Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen

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Frage: Stillen

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Liebe Biggi, mein Sohn Oliver ist jetzt 6 Monate alt. Er bekommt mittags seinen Brei, abends und morgens. Es ist nämlich so. Er ist ein bißchen klein für sein Alter und zu leicht. Bei der Geburt wog Oliver 2610 kg und war nur 47 cm groß. Jetzt ist er 59 cm groß und hat nur 5630 kg. Der Arzt sagt auch, daß er Minderwüchsig ist und man es beobachten muß. Ich stille ansonsten noch sehr viel. Habe ihm schon einen Tee angeboten mehrmals, doch er will es nicht. Da er so leicht ist, möchte ich ihn schon festere Nahrung anbieten, daß er zunimmt und auch wächst. In zwei Monaten ist er nur 1 cm gewachsen. Er will sich noch nicht abstillen. Eigentlich will ich ihn tagsüber zufüttern und hoffe, daß er nachts mal durch schläft und dann irgend wann langsam mit dem Stillen aufhören. Meine Frage, was meinen Sie, wann kann ich denn mal aufhören zu Stillen? Wenn es nach ihm ginge, könnte es wohl noch ein paar Monate dauern. Die Mahlzeiten sind nicht lang. Innerhalb fünf Minuten hat er gegessen. Doch er sollte sich doch auch mal an Säfte oder Tees gewöhnen!?! Oder soll ich ihn noch so lange stillen lassen, wie er es möchte? Bis zu einem Jahr und dann kann er doch die Milch trinken. Für ein paar Tips wäre ich Ihnen sehr dankbar. Hätte auch mal wieder Lust alles Essen und Trinken zu können. Aber wahrscheinlich werde ich ihn schon selbst die Entscheidung überlassen, da es sonst nur Probleme gibt. Werde auch immer wieder versuchen, ihm einen Tee oder Saft anzubieten. Die verschiedenen Breie ist er allerdings ganz gut. Zunehmen tut er trotzdem nicht. Im voraus schon mal vielen Dank. Viele Grüße Sandra


