Mitglied inaktiv
Hallo, eine Frage die mich schon seit längerem beschäftigt. Meine Tochter ist 16 Monate u. ich stille sie noch 3 mal am Tag, morgens nach dem Aufwachen, vorm Mittagsschläfchen u. Abends vorm Einschlafen (nach dem Zähneputzen) Woher sind nur diese hartnäckigen falschen Ansichten übers Stillen bei Ärzten? Kinderärztin: (" Sie nimmt zu wenig zu, zufüttern!" - meine Tochter war damals 4 Monate, habe sie trotzdem 6 Monate vollgestillt, von da an wurden wir beim Ärztin nicht mehr für voll genommen) Zahnärztin: ("Wenn Zähne da sind mit stillen aufhören, wäre bei den Tieren auch so" - hää??? "Muttermilch schadet den Zähnen - Milchzucker- Flasche wäre besser" häää??? ich dachte gerade andersherum. Und natürlich Stillen nach dem Zähneputzen geht garnicht. Blos wie soll ich ihr abends nach dem Stillen Zähneputzen wenn sie eingeschlafen ist??? ) Habe schon schlechtes Gewissen, wegen Abends. Hier im Forum "Kinderzähne" ist es ja auch die einhellige Meinung, das Abends nach dem Zähneputzen nicht mehr gestillt werden sollte - Karies!!! Frauenärztin: (" Milch hat jetzt ja auch keine Nährstoffe mehr - nur noch zum Trost") Warum gibt es nicht mal eine große Aufklärungsaktion für die Ärzte, wo die ganzen falschen Ansichten richtiggestellt werden?
Liebe Viola.J, weißt Du, das Problem liegt in weiten Teilen darin, dass es weder Kinderärzte noch Ernährungswissenschaftler im Rahmen ihrer Ausbildung wirklich etwas über das Stillen und die Muttermilch erfahren. Es liegt am persönlichen Interesse des einzelnen Kinderarztes, ob und wie viel er sich über das Stillen und alles was damit zusammenhängt informiert. Manche Kinderärzte beziehen ihr Wissen über das Stillen ausschließlich aus den (kostenlosen) Infobroschüren der Säuglingsnahrungsindustrie andere hingeben bilden sich sehr intensiv fort und machen sogar das IBCLC (International Board Certified Lactation Consultant) Examen. Das ist ein StillberaterInnen Examen, das jedes Jahr weltweit am gleichen Datum mit den gleichen Fragen durchgeführt wird. Um zum IBCLC Examen zugelassen zu werden müssen die KandidatInnen 200 Weiterbildungsstunden während der letzten drei Jahre über das Fachgebiet "Stillen und Muttermilch" nachweisen und alle fünf Jahre müssen sie sich erneut rezertifizieren, wenn sie sich weiterhin IBCLC nennen wollen. Und dann darfst Du auch nicht vergessen, dass die persönlichen Erfahrungen der Kinderärzte ebenfalls eine sehr große Rolle spielen. Bei so unterschiedlichen Voraussetzungen ist es leicht zu verstehen, dass es auch unterschiedliche Meinungen gibt und dass sehr unterschiedliche Informationen weitergegeben werden. Zufällig habe ich erst einen Bericht zum Thema "Kinderärzte und ihr Wissen ums Stillen" gelesen. Es ist ein Bericht aus Amerika, aber ich glaube, dass der Inhalt sich auch auf unsere Verhältnisse übertragen lässt. Hier eine kurze Zusammenfassung eines Teils dieses Berichtes (aus New Beginnings Volume 16, No 6, Nov/Dec 1999): Im Dezember 1977 hat die Amerikanische Akademie der Kinderärzte (AAP) ihre neuen Empfehlungen zum Stillen herausgegeben. In einer kürzlich durchgeführten Befragung wurden amerikanische Kinderärzte unter anderen gefragt, was sie als beste Nahrung für den ersten Lebensmonat eines Babys ansehen. Ergebnis: nur 65 % gaben an, dass sie ausschließliches Stillen empfehlen. In den Empfehlungen der AAP wird ausdrücklich betont und erklärt, dass und warum Muttermilch besser ist als künstliche Säuglingsnahrung. Dennoch waren 45 % der befragten Kinderärzte der Meinung, dass Muttermilch und künstliche Säuglingsnahrung als gleichwertig zu betrachten sind und 17 % waren sich nicht sicher darüber. (Daraus lässt sich schließen, dass nur 38 % die Empfehlungen der AAP wirklich gelesen haben) Übrigens gaben auch nur 58 % der Kinderärzte an, dass sie im Verlauf ihrer Ausbildung oder nach ihrer Niederlassung etwas über Stillmanagement gelernt haben. Ich fürchte, dass es oft so ist, dass Ärzte einfach keine Zeit haben (oder in einigen Fällen auch kein Interesse), um sich mit neueren Veröffentlichungen zu beschäftigen. Es ist leider eine Tatsache, dass es sehr lange dauert, bis eine wissenschaftliche Erkenntnis bekannt wird und dann auch anerkannt und umgesetzt wird. Beim Thema Stillen kommt noch dazu, dass die eigene Stillerfahrung einer Kinderärztin oder die der Partnerin eines Kinderarztes wesentlichen Einfluss auf die Haltung zum Stillen haben. Gab es in der eigenen Familie Stillprobleme, besteht die Neigung, das Stillen als weniger wichtig anzusehen bzw. sich weniger mit der Bedeutung der Muttermilchernährung (und auch neuen Veröffentlichungen zum Thema) auseinander zu setzen. Aber welchen Grund auch immer es hat, ich finde es auch traurig, dass die Arbeit und die Veröffentlichungen von international anerkannte Organisationen wie Weltgesundheitsorganisation (WHO) und AAP offensichtlich so wenig Resonanz finden. LLLiebe Grüße, Biggi
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