Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillen oder nicht?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillen oder nicht?

Mitglied inaktiv

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Guten Tag, ich bin jetzt in der 15. SSW und überlege jetzt schon, ob ich stillen soll. Wir erwarten unser 2.Kind. Beim 1. Kind war Stillen sehr anstrengend. 1. Brustentzündungen (schon im KH) und 2. musste ich alle 2 Stunden das Kind stillen und zwischendurch immer abpumpen mit der Medela-Elektronik-Pumpe von der Stillberaterin. Menge war aus beiden Brüsten bei max. 80 ml. Dies auch noch im 3. Monat. Am Abend reduzierte sich die Menge auf bis zu 40 ml. Dies ist sehr wenig und aufgrunddessen musste ich schon früh auf Flasche am Abend zurück greifen. Ich empfand das stillen zwar auf eine Weise als sehr schön, aber auch sehr stressig. Weil trotz großer Brust und Inanspruchnahme einer Stillberaterin und Milchpumpe und Tee etc. die Milchproduktion nicht erhöht wurde. Soll ich nach diesen Erfahrungen überhaupt noch stillen? Die Anfangsmilch soll die meisten Nährstoffe haben und das Immunsystem stärken...das spricht wieder für das Stillen. Ich bin total verunsichert und weiß echt nicht, was ich tun soll. Habe ja auch noch ein 2. Kind, eine Milchpumpe und jede Stunde stillen kann ich mir mit Kind nicht mehr erlauben. Kann es jetzt auch anders sein? Bitte helfen Sie mir! Bin ich eine Rabenmutter, wenn ich nicht stille? Oder soll ich nur die Anfangsmilch geben und dann abstillen? Ich weiß nicht mehr weiter. Danke für die Hilfe. Lieben Gruß Susi


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Liebe Susi, ich kann deine Unentschlossenheit verstehen und finde es total mutig, dass du dich traust, so offen darüber zu schreiben. Ich denke, du bist über die Vorteile des Stillens ausreichend informiert. Aber weißt du auch, dass die meisten Frauen das Stillen frühzeitig beenden, weil sie nicht gut genug informiert waren bzw. nicht adäquat unterstützt wurden? Wenn du dich also dafür entscheidest, dem Stillen beim 2. Kind noch eine Chance zu geben, dann wird es auf jeden Fall gut sein, wenn du a) versuchst, schon jetzt eine Stillgruppe (möglichst LLL, AFS, oder von einer IBLCL geleitet!) besuchst und auch Bücher liest, die zuverlässige und korrekte Informationen enthalten. Da kann ich dir 3 besonders empfehlen: "Das Handbuch für die Stillende Mutter" und "Stillen, einfach nur Stillen" von der La Leche Liga, und "Stillen - so versorgen Sie Ihr Baby rundum gut" von von Marta Guoth-Gumberger und Elizabeth Hormann, die sie alle im Buchhandel, bei der La Leche Liga oder jeder LLL-Stillberaterin (oder auch im Stillshop hier im Forum) bekommen. Ein Stillbuch hat den Vorteil, dass man in Ruhe lesen und bei Bedarf auch immer wieder bestimmte Stichpunkte nachschlagen kann. Nun zu deinen konkreten Sorgen: Mit jedem Kind erlebt eine Mutter eine völlig neue Stillzeit, es kann Schwierigkeiten geben, wo es bei einem anderen Kind keine gab, oder es gibt keine Probleme, wo es beim Geschwister doch welche gab. Dies soll dich ermutigen: Es muss nicht wieder so schwierig werden! Wieviel Milch beim Abpumpen gewonnen werden kann, hat auch keinerlei Aussagekraft über die Gesamtmilchmenge der Frau, da ein Baby mit einer ganz anderen Saugtechnik "arbeitet" als eine Pumpe. Allerdings sind 80 ml gar nicht mal sooo wenig, wenn du bedenkst, dass ein Baby im Durchschnitt 60 ml pro Mahlzeit zu sich nimmt (die einen mehr, die anderen weniger). Unter Stress oder Müdigkeit ist es noch schwerer, den Milchspendereflex auszulösen. Hinzu kommt, dass das Dauertrinken in den Abendstunden (es wird auch "Clusterfeeding" genannt) einen Sinn hat: Es erhöht die Prolaktinausschüttung die dazu beiträgt, dass eine Frau die Milchmenge produziert, die ihr Baby benötigt. Es ist schon so, dass die ersten Wochen mit Baby anstrengend sind, doch sie werden nicht leichter, wenn du statt zu stillen die Flasche gibst. Auch die wird mittlerweile nach Bedarf gefüttert, und ein Baby trinkt in den ersten Wochen einfach noch nicht nach "Plan". Beim Stillen brauchst du wenigstens nichts zu waschen, sterilisieren, anrühren etc. Viel wichtiger als die Frage, wie du dein Baby ernähren willst ist in diesem Zusammenhang, wie du es einrichten kannst, dass du die ersten Wochen so viel Entlastung wie möglich bekommst, was etwa den Haushalt betrifft. Vielleicht ist es euch möglich, vorübergehend eine Putzhilfe zu engagieren. Du könntest, wenn du die Möglichkeit zum Einfrieren hast, auch Essen vorkochen und dir so das tägliche Kochen erst einmal ersparen. Je nachdem, wie alt dein erstes Kind ist, könnte vielleicht eine Freundin es morgens mit in den Kindergarten nehmen, so dass du nur mittags "raus" musst. Und möglicherweise kann die Oma, eine Tante, oder auch ein älteres Schulkind aus der Nachbarschaft jeden Nachmittag eine Stunde lang vorbei kommen, um mit deinem großen Kind zu spielen oder zu basteln, damit du dich ein wenig ausruhen kannst mit dem Baby. Nimm das Neugeborene mit zu dir ins Bett: Studien haben ergeben, dass wenn Mutter und Baby gemeinsam schlafen, innerhalb kürzester Zeit die Schlafrhythmen synchron werden! Außerdem sparst du dir das Aufstehen in der Nacht, und dein Baby schläft viel leichter ein. Dies sind nur ein paar Tips, die dir hoffentlich gute Anregungen geben. Ob oder ob du nichts stillst, wirst du allein entscheiden müssen. Doch ich denke, du kannst dich ja erst noch ein wenig mehr informieren, und die Entscheidung dann zu einem späteren Zeitpunkt treffen. Lieben Gruß, Kristina


Mitglied inaktiv

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Danke für die lieben Worte. Ja, ich möchte es auf jeden Fall versuchen und mir Hilfe holen. Die Bücher kann ich mir vielleicht sogar ausleihen--- von Freundinnen. Danke nochmals für die Hilfe. Liebe Grüße Susanne


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