Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillpositionen und Probleme beim Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillpositionen und Probleme beim Stillen

Titius2810

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Guten Morgen Frau Welter und Frau Heindel, ich habe ein paar Probleme beim Stillen. Meine Tochter ist jetzt 7 Wochen alt und ich stille voll. Allerdings habe ich das Problem, dass ich leider eine Hangebrust habe und die Brustwarzen mehr nach unten als nach vorne zeigen (wie bei normalen Frauen). Dadurch sind sämtliche Stillpositionen für mich sehr unbequem. Im Liegen geht gar nicht, der Fußballergriff ist zu umständlich und beim normalen Wiegegriff oder Kreuzgriff muss ich mich im Sitzen zu sehr nach vorne beugen sodass ich pausenlos Rückenschmerzen habe, da ich meine Brust ständig festhalten muss. Gibt es da irgendwelche Alternativen? Hinzu kommt, dass meine Kleine nach 5 Minuten saugen immer anfängt zu schreien und mit den Händen und Füßen zu treten. Dabei sucht sie allerdings wieder verzweifelt die Brust, saugt 1-2 Mal und schreit dann wieder. Das ganze dauert manchmal bis zu 2 Stunden und ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe auch ziemlich viel Milch (denke ich) und ich habe schon versucht abzupumpen oder auszustreichen, damit sie nicht zu doll fließt, aber geholfen hat das leider auch nicht. Es läuft immer wieder daraus hinaus, mit dem Wechsel im Schreien und Saugen. Wegen einer evtl. Saugverwirrung: Die Flasche hat sie nur ab und zu bekommen, jetzt seit einer Woche aber nicht mehr und es wird aber auch nicht besser. Den Nuckel kann ich ihr nicht wegnehmen (habe ich schon versucht auch wegzulassen), da sie sonst überhaupt nicht schläft und nur noch schreit. Ob ihr der Geschmack der Milch nicht gefällt weiß ich nicht, das einzige, was ich seitdem geändert habe ist, dass ich weniger Süßigkeiten esse. Ich bin mit den Nerven schon ziemlich am Ende und fange schon fast immer an zu heulen, wenn die Kleine schmatzt oder schreit. Manchmal schaffe ich es zwar ruhig und gelassen zu bleiben, aber halt auch nicht immer. Da es doch ziemlich an einem nagt, wenn die Kleine nicht an die Brust will aber irgendwie wieder doch. Vielen Dank im Voraus für Tipps und Hinweise!


Biggi Welter

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Liebe Titius2810, die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Nun kann ein verhängnisvoller Kreislauf beginnen: da das Kind mit der falschen Technik an der Brust trinkt, wird es an der Brust hektisch, saugt an, lässt wieder los, dreht den Kopf hin und her schluckt viel Luft (die wiederum führt möglicherweise zu Bauchproblemen) und da es die Brust nicht mehr richtig stimuliert kommt es zu einem Rückgang der Milchmenge und damit zu weiterem Zufüttern, wenn dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird. Eine Saugverwirrung ist alles andere als lustig und Stillberaterinnen wissen aus Erfahrung nur zu gut, warum sie künstlichen Saugern wie Schnuller und Flasche kritisch gegenüberstehen, denn beide bescheren uns immer wieder eine Menge „Beschäftigung". Eine Saugverwirrung ist für alle Beteiligten belastend und zerrt an den Nerven. Sie kann aber mit viel Geduld und der richtigen Anleitung überwunden werden. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Milch bereits vor dem Anlegen zum Fließen bringen. Versuchen Sie, den Milchspendereflex durch Ausstreichen, Brustmassage und Wärmeanwendung oder eventuell mit einer Pumpe auszulösen ehe Sie Ihre Tochter anlegen. Warten Sie nicht, bis Ihr Baby sehr hungrig ist. Ein aufgeregtes, hungriges Baby ist nicht unbedingt bereit, etwas Neues (also das korrekte Trinken an der Brust) zu lernen. Wählen Sie eine bequeme Stillhaltung, um möglichst entspannt zu sein und achten Sie auf eine korrekte Anlegetechnik. Das Stillen im Rückengriff (auch Unter dem Arm Haltung genannt, in dieser Position ruht der Kopf des Kindes in Ihrer Hand und seine Beine liegen seitlich neben Ihrem Körper und zeigen nach hinten) eignet sich gut, weil Sie in dieser Haltung den Kopf Ihres Babys gut kontrollieren können und genau sehen, was es macht. Vermeiden Sie es, Ihr Baby am Gesicht oder seitlich am Kopf oder mit geringem Fingerdruck am Hinterkopf zu berühren. Derartige Berührungen können dazu führen, dass der Suchreflex beim Baby ausgelöst wird und es seinen Kopf in Richtung der Berührung dreht. Fester, gleichmäßiger Druck auf den Hinterkopf bedeutet normalerweise kein Problem für das Baby. Wenn Sie im Rückengriff stillen, können Sie eine Windel zwischen Ihre Hand und den Kopf Ihres Babys legen oder es fest in eine Decke einwickeln, deren obere Ecke Sie unter seinen Kopf legen. Stützen Sie den Kopf und den Nacken Ihres Babys in Höhe der Ohren mit Ihrer Hand. Will Ihr Baby nicht an der Brust bleiben, nachdem es sie zunächst erfasst hat, können Sie während des Stillens etwas zuvor ausgestrichene Milch auf die Stelle tropfen, an der ihre Lippen Ihre Brust berühren. Sie wird die Milch schlucken und dabei ihre Zunge abflachen, so dass sie die Brust richtig fassen kann. Es wäre günstig, wenn Sie sich an eine Stillberaterin vor Ort wenden würden, die Ihnen im direkten Gespräch Tipps geben kann und eventuell auch sieht, wie Ihr Kind an der Brust trinkt. Stillberaterin in Ihrer Nähe finden Sie im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Die Kollegin kann Ihnen dann auch vor Ort verschiedene Stillpositionen zeigen, mit denen Sie Rückenprobleme vermeiden können. LLLiebe Grüße, Biggi


