Frage: Stillen, Pumpen, Clusterfeeding

Hallo liebe Frau Welter, vielen Dank, dass wir Ihnen hier unsere Fragen stellen dürfen! Ich habe davon auch leider gleich mehrere… Unsere Tochter ist 5 Wochen alt. Sie musste nach ihrer Geburt wegen hgr Neugeborenengelbsucht 3 Tage stationär behandelt werden, und wegen der daraus resultierenden Saugschwäche hatte sie 10% ihres Gewichts verloren, sodass wir zufüttern mussten. Mein Milcheinschuss kam auch verspätet, trotz häufigen Anlegens, so dass eins zum andern kam. Wir hatten das Geburtsgewicht (3600) ganz knapp an Tag 14 wieder eingeholt, und mittlerweile wiegt sie 4250g. Anfangs hatte ich noch mit Premilch zugefüttert und außerdem mehrmals täglich abgepumpt, und ihr das auch noch gegeben. Allerdings hat sie alle Methoden der Brustzufütterung verweigert und ich musste sie mit der Flasche füttern, was bereits zu einer beginnenden Saugverwirrung geführt hat. Ich war daher sehr froh dass sie jetzt seit ca 1 Woche die Flasche nicht mehr will und auch die Milch wieder ausspuckt, so dass ich das Gefühl habe, sie ist wirklich satt, wenn auch nur kurz. Ich stille sie nach Bedarf, und sie hängt morgens und nachmittags und abends oft stundenlang an der Brust, dazwischen macht sie dann manchmal maximal 3 Stunden Pause, allerdings weiß man nie wann das sein wird und ob es wirklich eine Pause wird oder ob sie doch gleich wieder kommt. Ich tue mir daher extrem schwer, noch ein Zeitfenster zum abpumpen zu finden und teils schaffe ich es auch gar nicht mehr. Nun habe ich aber Angst, dass meine Milch doch nicht ausreichen könnte, weil sie nicht so schnell zunimmt wie sie es wohl sollte (wobei wir schon bei 150-200g/Woche sind, aber damit kommt sie halt nicht wieder zurück auf ihre Perzentile, was die Kinderärztin kritisch sieht). Sie trinkt aber auch teils etwas verträumt, mit langen Pausen, viel Nuckeln ohne Saugen, Eindösen… Daher habe ich Angst, dass sie die Brust nicht effektiv entleert und daher allein die Milchbildung nicht ausreichend stimuliert, denn meine Brüste spannen nur ganz leicht wenn sie länger nicht trinkt, und ich kann weder „literweise“ Milch abpumpen noch ausstreichen. Kann ich trotzdem davon ausgehen dass die Milchmenge passt, wenn wir die „Gedeihkriterien“ erfüllen (Anzahl Windeln, Stuhlgang, Gewicht)? Und ist es schlimm wenn ich nicht mehr pumpe, oder soll ich unbedingt noch zwischendurch abpumpen, notfalls nachts wenn sie mal schläft? Unsere Kinderärztin ist außerdem der Meinung, dass ich das Dauerstillen unterbinden solle, denn das sei kein normales Clusterfeeding, wenn es jeden Tag und stundenlang auftritt. Stattdessen soll ich sie nach 20 Minuten abnehmen. Dann sollen wir mindestens 2 h warten und sie dann erst wieder anlegen, ihr notfalls zwischendurch einen Schnuller geben. Sie meint, dass meine Kleine dadurch effektiver und insgesamt auch mehr trinken würde, und außerdem würde sie durch das Dauernuckeln nur die Vormilch und nicht die Hintermilch trinken. Das widerspricht allerdings allem, was ich bisher gehört habe, und einen Schnuller wollten wir eigentlich auch frühestens mit 8 Wochen geben, wenn überhaupt, um sie nicht wieder zu verwirren. Was meinen Sie dazu? Ist das wirklich nicht mehr normal so? Ganz liebe Grüße und vielen Dank für Ihre Antwort!

von Yumiko am 16.08.2023, 18:52



Antwort auf: Stillen, Pumpen, Clusterfeeding

Liebe Yumiko, für ein so junges Baby ist es tatsächlich vollkommen normal, dass es „dauernd" trinken möchte.
Wenn du bedenkst, dass der Magen deines Babys gerade mal so groß wie ein Tischtennisball ist und sein Organismus auf häufige kleine Mahlzeiten eingestellt ist, dann verstehst du, dass ein Baby dauernd an die Brust mag. Und es ist völlig okay, wenn es dauernd angelegt wird :-).
 Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. 
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiteneinzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. 
 Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt.

 So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Altersstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen.

 Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Wie oft und wie viel Milch pumpst du denn im Moment ab in 24 Stunden? Warum reichen 150 – 200 Gramm Zunahme pro Woche nicht aus? Ist die Haut rosig, der Urin hell? Ich würde mich an deiner Stelle zunächst an eine Kollegin vor Ort wenden, die das Saugverhalten beurteilen kann und die ganz gezielte Tipps geben kann. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Liebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 16.08.2023



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