Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillmahlzeiten bei 12 Wochen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillmahlzeiten bei 12 Wochen

brittawirdmama

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Hallo, nebenan im Kinderarzt-Forum habe ich bereits eine Frage zum Spucken gestellt, da unsere To extrem viel spuckt (abgeklärt worden). Meine Frage wäre, kann ich die Anzahl der Stillmahlzeiten von aktuell ca./mind. 8 am Tag (3 in der Nacht, Rest am Tag) reduzieren, wenn sie tatsächlich ordentlich zunimmt (über der mittleren Normkurve) und regelmäßig teilweise die ganze Mahlzeit ausspuckt? Wir hatten wiegen sollen, sie nimmt zwischen 60 und 130 g zu sich, jenachdem wie hungrig sie gerade ist und wie 'gut' sie trinkt. Manchmal frage ich mich nämlich auch, ob ich ihre Anzeichen missverstehe und sie gar nicht wirklich Hunger hat, sondern nur die Nähe sucht oder ... Ich lege sie aber auch nicht als erstes an, wenn sie weint oder unzufrieden ist, sondern kläre erst ab, ob z.B. die Windel voll ist, sie (anders) getragen werden will, oder was sonst noch sein könnte. Sie gibt aber leider seit sie ungefähr 6 Wochen alt ist keine klaren Hungerzeichen mehr. Momentan lutscht sie auch extrem an ihren Fäusten, Zahneinschuß oder schon Zahnen? Meine Frage stellt sich mir, weil die Anzahl der MAhlzeiten mit Fertigmilch in ihrem Alter auch nur noch ca. 5-6 mal betragen sollen. Sehr lange herauszögern könnte ich aber nicht, weil sie schnell schreit, wenn sie richtig hungrig ist, deshalb denke ich, sie könnte gar nicht zu wenig bekommen, oder? Danke schonmal!


Biggi Welter

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Liebe brittawirdmama, bitte zögern Sie die Mahlzeiten in diesem Alter nicht heraus! Alle Stillexperten sind sich schon seit sehr langer Zeit einig: bei einem gesunden, voll ausgetragenen und gut gedeihenden Baby ist Stillen nach Bedarf das Optimale. So wird sichergestellt, dass das Kind die Nahrung, die es braucht, immer dann bekommt wann es sie braucht. Eine Ausnahme stellen schlecht zunehmende Kinder oder kranke Kinder dar, da kann es sein, dass die Mutter regulierend eingreifen muss und das Baby eventuell zum Stillen wecken muss. Im Durchschnitt will ein kleines Baby wie Ihre Tochter in unregelmäßigen Abständen zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Solange das Kind gut gedeiht, können Sie es auch unbesorgt Ihrer Tochter überlassen, wie lange oder kurz sie an der Brust trinkt. Das Einzige, worauf Sie sich bei einem Baby verlassen können, ist, dass Sie sich auf nichts verlassen können. Der "Rhythmus" eines Baby ist ständigen Änderungen unterworfen und keineswegs eine feste Größe. Wenn ein Kind beim Aufstoßen etwas Milch mit hoch bringt, dann liegt das meist daran, dass es beim Trinken Luft geschluckt hat und sich im Magen unter der Milch eine Luftblase gebildet hat. Sobald die Luft aus dieser "Blase" ihren Weg nach oben findet, nimmt sie einen Teil der Milch mit, die über ihr lag. Manchmal trinkt ein Baby auch mehr, als sein kleiner Magen verkraften kann, auch dann kann ein Teil der Milch wieder hochkommen. Das ist nicht besorgniserregend. Das Spucken von Babys ist ohnehin in den meisten Fällen ein Wäscheproblem und kein medizinisches Problem. Solange das Kind gut zunimmt und gedeiht, besteht normalerweise kein Anlass zur Sorge. Problematisch wäre immer wieder (immer häufiger) auftretendes schwallweises Spucken in hohem Bogen, verbunden mit zu geringer Gewichtszunahme oder sogar einer Gewichtsabnahme. Das Spucken sieht auch für die Erwachsenen sehr viel unangenehmer aus, als es für das Baby ist. Nach einiger Zeit verliert sich das Spucken bei den meisten Babys und die Waschmaschine kann wieder weniger in Anspruch genommen werden. Meist wird es etwa mit drei Monaten besser, eine Garantie gibt es jedoch nicht. Ihr Baby sollte (ausgehende vom niedrigsten Gewicht) durchschnittlich pro Woche mindestens 110 g zunehmen. Haben Babys Spuckprobleme, wird empfohlen, sie während und nach den Mahlzeiten aufrecht zu halten, sie häufig aufstoßen zu lassen und sie häufig, aber für kürzere Zeit anzulegen. Manchmal liegt das Spucken wirklich daran, dass die Babys zu hastig trinken. Wichtig ist, dass Sie auf absolut korrektes Anlegen und Ansaugen achten, damit das Baby möglichst wenig Luft schluckt und dass Sie selbst es schaffen möglichst die Ruhe zu bewahren. Je unruhiger die Mutter, umso unruhiger sind auch die Babys. Manchmal ist es auch hilfreich, das Baby mit erhöhtem Oberkörper zu lagern. LLLiebe Grüße Biggi


