümmern sich ausschließlich um Ihr Baby, stillen es alle zwei Stunden und lassen den Haushalt von jemandem anders versorgen. Achten Sie darauf, genügend zu essen (möglichst kohlehydratreiche Nahrung) und Ihrem Durstgefühl entsprechend zu trinken. Sie müssen keine Flüssigkeit in sich hineinschütten, eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich NICHT positiv auf die Milchmenge aus. Ich hoffe, es klappt bald besser! LLLiebe Grüße, Biggi


elamshin

Beitrag melden

Liebe Biggi, danke für die Tipps! Mein Sohn bekommt die Zusatznahrung über das Brusternährungsset, da ich eben diese Saugverwirrung vermeiden möchte. Er hat davor hin und wieder aus der Flasche getrunken (mit einem Calma-Sauger von Medela, den mir meine Nachsorgehebamme empfohlen hat), aber höchstens einmal die Woche. Die Stillprobleme traten zu einer Zeit auf, in der er keine Flasche bekam, Schnuller nimmt er generell nicht. Den Tipp, die Brust mit etwas Milch zu benetzen damit er nicht gleich frustriert wird, werde ich ausprobieren. Er hat tatsächlich eine sehr niedrige Frustrationsschwelle, wehe es kommt nicht sofort wie erwartet! ;D Vielleicht gewinne ich so etwas mehr Zeit. Nachts klappt es deutlich besser, er braucht etwas bis er trinkt, dann trinkt er aber gut bis zu dem Punkt wo scheinbar zuwenig Milch da ist. Dann braucht er zusätzlich etwas, oder er wacht vollends auf und wird richtig hysterisch. Die Babytage versuche ich schon seit einer Weile einzulegen, allerdings ist das nicht so einfach...aber ich werde mir eine Möglichkeit dazu organisieren. Herzlichen Dank!


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

Liebe Julia, probiere die Tipps übers Wochenende mal aus, wenn das nicht klappt, solltest Du dich erst einmal an eine Kollegin vor Ort wenden, die dich und dein Kind SEHEN kann. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, noch mehr zusätzlich zu pumpen, um die Milchmenge zu steigern. Melde dich einmal nach ein paar Tagen, dann schauen wir weiter. LLLiebe Grüße, Biggi


elamshin

Beitrag melden

Mache ich! Diese Nacht haben wir nun ohne Zufüttern geschafft und Junior war sehr entspannt. :) Das abpumpen und der Bockshornklee scheinen nun auch anzuschlagen, meine Brüste fühlen sich voller an und kribbeln häufig.


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.