Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen

Frage: Stillen

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi Welter! Heute war ich beim Kinderarzt und er meinte ich kann meinem Baby ruhig Tee geben, somit würde auch die Gelbsucht schneller weg gehen! Bis jetzt habe ich meinem Baby (13Tage) immer nur Muttermilch gegeben. Gibt es Vor-/ oder Nachteile wenn ich nun 1x täglich Tee gebe zusätzlich zum Stillen? Oder soll ich es lieber bleiben lassen? LG Daniela


Biggi Welter

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? Liebe Daniela, es gibt sehr viele Nachteile, aber keinen einzigen Vorteil, einem gesunden, voll ausgetragenen Baby zusätzlich zum Stillen Tee oder Wasser zu geben und deshalb wird diese Gabe von zusätzlicher Flüssigkeit NICHT empfohlen. Alle Flüssigkeit, die ein voll gestilltes Baby braucht, bekommt es an der Brust (auch bei heißem Wetter, Beduinenfrauen geben auch weder Tee noch Wasser). Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen (Sachdev, Krishna, Puri et al., 1991). Ein gesundes, voll gestilltes Kind braucht keinen Tee (und wenn es welchen bekommt, dann ist es nicht mehr voll gestillt). Tee ist ein Arzneimittel und ein gesundes Kind braucht keine Medikamente. Tee kann nicht nur unerwartete Nebenwirkungen mit sich bringen. Da Tees nun einmal eine Arzneiwirkung haben, haben sie auch Nebenwirkungen (der bei uns für Babys so beliebte Fenchel kann bei manchen Kinder Bauchprobleme sogar verstärken). Dazu kommt, dass die Gabe von zu Problemen wie Gedeihstörungen (das Baby erhält eine kalorienarme oder kalorienfreie Flüssigkeit, die den Magen füllt und so verhindern kann, dass es oft genug an der Brust trinkt) oder auch Saugverwirrung (wenn der Tee mit der Flasche gegeben wird) führen und sogar das Abstillen einleiten kann. Eine zusätzliche Flüssigkeitsgabe wirkt sich auch nicht positiv auf die physiologische Neugeborenengelbsucht aus, im Gegenteil. Da das Bilirubin nur zu zwei Prozent über die Nieren ausgeschieden wird, lässt es sich nicht durch eine vermehrte Flüssigkeitsgabe ausschwemmen, wie dies früher angenommen wurde. Stillen nach Bedarf und ohne zusätzliche Nahrung oder Flüssigkeit ist für ein Baby in diesem Alter optimal. LLLiebe Grüße Biggi Welter Ist zusätzliche Flüssigkeit für gesunde, voll gestillte Baby notwendig? Denise Both Immer wieder wird stillenden Müttern gesagt, dass Muttermilch alleine für ihr Kind nicht ausreichend sei und sie unbedingt Tee oder Wasser zugeben müssten. Die für diese Empfehlung angeführten Gründe sind vielfältig, stehen jedoch im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen zur Stillförderung, die UNICEF und WHO im Rahmen ihrer Initiative „Stillfreundliches Krankenhaus" veröffentlicht haben. Zusätzliche Gaben von Tee, Glukoselösung oder Wasser sind bei einem voll ausgetragenen, gesunden Baby, das ausschliesslich mit Muttermilch ernährt wird, nicht notwendig und können den Stillerfolg erheblich gefährden. Auch wenn unter unseren westlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, dass das Kind durch verunreinigtes Wasser Schaden nimmt, so können sich zusätzliche Flüssigkeitsgaben bei einen Neugeborenen auf andere Weise auswirken. Zusätzlich gegebene Flüssigkeit füllt den Magen des Babys und verringert so sein Interesse am Gestilltwerden. Ein Baby, dessen Magen mit Tee gefüllt ist, erhält nicht genügend Kalorien. Tee und Glukoselösungen wirken sich störend auf das Stillen aus. Babys, die derartige Flüssigkeiten erhalten, neigen dazu, mehr an Gewicht zu verlieren als Babys, die ausschliesslich gestillt werden. Zusätzlich verabreichter Tee (oder Glukoselösung) trägt zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bilirubinwerte eines Babys um so höher liegen, je mehr Tee es in den ersten Lebenstagen erhalten hat. Das Mekonium (erster Stuhlgang) ist sehr bilirubinreich. Kolostrum hat eine abführende Wirkung und hilft dem Baby bei einer beschleunigten Ausscheidung des Mekoniums. Dadurch wird der Bilirubinwert niedrig gehalten. Zusätzlich gegebener Tee hingegen regt nicht zu Darmbewegungen an, verursacht eine Rückabsorption des Bilirubins in den Körper des Babys und trägt somit zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Auch während einer Phototherapie bei verstärkter Neugeborenengelbsucht sollte das Kind bevorzugt häufig Muttermilch statt Tee erhalten Wird Flüssigkeit mit einer Flasche gegeben, kann dies zu Stillproblemen, einer Schwächung der Saugfähigkeit oder Ablehnung der Brust führen. Ein Neugeborenes kann auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren. Eine Saugverwirrung kann zu gravierenden Stillproblemen führen. Auch bei heissem Wetter ist es nicht notwendig zusätzliche Flüssigkeit zu geben. Muttermilch genügt auch in dieser Situation als vollwertiges Nahrungsmittel und enthält genau das richtige Verhältnis von Flüssigkeit und Nahrung, um Hunger und Durst des Babys zu befriedigen. Wichtig ist jedoch, dass die Mutter das Baby nach Bedarf stillt, was bei heissem Wetter häufiger der Fall sein kann. Quellen: Mohrbacher und Stock: The Breastfeeding Answer Book, 1997 Lauwers und Shinskie: Counseling the Nursing Mother, 1999 Goldberg und Adams: Studie veröffentl. im Arch. Dis. Child, 1983 Sachdev, Krishna, Puri et al.: Zusätzliche Flüssigkeit für voll gestillte Kinder im Sommer in den Tropen, Lancet 1991