brittawirdmama

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Hallo, vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort! Ich werde dann weiterhin so häufig stillen! Wenn sie nur ein bisschen spucken würde, würden wir uns ja keine Sorgen machen, aber sie spuckt teilweise innerhalb von 2 Stunden alle 5 Minuten, und dann insgesamt auch richtige Mengen, locker ein halbes großes Wasserglas voll. Wir halten das schon für viel, der KiA auch, deshalb hat er ja auch das Wiegen verordnet gehabt. Sie nimmt übrigens pro Woche mindestens 200 g zu, Spitzenwert waren 410 g mit etwa 8 Wochen Alter. Das Hochlagern können wir mal versuchen. Danke!


brittawirdmama

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Ich sollte noch ergänzen, dass man sie schlecht trennen kann (kürzer aber öfter anlegen), weil sie sich dann lautstark durchsetzt, und dass ich sehr viel Milch habe und einen starken Milchspendereflex, und wir wieder auf die Stillhütchen zurückgreifen mussten, weil sie mit der Menge, die rausspritzt, überfordert ist und dann nicht trinkt, aber weint :-( Die Abstände, zu denen sie trinken will, sind eigentlich bereits sehr regelmäßig, auch nachts schon seit einigen Wochen immer ähnlich, abhängig davon, wann die letzte Abendmahlzeit war. Sie hat diesen Rhythmus selbst vorgegeben. Nur an sehr heißen Tagen (Dachwohnung altes Haus) will sie noch öfter.


Biggi Welter

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Liebe brittawirdmama, Ihr Baby gedeiht wunderbar! Bei gutem Gedeihen ist davon auszugehen, dass das Spuckproblem zwar ein Wäscheproblem ist, aber kein Anlass zur Besorgnis. Wichtig ist dann vor allem, dass Sie immer genügend frische Kleidung für sich und Ihr Kind parat und eine Spuckwindel zum Auffangen und Aufwischen griffbereit haben. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt (legen Sie sich eine Windel zum Auffangen der Milch hin und vergessen Sie nicht den Saugschluss zu lösen) und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das "Berg auf Stillen". Dazu halten Sie Ihr Baby so, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als Ihre Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnen Sie sich dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützen Sie Ihr Baby von unten mit zwei Kissen in Ihrem Schoß und lehnen sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Ich hoffe, Ihnen ein wenig weitergeholfen zu haben. Wenn sich das Verhalten Ihres Babys nicht bessert, melden Sie sich nochmals, dann werden wir weiter nach Lösungen suchen. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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