Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, meine Tochter ist jetzt 17 Monate. Sie wurde 6 Monate voll gestillt, danach wurden die Stillmahleiten nach und nach ersetzt. Seit sie 10 Monate war, wurde sie nur noch morgens und abens gestillt. Alles war wunderbar und ich überlegte, nun so langsam ganz abzustillen. Seit ca. 3 Wochen allerdings ist es wie verhext - ohne Brust geht gar nix mehr. Weder früh, noch abends. Mittlerweile will sie sogar wieder Nachmittags gestillt werden. Sie zieht an meinem T-Shirt, sobald ich ihr nicht sofort die Brust gebe, macht sie Theater - schreit, weint Krokodilstränen... Schließlich gebe ich dann nach, sie trinkt und ist glücklich. So kann es doch nicht weitergehen... Ich habe sie wahnsinnig gern gestillt. Mittlerweile wäre es mir aber lieb, wenn wir so langsam abstillen. Ich arbeite seit 6 Wochen wieder und empfinde das Stillen zur Zeit als anstrengend.Seit 4 1/2 Wochen plagt mich eine Erkältung mit Husten - ich kann ja kaum Medikamente nehmen wg. der Stillerei. Ich vermute, das Stillen (am Nachmittag) ist für sie auch eine Art "meine Mama ist wieder da" (sie geht seit 2 1/2 Monaten in die Krippe - 6 Std. täglich, ohne Probleme und Weinen, sie ist gern dort) - ich würde auch gern nur mit ihr kuscheln, aber nein, sie geht immer gleich an die Brust. Ich lieb die Kleine über alles, habe das Stillen immer genossen, aber langsam wird mir das Stillen und vorallem dieses permanente Einfordern der Brust zu viel. Können Sie mir ein paar Tipps geben, wie ich am Besten aus der "Stillnummer" wieder rauskomme??? Welche Stillmahlzeit lasse ich als nächstes weg? Wenn ich nicht da bin, geht es sowohl morgens, als auch abends ohne Stillen - bin ich am nächsten Tag wieder da - sofort ran an die Brust... Milch leht sie kategorisch ab - weder aus der Flasche, noch aus der Tasse. Wir haben schon überlegt, ihr zu erklären, dass sie ja jetzt schon groß ist und nur Baby´s an der Brust trinken und sie nun nicht mehr. Als "Belohnung" soll sie ein Spielzeug bekommen - versteht sie das schon? Ach, meine Frage ist lang geworden... Tausend Dank, dass Sie sich die Zeit zum Beantworten nehmen. Ich hoffe so sehr auf Ihre Tipps. Viele liebe Grüße Julia
Liebe Julia, ich denke auch, dass Ihr Baby im Moment verunsichert ist wegen der Trennung und einfach eine "Extraportion Mama" braucht. Stillen ist viel, viel mehr als reine Nahrungsaufnahme. Es ist Trost, Geborgenheit, sicherer Hafen und ein Weg zur Ruhe zu kommen, wenn die Wellen des Alltags so hoch geschlagen sind, dass das Kind keinen Weg mehr weiß, um mit sich selbst und der Umgebung ins Reine zu kommen. Ihre Tochter spürt, dass Sie sich ihr entziehen wollen und das macht sie unsicher, so dass sie noch mehr "klammert", noch stärker Ihre Nähe und die Geborgenheit an der Brust sucht. Das Abstillen jetzt mit aller Macht "durchziehen" zu wollen, wird viel Kraft und Tränen bei allen Beteiligten fordern. Vielleicht können Sie sich noch ein wenig gedulden und erst einmal wieder etwas Ruhe einkehren lassen. Ein paar Tage keinerlei Versuche mit der Flasche und einfach nur Stillen nach Bedarf und das Anbieten von Beikost auf der einen Seite und viel Erholung und Entspannung für Sie selbst auf der anderen Seite. Lassen Sie den Stress so gut es geht beiseite und unternehmen Sie etwas, was für Sie, Ihren Partner und Ihr Kind angenehm ist. Ob dies nun ein Ausflug in ein Thermalbad, ein paar gemütliche Stunden auf dem Sofa oder vielleicht auch ein gemeinsamer Ausflug von Vater und Tochter während Sie sich etwas ganz alleine für sich tun ist, können nur Sie wissen. Sobald sich dann die Situation etwas entspannt hat und wenn Sie für sich ehrlich alles Für und Wider des Abstillens abgewogen haben und sich nun sicher sind, dass Sie abstillen wollen (oder vielleicht eben doch nicht: ), überlegen Sie, wie Sie das Abstillen angehen werden. Wenn Sie abstillen wollen, dann sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass eure Stillzeit nun langsam zu Ende geht und zeigen Sie ihm, dass Sie es selbstverständlich noch genau so lieb haben wie schon immer. Sie entziehen ihm die Brust aber nicht Sie selbst und Ihre Liebe. Dazu können Sie die Stillzeiten immer weiter verkürzen. Viele Mütter haben festgestellt, dass es wirksam und relativ wenig belastend ist, ein Kind so oft anzulegen, wie es möchte, aber es nicht so lange zu stillen. Sie können Ihr Kind eine kleine Weile anlegen und es dann ablenken oder ihm etwas zu essen oder zu trinken anbieten. Eine andere Möglichkeit ist es, dass statt Ihnen, Ihr Partner die Nachtschicht bzw. das zu Bett bringen zum Teil übernimmt. Also nicht Sie wenden sich jedes Mal Ihrem Kind zu, sondern ihr wechselt euch ab und da ein Mann keine Brust zum Stillen hat, wird er euer Kind auf andere Weise beruhigen müssen. Sie können Ihr Kind ja zuerst (kurz) stillen