Biggi Welter

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Liebe Sandra, Ihr Sohn hat sein Geburtsgewicht mehr als verdoppelt, das ist keine zu geringe Gewichtszunahme. Aber gerade weil er klein und schmal ist, sollten Sie ihn weiterhin stillen, damit er ausreichend Kalorien bekommt. Ein Vergleich der Kaloriendichte ergibt, dass Babys Nahrungsmittel mit einer größeren Kaloriendichte bevorzugen und Muttermilch liefert mehr Kalorien als Gemüse und die meisten Nahrungsmittel, aus denen Mahlzeiten für Babys hergestellt werden. Um die gleiche Menge an Kalorien, wie sie in 100 ml Muttermilch enthalten sind, durch den Verzehr von Karotten aufzunehmen, müsste das Kind fast 400 g gekochte Karotten essen! Vor laaaanger Zeit, als ich noch in der Ausbildung zur Stillberaterin war, hat meine Ausbilderin immer gesagt „wenn man die Gewichtszunahme eines Babys bremsen will, dann sollte man bereits relativ früh mit Beikost beginnen, wenn man die Gewichtszunahme steigern will, dann sollte man auch bei dem kleinsten bisschen Durst stillen“. So würde man das heute nicht mehr formulieren, denn inzwischen weiß man ganz genau, dass es nicht notwendig ist, die Gewichtszunahme eines Stillkindes zu bremsen. Aber was stimmt, ist dass Beikost, vor allem wenn es sich um Gemüse handelt, dem Kind deutlich weniger Kalorien zuführt als Muttermilch. Deshalb gilt ja auch, dass der Begriff „BEI-Kost“ wörtlich verstanden werden soll. Es ist keine ANSTATT-Kost, sondern eine zusätzliche Ergänzung zur Muttermilch. Die Muttermilch sollte im gesamten ersten Lebensjahr die Hauptnahrungsquelle sein und die Beikost sollte ein „Zubrot“ sein. Erst im zweiten Lebensjahr kehren sich die Verhältnisse um. Der Glaube daran, dass das Einführen von fester Kost dabei hilft, dass das Baby „in der Nacht durchschläft", veranlasst viele Eltern, früher mit fester Kost zu beginnen, als sie es sonst tun würden. Tatsächlich entbehrt diese weit verbreitete Meinung jedoch jeder Grundlage. In zwei Studien konnten keine Unterschiede im Schlafverhalten von Babys, die vor dem Schlafengehen feste Kost erhalten hatten und denen, die keine feste Nahrung erhielten, festgestellt werden (Macknin, 1989; Keane, 1988). Zwar fingen in diesen Studien einige Babys an, während der Nacht länger zu schlafen, als mit fester Nahrung begonnen wurde, aber in der Kontrollgruppe begann in etwa die gleiche Anzahl von Kindern damit, nachts länger zu schlafen. Macknin folgerte daraus, dass „die Fähigkeit, nachts durchzuschlafen, ein Entwicklungs- und Anpassungsprozess ist, der unabhängig von dem Zeitpunkt der Einführung fester Nahrung (Brei) ist". (Quelle „The Breastfeeding Answer Book, 1997). So lange ein Baby zusätzlich zur Beikost weiterhin nach Bedarf gestillt wird, genügt Muttermilch zur Flüssigkeitsaufnahme. Wird nicht mehr nach Bedarf gestillt, braucht das Kind zusätzliche Flüssigkeit, am besten Wasser, denn Wasser ist für Kinder wie Erwachsene das optimale Getränk. Saft ist nicht erforderlich und Tee muss überhaupt nicht sein. Die in Deutschland (gerade auch für Babys) so verbreiteten Kräutertees haben alle nicht nur eine Heilwirkung, sondern auch Nebenwirkungen. Es muss nicht jeder Mensch, der viel Kräutertee trinkt, gleich krank werden, doch auf Dauer sind Kräutertees vor allem in größeren Mengen nicht das optimale Getränk. Alle Heilkräuter können auch allergische Reaktionen hervorrufen. Am einfachsten ist es, dem Kind parallel zur Beikosteinführung auch den Becher mit Wasser anzubieten, es wird dann allmählich lernen, wozu der Becher da ist und auch wie es darauf trinkt. Mit zunehmendem Alter wird es auch mehr trinken. Sie können auch während der Stillzeit essen, auf was Sie Appetit haben. Immer wieder wird stillenden Frauen gesagt, dass es gaaaanz wichtig sei, auf die Ernährung zu achten, damit das Baby keine Blähungen bekomme. Doch der Einfluss der Ernährung wird ganz entschieden überschätzt. Darmgase entstehen bei der Verarbeitung von Faserstoffen (Ballaststoffen) durch die Darmbakterien im Verdauungstrakt. Weder Verdauungsgase noch Ballaststoffe gehen in die Muttermilch über, auch nicht, wenn die Mutter unter extremen Blähungen leidet. Genau so wenig verändern stark säurehaltige Nahrungsmittel den pH-Wert der Muttermilch. Deshalb gibt es auch kein Verbot für Orangensaft. Normalerweise können stillende Mütter alles essen, bei manchen Nahrungsmitteln ist es allerdings anzuraten, dass sie nicht im Übermaß genossen werden. Einige Babys sind leider sehr empfindlich, aber auch hier lässt sich nicht sagen „lass den Orangensaft weg", denn es gibt Babys, deren Mütter problemlos Orangensaft trinken können, aber wehe sie essen eine Banane. Ich habe schon Mütter erlebt, die sich ausschließlich von Reis und Wasser ernährt haben und die Babys hatten weiterhin übelste Blähungen. Letztendlich bleibt nicht anderes übrig, als auszuprobieren, ob ein Baby auf etwas reagiert oder nicht, denn das ist wirklich von Kind zu Kind unterschiedlich und deshalb gibt es auch keine Listen mit erlaubten oder verbotenen Nahrungsmitteln. Blähungen entstehen auch nicht von zu häufigem Stillen (was immer auch unter diesem Begriff „zu häufig" verstanden werden soll). Es ist ein Ammenmärchen, dass zwischen zwei Stillzeiten ein bestimmter Mindestabstand eingehalten werden müsste. Was allerdings Blähungen verursachen kann, ist eine ungünstige Stillhaltung und nicht korrektes Saugen. Ein Baby, das an der Brust viel Luft schluckt, hat mehr Probleme mit dem Bauch. Deshalb ist es extrem wichtig auf korrektes Anlegen und Ansaugen zu achten. Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen, sollten Sie noch Fragen haben, bin ich gerne für Sie da. LLLiebe Grüße Biggi


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