Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen wir “zu viel“

Frage: Stillen wir “zu viel“

motte_michi

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Hallo, meine Tochter ist nun 6 Monate alt und bekommt seid 3 Wochen (mit Unterbrechung wegen starker Blähungen) Mittags Gemüse-Kartoffelbrei. Ein kleines Gläschen schafft sie an guten Tagen auch. Danach stille ich sie, bis sie satt ist. Dann schafft sie auch knapp 3 Stunden zur nächsten Milchmahlzeit. Ansonsten ist bei ihr nach wie vor ein 2 Rhythmus zum Stillen angesagt. Leider auch wieder in der Nacht. Eine kurze Zeit hat sie Nachts nur 2x etwas gewollt. Nun sind wir wieder bei alle 2 Stunden, manchmal sogar häufiger. Da meine Maus leider trotz aller Bemühungen keine Flasche nimmt, habe ich nun auch seid einem halben Jahr weder länger als 2 Stunden geschlafen noch längere Termine planen können. Mache ich vielleicht etwas falsch? Bisher hat es sich immer richtig angefühlt nach “Bedarf“ zu stillen. Überfüttere ich meine Tochter vielleicht? Schläft sie so unruhig, weil ich ihr zu oft etwas gegeben habe? Natürlich möchte ich, dass sie genug bekommt und zufrieden ist aber natürlich soll sie kein ungesundes Trinkverhalten lernen. Vielen Dank schon einmal für Ihre Anwort. Viele Grüße


Biggi Welter

Biggi Welter

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Liebe motte_michi, Du machst nicht nur nichts falsch, Du machst alles richtig ;-). Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden. Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte. Hab keine Sorge, Du überfütterst Dein Kind nicht mit Muttermilch und es schläft sicher nicht deshalb schlecht, weil es zu satt ist. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit vier Monaten deutlich länger und anhaltender als mit fünf oder acht Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten, sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Das Schlafverhalten hängt auch nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monaten wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! LLLiebe Grüße Biggi


motte_michi

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Vielen Dank für die super schnelle und ausführliche Antwort!


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