Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillenprobleme?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillenprobleme?

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Ich hätte eine Frage. Das Baby meines Bruders ist am Sonntag Abend per Notkaiserschnitt auf die Welt gekommen! Es geht dem Kleinen zum Glück gut, der Mama auch soweit! Da der Kleine bereits mehr als 10% an Gewicht verloren hat (Geburtsgewucht rund 3 Kilo) sind alle ein bisschen angespannt! Ich erinnere mich, dass ich bei all meinen Kindern anfangs mit dem Stillen Mühe hatte und zwar bestimmt über eine Woche lang! Ich möchte jetzt helfen und weiss nicht recht wie! Ich selber habe auch ein kleines Kind (halbjährig) - würde es allenfalls Sinn machen von meiner Milch anzubieten oder ist das eine blöde Idee? Wie sonst kann ich helfen? Danke und liebe Grüsse von Tali


Beitrag melden

Liebe Tali, am besten ist es, wenn du deiner Schwägerin Mut machst: Auch ein schlechter Anfang kann gut enden, und auch wenn das Baby jetzt vorübergehend zugefüttert werden sollte, besteht noch immer die Möglichkeit, dass sie es schafft, voll zu stillen. Dein Angebot ist wunderbar, aber nicht unproblematisch. Das Ammenstillen war in vergangenen Zeiten eine gängige Praxis und hat sicher vielen Babys das Leben gerettet als es noch keine hochwertige künstliche Säuglingsnahrung gab. Auch heute noch listet die WHO gespendete Frauenmilch vor künstlicher Säuglingsnahrung auf, wenn es um die optimale Ernährung eines Babys geht. Doch es gibt einige Dinge, die dabei bedacht werden müssen: • Die Mutter muss ganz sicher sein, dass sie es emotional verkraftet, dass eine andere Frau das Baby stillt. Es mag rational betrachtet absolut unproblematisch sein, doch die Psyche einer Mutter (gerade nach einer turbulenten Geburt...) spielt eine große Rolle und unsere Gefühle sind nicht vom Verstand steuerbar. • das Baby muss mitspielen. Je nach Alter und Persönlichkeit des Kindes kann es sein, dass es sich nicht von einer anderen Frau stillen lässt. • es gibt zwar nur wenige Krankheiten, die über die Muttermilch übertragbar sind, doch es gibt bestimmte Risiken. So kann zum Beispiel der Zytomegalie-Virus (CMV) durch das Stillen übertragen werden. Für das eigene voll ausgetragene Baby einer CMV-positiven Mutter ist dies kein Problem, für ein fremdes Baby, dessen Mutter CMV-negativ ist, kann es ein Problem werden. HTLV-I (Human T-Cell-Leucaemia-Virus) ist ein anderer Virus, der in dieser Hinsicht problematisch sein kann, ebenso HIV. Aus diesem Grund wird Spendermilch für ein fremdes Baby in den Milchbanken pasteurisiert. Theoretisch besteht auch ein Infektionsrisiko von dem Kind zur Frau und es könnte auch passieren, dass durch das wechselweise Stillen der beiden Kinder Infektionen von einem Kind auf das andere übertragen werden. Ich denke, dass hier wirklich sehr gut überlegt werden sollte. Sicher wäre es auch eine tolle Hilfe, wenn du deiner Schwägerin die Telefonnummer einer Stillberaterin in Eurer Nähe heraussuchen könntest, falls sie sich da Unterstützung holen möchte. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Lieben Gruß, Kristina


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.