Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen

Mitglied inaktiv

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Hallo Biggi, ich habe da mal eine Frage. Ich bin ja oft hier und lese die Beiträge. Ich werde im Juni nächsten Jahres mein Baby bekommen und möchte ganz gerne ein paar Monate stillen. Doch wenn ich manche Beiträge lese, frage ich mich ob ich es noch will. Z. B. mein Baby schläft nur an der Brust ein, wacht jede Stunde auf und will gestillt werden usw.. Ist das eigentlich normal oder sind das ausnahmen. Danke


Biggi Welter

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? Liebe Katineu, wenn Sie in diesem Forum lesen, dann hat etwa die Hälfte der Frauen mit massiven Stillproblemen wie wunden Brustwarzen, Brustentzündungen usw. zu kämpfen. Daraus ließe sich folgern, dass die Hälfte aller stillenden Frauen solche Probleme hat, doch dies ist in der Realität natürlich nicht so. Aber die Frauen, die keine Probleme haben, die schreiben nicht „Hallo Biggi, ich wollte nur mal kurz Bescheid sagen, bei uns läuft alles prima", von denen hört und sieht man kaum etwas hier im Forum (außer vielleicht beim nächsten Kind, wenn dann wirklich alles so viel besser läuft und die Frau mich an ihrer Freude teilhaben lässt). Dennoch: ja, es ist normal, dass ein Baby an der Brust einschläft und es ist auch normal, dass ein kleines Baby mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden Hunger hat. Die Realität mit einem Baby (ob gestillt oder nicht) sieht anders aus, als sie in den Hochglanzbroschüren und vielen Elternzeitschriften dargestellt wird. Dort sind fast immer strahlende Mütter in fleckenloser Spitzenbluse in einem Schaukelstuhl auf einer Wiese oder in einer Top aufgeräumten Designerwohnung abgebildet, deren Baby mit seeligem Lächeln an der Brust liegt oder zufrieden im Stubenwagen schläft. Die Realität sieht aber so aus: Das Baby will rund um die Uhr versorgt werden, die Mutter ist froh, wenn sie es bis Mittag geschafft hat aus dem Nachthemd in einen Jogginganzug zu kommen, zehn Minuten ungestörte Zeit unter der Dusche zum Haarewaschen sind ein absoluter Luxus. Die Wohnung befindet sich in einem mehr oder weniger chaotischen Zustand, die Wäscheberge wachsen in den Himmel und die Frau wünscht sich einfach nur einmal zwei Stunden Schlaf. Kochen und Essen kommen entschieden zu kurz, weil die Zeit dafür nicht reicht und die Frau noch nicht gelernt hat, mit einem Baby im Arm am Herd zu stehen. Gleichzeitig kommen jede Menge Besucher, die das Baby anschauen wollen und selbstverständlich „keine Umstände machen" aber doch die höfliche Frage „Möchtest Du einen Kaffee" mit „Aber gerne doch" beantworten, statt einmal das dreckige Geschirr zu spülen, einen Besen in die Hand zu nehmen oder einen Korb schmutiger Wäsche in die Waschmaschine zu stecken oder noch besser mit nach Hause zu nehmen und am übernächsten Tag gewaschen und gebügelt wieder zu bringen. Oft genug kommt dann auch noch der „Rat" abzustillen, weil dann doch das „Leben viel einfacher ist" und „Du das Baby mal abgeben kannst". Doch das Abstillen wird nichts daran ändern, dass die Mutter in aller Regel 24 Stunden am Tag für das Kind verantwortlich ist, dass sie 24 Stunden am Tag Füttern, Wickeln, Trösten und Tragen wird, aber es wird ihr die zusätzliche Arbeit des Flaschen zubereiten, Flaschen und Sauger usw. reinigen und auskochen, Flaschenahrung einkaufen, immer Wasser und Strom in Reichweite haben bringen. Was eine junge Mutter wirklich braucht, ist echte Unterstützung im Alltag, jemanden, der ihr zuhört und sie wieder aufmuntert, wenn sie verzweifelt denkt, dass nur ihr Kind soooo anstrengend ist(was definitiv nicht der Fall ist). Außerdem braucht sie kompetente Unterstützung bei allen Fragen, die sich um das Baby (und das Stillen) drehen und eine realistische Sicht, wie das Leben mit Kind aussieht. Ich nehme an, dass Sie jetzt etwas geschockt sind. Aber es ist wirklich so, dass viele Frauen (vermutlich die meisten und mir ging es beim ersten Kind nicht anders) in die Mutterschaft stolpern mit einer absolut romantisierten und idealisierten Vorstellung. Der Schock über die Realität führt dann nicht selten zum Abstillen und dann muss die Frau erstaunt feststellen, dass ihr Leben durch das Nicht-Stillen keinen Deut einfacher geworden ist. Ich kann Ihnen nur wärmstens ans Herz legen, sich baldmöglichst mit einer Stillberaterin vor Ort in Verbindung zu setzen und auch die Stillgruppentreffen zu besuchen. Der Austausch mit den anderen Müttern in der Stillgruppe ist ungeheuer wertvoll. Sie erhalten dort nicht nur die Möglichkeit andere Babys mit ihren Müttern zu erleben und einen Einblick in das „reale Leben" einer Mutter zu bekommen, sondern auch moralische Unterstützung und gleichzeitig kompetente Beratung durch die leitende Stillberaterin. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Ich wünsche Ihnen eine schöne Schwangerschaft und eine gute Geburt LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Die ersten Wochen und Monate ist so etwas vollkommen normal. Gegen das nächtliche Aufstehen hilft sehr gut ein Familienbett bzw. Beistellbettchen. Auch Babybalkon genannt. Das an der Brusteinschlafen empfinde ich nicht als tragisch, sondern als eine schöne Möglichkeit, sein Baby in den Schlaf zu begleiten. Andere Eltern fahren stundenlang mit dem Auto, stellen den Autositz mit Baby auf die Waschmaschine (Schleudergang) oder machen sonstige verrückte Sachen ;o) Wiederum andere stecken alle naselang nachts den verlorenen Schnuller dem Kind wieder in den Mund. So gesehen ist Stillen doch herrlich bequem :o)


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