Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen-Nachts? 4 h Rhytmus

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen-Nachts? 4 h Rhytmus

Mitglied inaktiv

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Hallöchen. Ich selbst bin Mutter einer 8 1/2 monate alten Tochter die ich von Anfang an Nachts und auch am Tage nach Bedarf gestillt habe. Meine Freundin gibt ihrem 2 wochen altem Säugling abends um 22Uhr das letzte Mal Nahrung und die nächste erst am Morgen. Ist das empfehlenswert oder eher nicht? Außerdem versucht sie einen 4h Rhytmus einzuführen, sinnvoll?


Biggi Welter

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? Liebe Jenny, die Antwort haben Sie sich ja schon selbst gegeben. Babys haben in den seltensten Fällen einen Rhythmus und wenn sie einen haben, dann ist dieser Rhythmus sehr störanfällig. Die Sache mit dem Rhythmus ist eine Erfindung der Erwachsenen, die nichts mit dem natürlichen Verhalten eines Kindes zu tun hat. Ein Grund für die Einführung eines Rhythmus liegt darin, dass man feststellen musste, dass die früher übliche künstliche Säuglingsnahrung (als es noch keine volladaptierte künstliche Säuglingsnahrungen gab) bei der Fütterung nach Bedarf (wie sie aus oben genannten Gründen beim Stillen wichtig und richtig ist) zu einer Überfütterung der Kinder führte. Leider wurde einige Jahre später dieser Rhythmus auch auf das Stillen übertragen, mit dem Ergebnis, dass kaum noch Frauen erfolgreich stillen konnten. Wissen Sie übrigens, dass viele der immer wieder verbreiteten „Erziehungsvorstellungen" wozu auch der Glaube an die höchste Bedeutsamkeit eines festen „Rhythmus" und auch viele der so absolut stillfeindlichen Ratschläge gehören, auf den Neuseeländer Dr. Truby King zurückgehen. Kings System der „wissenschaftlichen Kinderernährung" basiert auf den Grundlagen einer Methode, die er für Kälber entwickelt hat. Auch viele der „Rituale" der Brustwarzenbehandlung, die Frauen dazu gebracht haben (immer noch dazu bringen) die seltsame und nicht selten schmerzhaften Dinge zur Vorbereitung der Brust anzustellen gehen auf King zurück. Er hat den gesamten Bereich der Säuglingsernährung und des Zusammenleben von Eltern und Kindern mediziniert und reglementiert und so das Vertrauen der Frauen ins Stillen zerstört und bewirkt, dass sich liebevolle Mütter unzulänglich und schuldig fühlten. Seine Lehre wirkst noch heute (rund 80 Jahre später) nach. Bezeichnend finde ich, dass King selbst keine eigenen Kinder hatte. Lassen Sie sich wirklich von Ihrem Kind leiten und vertrauen Sie auf die Kompetenz Ihres Babys. Es wird Ihnen und Ihrem Kind besser gehen, wenn Sie alles, was Sie je über einen angeblich notwendigen „Rhythmus" gehört oder gelesen haben, vergessen. So kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. Das Beste ist, die Uhr überhaupt zu vergessen und das Baby immer dann anzulegen, wenn es nach der Brust verlangt und es solange trinken zu lassen, wie es selbst möchte. Dieses „Stillen nach Bedarf" wird von allen Stillexperten einhellig empfohlen und hat sich eindeutig bewährt. Stillen nach der Uhr kann in manchen Fällen funktionieren, doch es kann genau so gut auch zu einem Rückgang der Milchmenge und allen daraus resultierenden Stillproblemen führen. Stillen nach Bedarf stellt sicher, dass Ihr Baby die Milch, die es braucht auch genau dann bekommt, wenn es sie braucht und das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage kann sich optimal einstellen. „Klassische" Zeiten für Wachsumsschübe sind: • zwischen dem siebten und vierzehnten Tag • zwischen der vierten und sechsten Woche • zwischen dem dritten und vierten Monat doch wie immer, sind auch hier die Babys Individualisten und es gibt eine sehr große Schwankungsbreite und manche Kinder haben mehr Wachstumsschübe als die „typische" Zahl. LLLiebe Grüße Biggi Welter


Mitglied inaktiv

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Hallo! Ehrlich gesagt, bin ich total schockiert! Meine Tochter hatte mit 2 Wochen mal 1Std mal 3Std Stillpause! Auch jetzt, wo sie 11 Wochen alt ist, möchte sie mal alle 3 Std und macht manchmal nachts 6 Std Pause- aber ich stille bei Bedarf. Ich könnte das nicht, ein weinendes Würmchen trösten, weil es Hunger hat; außerdem trinkt es dann wahrscheinlich zu hastig und speit einiges wieder rauf, denk ich! Tut mir leid, vielleicht klingt das für mich nur so extrem. Natürlich muss jeder für sich selbst entscheiden. Nix für ungut :o) LG ANita


Mitglied inaktiv

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Hallo, meine Tochter hatte auch sehr schnell einen 4 Stunden-Rhythmus, nachts hat sie allerdings auch getrunken. Ihr hat das sehr gut getan, da wir dadurch nach einer sehr hektischen Neugeborenenzeit Ruhe rein gekriegt haben. Ich denke, es gibt für alles Vor- und Nachteile, also nix verdammen! Gruß Esther


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