Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen mit unterschiedlich großen Brüsten

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen mit unterschiedlich großen Brüsten

PeterEdel

Hallo! Unsere Tochter ist jetzt knapp älter als einen Monat und nach einer bereits bewegten Anfangsphase mit dem Stillen (Mastitis, Krankenhaus, Antibiotikum, wunde Brustwarzen, Unwohl-, und Unsichersein beim Stillen) hat sich das Verhältnis zwischen unserer Tochter und meiner Frau jetzt sehr verbessert! Die Kleine hat anfangs alle 4 Stunden getrunken, seit wir aus dem Krankenhaus zurück waren, wollte sie allerdings nahezu alle 2 Stunden etwas trinken. Sie hat auch sehr viel Stuhlgang, den wir mittlerweile über einem Joghurtbecher gemeinsam entleeren, da sie so gut wie gar nicht mehr in die Windel machen möchte. Sie hat im ersten Monat knapp einen Kilo zugenommen. Jetzt vergrößern sich die Abstände zwischen den einzelnen Stillmahlzeiten wieder. Allerdings plagt meine Frau ein neues Problem: Ihre linke Brust ist immer viel größer und deutlich voller mit Milch. Die rechte Brust wiederum kleiner. Beide Brüste sind nie wirklich leer nach dem Stillen. Im Gegenteil, die linke Brust ist so voll, dass sich unsere Tochter regelmäßig daran verschluckt. Es kommt auch immer wieder zu regelrechten "Unfällen": Unsere Tochter rutscht von der Brust und es spritzt regelrecht die Muttermilch aus der Brust. Unsere Hebamme hat geraten, die schwache Brust vermehrt zu enteeren und unsere Tochter diese immer zu erst anzubieten. Notfalls solle meine Frau die Linke ausstreichen oder abpumpen. Dazu hat meine Frau jetzt mehrfach Pfeferminztee getrunken. Leider hat sich nach fast einer Woche keine wirkliche Besserung eingestellt, sodass sich bei meiner Frau die Angst vor einer erneuten Mastitis steigert. Außerdem haben wir gelesen, dass zu viel Muttermilch für das Kind auch schlecht sein kann und Blähungen fördert? Können Sie uns noch einen Tip geben? Vielen Dank!


Biggi Welter

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Liebe PeterEdel, wir Menschen sind nicht symmetrisch und das gilt auch für die Brüste einer stillenden Frau. Es ist ganz normal, wenn eine Brust mehr Milch bildet als die andere. In einigen Fällen kommt es zu einer stärkeren Milchproduktion in einer Brust, weil in dieser Brust mehr Milchgänge arbeiten und die Milch in dieser Brust schneller und reichlicher fließt. Manchmal wird (häufig unbewusst) an einer Seite mehr angelegt als an der anderen und so diese Seite zu mehr Milchbildung angeregt. Dieser Unterschied ist jedoch normalerweise bedeutungslos, da es nicht auf die Menge in einer Brust ankommt, sondern auf die Gesamtmenge. Ihre Frau kann versuchen durch gezieltes Anlegen einen Ausgleich zu schaffen, doch es gibt keine Garantie dafür, dass sie diesen Ausgleich erreichen wird. Und wie gesagt: wichtig ist die Gesamtmenge und nicht, wie viel Milch eine Brust bildet. Der in diesem Fall entstehende Größenunterschied zwischen den beiden Brüsten gleicht sich nach dem Abstillen wieder aus. Bei einem sehr starken Milchspendereflex hat es sich bewährt, das Baby von der Brust zu nehmen sobald die Milch zu fließen beginnt und erst nach ein bis zwei Minuten weiter zu stillen, wenn der Milchfluss etwas nachlässt. Eine weitere Möglichkeit ist das „Berg auf Stillen". Dazu wird das Baby so gehalten, dass sein Kopf, Nacken und Hals höher liegen als die Brustwarze. Beim Stillen mit dem Rückengriff lehnst sich Ihre Frau dabei nach hinten, beim Wiegengriff stützt sie das Baby von unten mit zwei Kissen in ihrem Schoß und lehnt sich, möglichst in einem bequemen Sessel sitzend, zurück. Wenn das gar nicht klappt, sollte sie im Liegen stillen. Weitere Möglichkeiten einem starken Milchspendereflex zu begegnen sind: die Häufigkeit der Stillmahlzeiten erhöhen. Dadurch verringert sich die Menge der gestauten Milch und damit die Milchmenge, die während des Milchspendereflexes freigegeben wird. Wenn Ihre Frau die Abstände zwischen den Stillmahlzeiten vergrößert, verschlimmert sich das Problem noch weiter. Sie bietet nur eine Brust pro Mahlzeit an. Diese Vorgehensweise kann durchaus hilfreich sein, obwohl es nicht zu dem passt, was üblicherweise gesagt wird. Aber das Ziel ist es die Brust weniger zu stimulieren. Wenn das Baby quengelt und oft trinken möchte, kann es nötig sein, dass sie ihm mehrere Male dieselbe Brust über einen Zeitraum von zwei bis drei Stunden anbietet, bevor sie die Seite wechselt. Wenn sich die zweite Brust zwischendrin zu voll anfühlt oder spannt, sollte sie gerade so viel Milch ausstreichen, dass sie sich wohl fühlt, um die Milchproduktion nicht zu sehr anzuregen. Ihr Frau sollte das Baby stillen, wenn es gerade wach geworden ist. Es wird dann eventuell nicht so stark saugen, wie wenn es richtig wach und hungrig ist. Wenn das Baby weniger intensiv saugt, ist häufig auch der Milchspendereflex weniger stark. auch verschiedene Stillpositionen (auch das oben beschriebene Berg auf Stillen) sollte versucht werden Eventuell kann das Baby auch schon an ihrer Brust trinken während es auf ihrem Bauch liegt. Vermeiden Sie den Gebrauch von künstlichen Saugern und Schnuller. Mit dem Schnuller lässt sich ein Baby vielleicht hinhalten, aber es bleibt hungrig. Die Milch wird dann um so mehr mit Macht herausschießen, vor allem je mehr das ausgehungerte Baby kräftig saugen wird Auch sollten Sie sich an eine Kollegin vor Ort wenden, die Euer Baby sehen kann und so viel gezielter helfen kann. Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi Welter


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