Frage: Stillprobleme 3. Kind

Sehr geehrte Frau Welter, Unsere Tochter ist 10 Wochen alt. Ich habe noch 2 weitere Kinder (2 & 5 Jahre alt). Diese beiden habe ich ohne Probleme monatelang gestillt bis anderthalb Jahre. Bei meiner Tochter ist es anders. Seit Anfang Dezember haben wir Probleme und sie schreit sehr oft wenn ich sie anlegen möchte. Wir waren schon beim Kinderorthopäden, er konnte keine Blockaden feststellen und schließt auch eine Saugverwirrung aus. Sie nimmt seit der 1. Woche den Schnuller, weil sie extrem saugt und mit 4330g sehr schwer war und viel Hunger hatte. Da wurde mir Pre zum Zufüttern empfohlen von der Ärztin. Dann klappte das stillen nach dem Einschuss. Seit Anfang Dezember ist der Wurm drin. Rechts trinkt sie so gut wie nicht mehr und schreit nur. Mittlerweile ist es auf der anderen Seite auch gelegentlich so. Bei 2 weiteren Kindern habe ich eigentlich keine Zeit zum Abpumpen. Deshalb habe ich nun 1x täglich mit Pre zugeführt. Sie hat die Flasche sofort angenommen, gesaugt wie ein Mann und schläft zufrieden ein. Ich bin schon traurig und habe auch keine wirkliche Ahnung von Flaschenfütterung, bedeutet wie viel und wie oft. Geht stillen und zufüttern mit Pre überhaupt. Wie lange füttert man Pre bevor man übergeht zu anderer Milchnahrung??? Ich habe den ganzen Dezember vieles probiert auch mit Hilfe meiner Hebamme aber es wird nicht besser. Wir sind beide frustriert. Wir wechseln auch die Stillpositionen, es hilft nichts. Können Sie mir vielleicht weiterhelfen? Liebe Grüße Romy

von Minkimiez am 26.12.2022, 11:11



Antwort auf: Stillprobleme 3. Kind

Liebe Romy, wie kann der Arzt eine Saugverwirrung ausschließen? Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Ein Baby, das mit der Flasche gefüttert wurde, hat einen sofort einsetzenden, gleichmäßigen Milchfluss kennengelernt. An der Brust reagiert es dann frustriert, weil nicht der von ihm erwartete, sofortige und stetige Milchfluss einsetzt. Oft ist es dann so, dass ein Baby „stundenlang“ saugt und nicht satt wird. Da hilft es dann auch nicht, viel und oft anzulegen. Du solltest deshalb wenn möglich auf künstliche Sauger und Flasche verzichten. Hast du schon mal von einem Brusternährungsset oder der Becher- Fütterung gehört? Das kann in deinem Falle hilfreich sein und solltest du der Flaschenfütterung vorziehen. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Bitte wende dich an eine Kollegin vor Ort, die Euch sehen kann und so sehr viel gezielter beraten kann! Sie kann das Saugverhalten beurteilen und dir Tipps geben, wie du dein Baby an die Brust führen kannst. Adressen von Stillberaterinnen findest du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Auch ich bin jederzeit für dich da und stehe dir gerne zur Seite! Ich bin sicher, dass du zum Vollstillen kommen kannst, aber es braucht kompetente Hilfe und Geduld! Du kannst natürlich auch Abpumpen und die Milch mit der Flasche geben oder aber du stillst noch so lange, bis dein Baby die Brust ganz verweigert. Es ist kein Problem, wenn du Muttermilch und Pre-Milch gibst. Lieben Gruß Biggi

von Biggi Welter am 26.12.2022