Titius2810

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Liebe Biggi, vielen Dank für die Antwort. Wie gesagt kann ich auf den Nuckel nicht verzichten, die Flasche lassen wir jetzt schon seit ca.einer Woche weg (Hatte sie nur bekommen, weil ich zu viel Milch hatte/habe und daher ab und an abgepumpt habe). Meine Milch ist auch nicht zurückgegangen, weshalb ich nicht zufüttern muss. Der Milchspendereflex wird bei mir relativ schnell ausgelöst und die Milch fließt auch immer schon, bevor ich meine Tochter anlege, von alleine. Sie trinkt eigentlich auch sehr zügig und auch nicht sehr wenig. Sie nimmt gut zu (ca. 150 - 200 g / Woche) Was die Stillpositionen angeht, habe ich den Rückengriff schon probiert (ebenso wie alle anderen möglichen Positionen), allerdings ist dieser ebenfalls sehr unbequem für mich, da ich mich nie anlehnen kann und mich IMMER nach vorne beugen muss, weshalb mir dann nach ca. 5-10 Minuten der Rücken weh tut, da ich auch immer meine Brust festhalten muss, um die Kleine nicht zu ersticken. Liebe Grüße Titius2810


Biggi Welter

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Liebe Titius2810, wenn Ihr Kind wirklich saugverwirrt ist, wird sich das Verhalten nicht ändern, so lange Sie einen Schnuller geben. Der Schnuller ist nicht die einzige Möglichkeit, ein aufgebrachtes oder sonstwie unruhiges Kind zu beruhigen, es gibt auch Alternativen. • Das Kind kann getragen werden. Durch das Tragen wird das Bedürfnis des Kindes nach Körperkontakt, Geborgenheit, Wärme und Nähe gestillt und mit einem gut gebundenen Tragetuch hat man mindestens eine Hand frei, um andere Dinge zu tun. • Das Kind kann gebündelt werden. Das Bündeln gibt dem Baby das Gefühl von Geborgenheit und lässt es seinen Körper und seine Grenzen spüren. Das Gefühl von Begrenzung hilft dem Kind sich sicher zu fühlen. • Man kann ein Nest bauen. Auch hier ist die Begrenzung der springende Punkt, der dem Kind Geborgenheit vermittelt. • Massage, eine warmes Bad oder auch ein warmes Körnerkissen können beruhigend wirken. Schaukelbewegungen (Wiege, Hängematte, Schaukelstuhl, mit Tragetuch spazieren gehen, Kinderwagen), monotone Geräusche (Staubsaugen, Auto fahren), beruhigende Musik, Singen und Tanzen mit dem Baby und auch der Schutz vor Überreizung (viele Besucher, Fernseher) helfen einem Kind sich zu beruhigen. Als Saugersatz bietet sich ein Finger (von Kind oder Vater oder Mutter) oder eventuell auch ein Lutschetuch an. Schnuller sind auch nicht „kiefergerecht“, wie es immer wieder behauptet wird. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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