und dann Ihrem Partner übergeben. Das Verändern von Ritualen kann helfen. Das kann auf verschiedene Art und Weise möglich sein. Ihr könnt ein festes Ritual mit Kuscheln und Vorlesen oder Geschichte erzählen einführen. Viele Eltern beginnen auch bereits bei einem wenige Monate alten Baby damit, den Tag am Abend noch einmal Revue passieren zu lassen und so ein Gespräch (das sich im Laufe der Zeit dann entwickeln wird) über die Erlebnisse, Freuden, aber auch Sorgen und Nöte des Kindes zu führen. Durch solch ein Gespräch bleiben Eltern dann auch in engem Kontakt mit ihrem Kind und der leider viel beobachtet Sprachlosigkeit zwischen Eltern und Kind kann entgegengewirkt werden. Wenn Ihr Partner nicht einspringen kann, bleibt es an Ihnen, Ihr Kind auf andere Weise zu trösten und zu beruhigen und ihm einen Ersatz für die Brust anzubieten. In dieser Situation ist ein Nachthemd bzw. Kleidung, die sich vorne nicht öffnen lässt oft hilfreich. Wichtig ist, dass Ihr Kind weiterhin Ihre Liebe und Zuneigung spürt und Sie nicht gleich die Geduld verlieren, wenn es nicht so schnell klappt mit dem Abstillen. Viele Frauen glauben, dass sie sich beim Abstillen vom Kind distanzieren müssen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Deshalb halte ich auch nicht viel von der Lösung, dass die Mutter einige Tage alleine verreist. Diese plötzliche Trennung kann das Kind in tiefe Trauer und Verzweiflung stürzen und vor allem: Was macht die Mutter, wenn das Kind nach der Rückkehr doch wieder an die Brust will? Probieren Sie es einmal mit immer kürzerem Stillen und viel Kuscheln. LLLiebe Grüße Biggi Welter
Mitglied inaktiv
Liebe Biggi, vielen Dank für Ihre schnelle Antwort! Vieles, was Sie schreiben, haben wir schon versucht. Zum Beispiel, dass der Papa (der sich sehr um sie kümmert) sie ins Bett bringt. Sie weint dann "Mama Mama" -> da wir sie nicht weinen lassen (können), geh ich dann wieder zu ihr und sie geht sofort an die Brust. Flasche biete ich ihr schon gar nicht mehr an. Milch stelle ich ihr ab und an zum Frühstück mit hin, sie kostet, schiebt die Tasse weg und bekommt ihre Saftschorl (bin ich da zu inkonsequent? - ich sag mir immer, mir schmeckt ja auch nicht alles... Sie isst gern Frischkäse und Joghurt oder einen Fruchhtzwerg - das ist doch auch ok, oder?) Die Stillmahlzeiten sind auch immer recht kurz (ca. 2 Minuten je Seite) und stets nach ihrem Bedarf. Da ich ja abstillen will, biete ich ihr die Brust nicht mehr aktiv an - wenn sie sie verlangt, bekommt sie sie. Was ich anhabe, ist ihr völlig egal -> gestern hat sie mir den Rollkragenpullover hochgeschoben, dass ich "verstehe", was sie will :-). Sie bekommt von uns sooo viel Aufmerksamkeit und Liebe - kuscheln mag sie aber gar nicht - das ist ja auch der Grund, warum ich das Stillen immer so genossen habe - da war sie mein kleines Baby... Aber wenn die mir, wenn ich die im Supermarkt im Wagen sitzen hab in den Ausschnitt greift oder wenn ich sie die Treppe hoch trage an meiner Jacke zieht, um an die Brust zu kommen, finde ich das schon belastend. Naja, ich werd ihr noch bissl Zeit geben. Nur mal theoretisch: ist ein Abstillen ohne Tränen und Frust beim Baby überhaupt möglich? Mein Ziel ist es schon, sie in den nächsten Monaten anzustillen. DANKE für Ihre Mühe. LG Julia
Liebe Julia, wie gesagt, Stillen ist viel mehr als nur Nahrungsaufnahme und Ihre Tochter zeigt Ihnen sehr deutlich, wie wichtig die Brust noch ist für sie. Wichtig ist nun, dass ihr zum Einen wirklich miteinander redet und Sie Ihrem Kind klar erklären und sagen, was Sie wollen und was Sie nicht mehr wollen (z.B. das Ziehen am Pulli im Supermarkt). Zum Anderen muss für Ihr Kind deutlich erkennbar sein, wo Ihre Grenzen gesetzt sind. liebevolle Konsequenz ist das Zaubermittel in der Erziehung. Es ist manchmal schwierig bei einem älteren Kind genau zu unterscheiden, will es jetzt wirklich das Stillen oder sucht es "nur" Aufmerksamkeit und Zuwendung. Doch mit einem siebzehn Monate alten Kind können Sie sprechen und auch Abmachungen treffen, die dann auch eingehalten werden können außer in "Katastrophensituationen". Jedes Kind stillt sich irgendwann von selbst ab. Der Abstillprozess gehört zur Entwicklung eines Kindes wie Krabbeln Lernen, Laufen Lernen oder Sprechen Lernen. Wird es dem Kind überlassen, wann es sich abstillt, so geschieht dies selten vor dem zweiten Geburtstag in vielen Fällen etwa mit drei Jahren, es gibt aber auch Kinder, die sich länger Zeit lassen. Das durchschnittliche weltweite Abstillalter wurde lange Zeit mit vier Jahren und drei Monaten angegeben, durch die aber leider sinkenden Stillzahlen ist auch diese Zahl inzwischen gesunken. Ich bin sicher, dass Ihr Baby bald soweit ist, dass es nicht mehr so vehement nach der Brust verlangt. LLLiebe Grüße, Biggi
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