Mitglied inaktiv
Liebe Frau Welter, meine Tochter Leandra ist fast 5 Wochen alt und sie hatte letzte Woche starke Koliken, die der Arzt als 3-Monats-Koliken diagnostiziert hat. Möglicherweise kommen diese vom zu häufigen stillen, d.h. von stillen unter 2 Stunden, wie er meinte. Leandra wog bei ihrer Geburt 3030g und nach 4 Wochen bereits 3.900g. Da ich nicht weiß bzw. erkenne, wann sie Hunger hat, habe ich ihr immer die brust angeboten, wenn sie nachts und auch tagsüber schrie. Dazu muß ich sagen, ich kann sie nicht einfach tagsüber in den Stubenweagen legen, sie möchte ständig getragen werden, was mir aber nichts ausmacht. Ich tue das gerne, um mit ihr zusammen zu sein. Leider weiß ich nun nicht, wann ich sie stillen soll, wie ich das erkenne, dass sie Huinger hat und wieviel sie trinken soll (eine oder beide Seiten)? Meine Hebamme meint immer nur, ich würde das erkennen. Was halten sie von festen Stillzeiten, da ich mittlerweile fast am Ende meiner Kräfte und Nerven bin? Leandra bekommt zur Zeit Sab simplex Tropfen gegen die Koliken. Ohne diese habe ich festgestellt, dass sie im Liegen (z.B. im Bett) kein Bäuerchen hinbekommt. Deshalb renne ich nachts auch in ein anderes Zimmer zum Stillen mit Stillkissen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn sie mir eine kleine "Stillanleitung" schicken könnten. Danke! Herzlichst, lunaleila
? Liebe Lunaleila, Leandra verhält sich ganz normal und die Blähungen kommen NICHT davon, dass sie nach Bedarf gestillt wurde! Auch ist die Gewichtszunahme absolut im normalen Rahmen für ein voll gestilltes Kind in diesem Alter. Blähungen sind bei kleinen Babys relativ häufig. Für eine Stillberaterin besteht der erste Schritt bei einem Kind mit Bauchproblemen darin, die Stillposition, Anlegetechnik und das Saugverhalten des Kindes zu überprüfen. Ein nicht korrekt angelegtes Kind und/oder ein Kind, das nicht richtig saugt, schluckt an der Brust meist sehr viel Luft und darin kann schon die Ursache für Blähungen begründet sein. Solange diese Ursache nicht beseitigt wird, können alle anderen Maßnahmen allenfalls „Kosmetik" betreiben, aber nicht wirklich helfen. Am besten wenden Sie sich wirklich einmal an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und lassen sich beim Stillen zuschauen. Die Kollegin kann Ihnen dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Ihnen erklären, woran Sie erkennen, ob Ihr Kind korrekt saugt und Ihnen überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Leider wird immer wieder und immer noch dieses Ammenmärchen von dem Mindestabstand erzählt und damit werden Frauen verunsichert und letztlich entstehen genau dadurch Still- und Gedeihprobleme, dass krampfhaft versucht wird, einen solchen Abstand einzuhalten. Alle Stillexperten sprechen sich für das Stillen nach Bedarf aus. Hinhalten und Vertrösten sind nicht empfehlenswert. Das Hinhalten eines hungrigen Babys kann dazu führen, dass das Baby schließlich so erschöpft ist, dass es - wenn es dann endlich an die Brust darf - nicht mehr effektiv trinkt. Es kann dann so weit kommen, dass die Brust nicht mehr optimal angeregt wird, die Milchmenge abnimmt und das Baby eine Gedeihstörung entwickelt. Sicher, nicht jede Unruhe und jedes Quengeln bedeuten Hunger und die Kunst besteht darin, zu erkennen, was das Baby nun wirklich will. Das kann tatsächlich die Brust im Halbstunden-Takt sein, es kann aber auch etwas anderes sein. Anhaltspunkte dafür, wann ein Kind das Bedürfnis nach der Brust hat, sind die Hungerzeichen. Weinen ist das letzte einer ganzen Reihe von Hungerzeichen und es sollte nicht so lange gewartet werden, bis das Baby weint. Sinnvoll ist es bereits auf die frühen Hungerzeichen zu reagieren, damit das Kind gar nicht erst so aufgewühlt ist. Hungerzeichen sind: • saugende Bewegungen • Sauggeräusche • Lecken an den Lippen • die Zunge herausstrecken • Schnelle Bewegungen der Augen • Hin- und Herdrehen des Kopfes (Suchbewegungen) • Ruhelosigkeit Nach den ersten vier Wochen ist es kein verlässliches Hungerzeichen mehr, wenn das Kind seine Finger oder Hand in den Mund zu stecken. Es beginnt dann sich selbst und seine Umgebung wahrzunehmen und zu erforschen und der Mund ist ein ganz wichtiges Organ, wenn es um das Erforschen und Begreifen geht. Lassen Sie sich von Ihrem Kind leiten und vergessen Sie die Uhr. Ihr Kind kann so oft und so lange es mag an der Brust trinken und es darf (gutes Gedeihen vorausgesetzt) selbst entscheiden, ob es an einer oder beiden Brüsten trinken mag. Insgesamt kann ich Ihnen nur wärmstens den Besuch einer Stillgruppe empfehlen. Dort werden Sie sehen, dass sich Ihr Baby keineswegs anders verhält, als viele andere Babys in seinem Alter. Der Austausch mit anderen stillenden Müttern kann ungeheuer hilfreich sein. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus LLLiebe Grüße Biggi Welter Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ? Von Denise Both, IBCLC „Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen." „Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen" „Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden" Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit. Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch-Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Doch woher kommt diese Meinung? Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat. Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei. Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest. Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger Mütter und ihrer Babys.
