Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen

Frage: Stillen

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Hallo Biggi, und zwar wirll der Oliver zur Zeit besonders viel gestillt werden. Er bekommt gerade seine letzten vier Zähnchen (die Backenzähne). Vor zwei Tagen hat er in der Nacht nur geheult. Ich konnte kaum schlafen, er wohl auch nicht. Und dann hängt er so sehr an mir und will nur noch gestillt werden. Essen tut er auch ganz schlecht. Mir wird das Stillen bald zu viel. Oliver wird am Samstag zwei Jahre alt. Ist das normal für sein Verhalten? Manchmal denke ich, er ist noch wie ein kleines Baby. Er hängt auch sehr an mir. Laß ich ihn bei seinen Papa (manchmal), weil der Große in den Kindergarten muß, heult er wie verrückt. Sind die Kinder dann anhänglicher vom Stillen? Tagsüber bekommt er immer was zum Trinken angeboten. Aber abends läßt er mich einfach nicht mehr los. Nachts, wenn er seinen Schnuller verliert, weint er und läßt sich dann nur duchs Stillen beruhigen. Hast Du vielleicht eine passende Lösung. Der Junge wird doch zwei Jahre alt und bräuchte doch nicht mehr so viel an die Brust. Vorm schlafen gehen sage ich ja nichts. Aber nicht das ich an die zwei Stunden beschäftigt bin mit Stillen. Bitte um schnelle Antwort, denn mir ist das im Moment zu viel. Vielen Dank schon mal im voraus. Viele Grüße von Sandra mit Oliver


Biggi Welter

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? Liebe Sandra, wenn Du mit anderen Müttern von älteren Stillkindern sprichst, wirst Du feststellen, dass es absolut nicht selten ist, dass ein gestilltes Kleinkind Phasen hat, in denen es mindestens so oft an die Brust will wie ein Neugeborenes und ich halte es für sehr müßig darüber zu diskutieren, dass das Kind dies doch „eigentlich" nicht mehr so braucht. Ob ein Kind sehr an seiner Mutter hängt oder nicht ist Temperamentssache und keineswegs spezifisch für gestillte Kinder. Es hat keinen Sinn, ein Kind, das von Natur aus schüchterner ist in die Rolle des Draufgängers drängen zu wollen und ebensowenig lässt sich ein Kind „umkrempeln", das - zumindest derzeit - sehr auf die Mutter bezogen lebt. Wenn Du sagst, dir ist das Stillen zuviel und Du willst nicht mehr, dann ist der wichtigste Punkt, dass Du dies nicht nur sagst, sondern auch mit vollem Herzen hinter dieser Aussage stehst. Jeden Zweifel wird dein Kind spüren und entsprechend reagieren. Ich werde dir nun ein paar nicht so drastische Methoden ein Kind abzustillen beschreiben. Vielleicht findest Du etwas, was Dir zusagt. Eine Methode, die sich beim allmählichen Abstillen bewährt hat heißt „biete nicht an, lehne nicht ab". Das bedeutet, dass Du Deinem Kind die Brust nicht von Dir aus anbietest, aber auch nicht ablehnst, wenn es danach verlangt. Viele Kinder wurden auf diese Weise abgestillt. Eine weitere Möglichkeit heißt Ablenkung. Durch Ablenkung abzustillen bedeutet, Deine Gewohnheiten von Tag zu Tag erheblich zu verändern. Du musst die vertrauten Stillsituationen vermeiden und neue Betätigungsfelder schaffen. Für das eine Kind kann das bedeuten, dass Ihr viel häufiger Ausflüge zu Orten unternehmt, die Deinem Kind gefallen und wo es viele Menschen und viel Trubel gibt. Für ein anderes Kind bedeutet dies vielleicht, das Leben erheblich ruhiger zu gestalten, um Situationen, die es als bedrohlich empfindet, zu verringern. Es kann auch ablenkend wirken, wenn Du Dein übliches Verhalten in bestimmten Situationen veränderst. Wenn Du zum Beispiel sitzen bleibst anstatt Dich hinzulegen, wenn Du Dein Kind zum einschlafen bringst. Andere Möglichkeiten sind Vorlesen, Singen oder vielleicht ein neues Spielzeug. Manchmal bringt es Dich auch weiter, wenn du das Stillen immer dann, wenn Dein Kind diesen Aufschub verkraften kann, für eine Weile verschiebst. Das kannst Du flexibler handhaben als den Vorsatz eine bestimmte Stillmahlzeit ausfallen zu lassen. Du kannst auch versuchen die Stillzeiten zu verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Du kannst Dein Kind eine kleine Weile anlegen und ihn dann ablenken oder ihm etwas zu essen anbieten. Wichtig ist, dass dein Kind weiterhin deine Liebe und Zuneigung spürt und Du nicht gleich die Geduld verlierst, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Außerdem möchte ich dir das Buch „Wir stillen noch - über das Leben mit gestillten Kleinkindern" von Norma J. Bumgarner empfehlen, das im Buchhandel, bei La Leche Liga und jeder La Leche Liga-Stillberaterin und im Buchhandel erhältlich ist. LLLiebe Grüße Biggi


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