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Hallo Daniela! Die Antwort ist im Text! Ist zusätzlich Flüssigkeit für gesunde, voll gestillte Babys notwendig?? Immer wieder wird stillenden Müttern gesagt, dass Muttermilch alleine für ihr Kind nicht ausreichend sei und sie unbedingt Tee oder Wasser zugeben müssen. Die für diese Empfehlung angeführten Gründe sind vielfältig, stehen jedoch im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Empfehlungen zur Stillförderung, die UNICEF und WHO im Rahmen der Initiative „Stillfreundliches Krankenhaus“ veröffentlicht haben. Zusätzliche Gaben von Tee, Glukoselösung oder Wasser sind bei einem voll ausgetragenen, gesunden Baby das ausschliesslich mit Muttermilch ernährt wird, nicht notwendig und können den Stillerfolg erheblich gefährden. Auch wenn unter unseren westlichen Verhältnissen nicht zu erwarten ist, dass das Baby durch verunreinigtes Wasser Schaden nimmt, so können sich zusätzliche Flüssigkeitsgaben bei einem Neugeborenen auf andere Weise auswirken. Zusätzlich gegebene Flüssigkeit füllt den Magen des Babys und verringert somit sein Interesse am „Gestilltwerden“. Es täuscht dem Baby einen vollen Magen vor. Dadurch trinkt es weniger an der Brust und bekommt somit nicht die Kalorien die es braucht. Außerdem fehlt der Brust der Saugreiz zur Milchbildung. Tee und Glukoselösungen wirken sich störend auf das Stillen aus . Neugeborene, die derartige Flüssigkeiten erhalten, neigen dazu, mehr an Gewicht zu verlieren als Babys die ausschließlich gestillt werden. Zusätzlich verabreichter Tee (oder Glukoselösung) trägt zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Untersuchungen haben ergeben, dass die Bilirubinwerte eines Babys umso höher liegen, je mehr Tee es in den ersten Lebenstagen erhalten hat. Das Mekonium (erster Stuhlgang) ist sehr bilirubinreich. Kolostrum (Vormilch) hat eine abführende Wirkung und hilft dem Baby bei einer beschleunigten Ausscheidung des Mekonium. Dadurch wird der Bilirubinwert niedrig gehalten. Zusätzlich gegebener Tee hingegen regt nicht zu Darmbewegungen an, verursacht eine Rückabsorption des Bilirubins in den Körper des Babys und trägt somit zur physiologischen Neugeborenengelbsucht bei. Auch während der Phototherapie bei verstärkter Neugeborenengelbsucht sollte das Baby bevorzugt häufig Muttermilch statt Tee erhalten. Bei einem Baby mit Neugeborenengelbsucht werden nur 2% des Bilirubins über den Urin ausgeschieden, wohingegen 98% über den Stuhl ausgeschieden werden. Daher hat sich die Vorstellung, die Gelbsucht durch zusätzliche Flüssigkeitsgaben „auszuschwemmen“ als nicht richtig herausgestellt. Im Jahr 1994 veröffentlichte die Amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) in ihren Richtlinien für Kinderärzte die folgende Aussage: „Bei gesunden, voll ausgetragenen gestillten Babys führt die Gabe von Tee oder Glukoselösung bei einer bestehenden Gelbsucht nicht zu einem Absinken des Bilirubinwertes.“ Wird Flüssigkeit mit einer Flasche gegeben, kann dies zu Stillproblemen, einer Schwächung der Saugfähigkeit oder Ablehnung der Brust führen. Ein Neugeborenes kann auf den Wechsel zwischen Brust und Flasche während der ersten Lebenswochen mit Verwirrung reagieren. Eine Saugverwirrung kann zu gravierenden Stillproblemen führen. Die Natur hat es so eingerichtet, dass eine Mutter ihrem Baby alles an Nahrung und Flüssigkeit geben kann, was es braucht. Muttermilch besteht zu einem Großteil aus Wasser, damit das Baby genug Flüssigkeit bekommt. Auch bei heißem Wetter ist es nicht notwendig zusätzlich Flüssigkeit zu geben. Muttermilch genügt auch in dieser Situation als vollwertiges Nahrungsmittel. Es befriedigt in optimaler Weise Hunger und Durst des Babys. Selbst im heißem Wüstenklima zeigen voll gestillte Babys ohne zusätzliche Gabe von Wasser keine Anzeichen von Flüssigkeitsmangel. Bei heißem Wetter trinken Babys entsprechend häufiger und kürzer, weil die „Vordermilch“ den Durst besonders gut löscht. Eine Studie in den Tropen ergab sogar, dass vollgestillte Kinder mehr Flüssigkeit aufnahmen als die Kinder, die zusätzliche Flüssigkeit bekamen. (Sachdev, Krishna,Puri et.al. 1991) Quellen: Denise Both LLL-Bulletin 4/Juli August 2000 *Mohrbacher und Stock: The Breastfeeding Answer Book 1997 , Lauwers u. Shinskie: Counseling the Nursering Mother 1999, Goldberg u. Adams: Studie veröffentl. Im Arch.Dis. Child, 1983, Sachdev, Krishna, Puri et.al:: Zusätzliche Flüssigkeit für vollgestillte Kinder im Sommer in den Tropen, Lancet 1991 „Stillen“ Verlag GU AutorInnen E. Hormann IBCLC M. Gruoth Gumberger IBCLC Handbuch für die Stillberatung La Leche Liga N. Morbacher/J. Stock Ausgabe Sept.2000/Kapt. 11 Seite 290/291


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