Mitglied inaktiv
Hallo!Ich habe gerade heute mit einer Stillberaterin von LLL darüber gesprochen und sie ist absolut der gelichen meinung - bei gestillten Kindern kann nicht "alte" und "neue" Milch zu Koliken führen.Am besten wäre Stillen nach Bedarf. das Baby würde selber die Milchproduktion regeln. Meine Tochter (morgen 6 Wochen) hat seit 2-3 Tagen plötzlich alle 2 Stunden Hunger, nachts zum Glück sind die Abstände bis zu 5 Stunden. Meine Brust wird dadurch voll und sehr prall in der Nacht - die stillberaterin meinte sie hat jetzt einen Wachstumsschub, nach einigen Tagen wird sich das auf jeden Fall regeln, sprich - in der Nacht wird die Milchproduktion runtergeschraubt, tagsüber wird sie mehr sein. Ich hoffe, daß es in der Tat so klappt!Ansonsten gebe ich ihr ebenfalls sab simplex, obwohl der KiArzt es ungern verschreibt, wegen Bäuerchen und es klappt besser als ohne. Sie kann es auch nur aufrecht machen und manchmal muß ich mehrmals die Position wechseln und bis zu einer halben Stunde darauf warten. Hoffe, dir ein wenig geholfen zu haben! Alles Gute
Mitglied inaktiv
Tausend Dank, liebe Frau Welter für Ihre ausführliche Antwort. Gern würde ich mich an eine Stillberaterin wenden. Wir wohnen in 01257 Dresden. Herzliche Grüße, lunaleila
Mitglied inaktiv
Danke, liebe Didi für Deine Antwort. Bin beruhigt zu lesen, daß es euch auch so geht und Du mir Deine Erfahrungen mitgeteilt hast. Ich wünsche euch alles Gute, lunaleila
Mitglied inaktiv
Hallo Lunaleila, ich möchte nur auch noch einen kleinen Kommentar abgeben: Du schreibst, dass Du Dein Baby gerne trägst - vielleicht hast Du ja schon ein Tragetuch. Wenn nicht, besorg' Dir eines! Es erleichtert Dir nicht nur den Alltag mit Haushalt usw., es hilft bei vielen Kindern auch gegen die Koliken. Die Wärme am Bauch sowie die sanften Bewegungen und die "Bauch-an-Bauch-Massage" tun gut und helfen oft. Hoffe, Dir einen guten Tip gegeben zu haben :-)) Grüße, Helena
? Liebe Manuela, in Dresden können Sie sich an eine der folgenden LLL-Stillberaterinnen wenden: Angelika Götzel Tel.: 0175-7006620 Ulrike Roschig Tel.: 0351-8590496 Marion Edelmann Tel.: 0351-2009533 Christiane Dumke Tel.: 0351-8012859 LLLiebe Grüße Biggi Welter
Die letzten 10 Beiträge
- Power Pumping und langzeitstillen
- Darf ich Tyrosur Gel verwenden?
- Trinkschwäche
- Tochter 19 Monate: Stillen ist eine Katastrophe
- Bockshornklee-Kapseln
- Von einen auf den anderen Tag abstillenn
- Flugangst - Pascoflair oder Passio Balance
- Unterstützung der Brust während abstillen
- Baby saugt nachts viel besser als tags
- Stillpause Mamawochenende