Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen / Milchernährung bei Extremfrühchen

Frage: Stillen / Milchernährung bei Extremfrühchen

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Hallo liebe Beraterinnen, ich bin vor 6 Wochen Mama eines Extremfrühchens (26. Woche) geworden. Mittlerweile geht es ihr recht gut, vor allem mit der Muttermilch scheint sie keine Probleme zu haben. Sie bekommt zur Zeit 8x 20ml am Tag per Magensonde, die Menge wird immer vorsichtig gesteigert. Sie hat jetzt ihr Geburtsgewicht fast verdoppelt und wiegt 1300g. Ich pumpe die Milch 5x am Tag ab, jedes Mal ca. 180ml, also viel zu viel und kann diese Menge an Milch auch nicht mehr einfrieren. Da ich mir ja aussuchen kann, welchen Teil der Milch ich meinem Kind zur Verfügung stelle wollte ich gerne wissen wie lange ich warten muss, wenn ich blähende Lebensmittel gegessen habe, bis diese in der MuMi nicht mehr wirksam sind. Und wie sind denn allgemein die Erfahrungen mit dem künftigen Stillen bei Frühchen. Sobald es ihr besser geht wird sicher von der Magensonde ganz langsam auf Fläschchen umgestellt im Krankenhaus. Besteht denn nach so langer Zeit noch ein Chance auf Brust stillen? Ich muss dazu sagen ich fände es nicht sooo schlimm, wenn sie das nicht schaffen sollte, sie kann ja die MuMi auch per Fläschchen bekommen, aber praktischer wäre es natürlich schon, wenn sie später mal aus der Brust trinken würde :-) Nur musste sie sich bisher schon in so vielen Dingen anstrengen, da würde ich ihr die Umstellung von Sonde auf Flasche auf Brust nicht unbedingt zumuten, wenn es zu schwer ist. Vielen Dank für Ihre Hilfe Onlyone


Biggi Welter

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Liebe Onlyone, wie schön, dass es deinem Baby gut geht, ich freue mich mit dir. Das Trinken an der Brust ist nicht schwerer, sondern anders und vielleicht kannst Du dein Baby gleich bei den ersten Versuchen anlegen. Ich möchte dir auch einen speziellen Sauger empfehlen, den die Firma Medela entwickelt hat. Er heißt "Calma" und verhält sich ähnlich wie die Brust, denn nur bei Vorhandensein des nötigen Vakuums kann die Milch fließen. Ich kann allerdings nicht von hier aus beurteilen, ob deine Maus "fit" genug ist für diesen Sauger. Du könntest auf der Station bitten, dass dieser spezielle Sauger verwendet wird, schau mal unter: http://www.medela.com/DE/de/breastfeeding/about-medela/media/local-press-releases/calma-der-stillfreundliche-sauger.html Es gibt keine allgemeingültige „Stilldiät" oder generell verbotenen oder erlaubte Nahrungsmittel für die Frau während der Stillzeit (mit der Einschränkung, dass Alkohol möglichst gemieden werden soll). Der Einfluss der Ernährung der Mutter auf das Verhalten des Kindes wird meist erheblich überschätzt. Eine stillende Mutter muss weder bestimmte Nahrungsmittel (z.B. Kuhmilch) zu sich nehmen, noch müssen alle stillenden Mütter bestimmte Nahrungsmittel meiden. Von Ausnahmefällen abgesehen macht die Mehrheit der stillenden Mütter die Erfahrung, dass sie alles, was sie mögen, in Maßen essen können auch Schokolade und stark gewürzte Speisen ohne dass sich dies auf ihre Babys auswirkt und viele kleine Babys haben Blähungen ganz gleich, was ihre Mütter essen. Auch wenn viele Mütter davon gehört haben, dass durch den Genuss von „blähenden" Lebensmitteln Blähungen bei ihrem Baby hervorgerufen werden, ist diese Meinung mit Vorsicht zu genießen. Darmgase entstehen bei der Verarbeitung von Faserstoffen (Ballaststoffen) durch die Darmbakterien im Verdauungstrakt. Weder Verdauungsgase noch Ballaststoffe gehen in die Muttermilch über, auch nicht, wenn die Mutter unter extremen Blähungen leidet. Genau so wenig verändern stark säurehaltige Nahrungsmittel den pH Wert der Muttermilch. Deshalb gibt es auch kein Verbot für Orangensaft. Normalerweise können stillende Mütter alles essen, bei manchen Nahrungsmitteln ist es allerdings anzuraten, dass sie nicht im Übermaß genossen werden. Am ehesten ist zu erwarten, dass Nahrungsmittel, die bei Ihnen Blähungen hervorrufen auch bei Ihrem Kind zu Blähungen führen können. Manche Babys haben Blähungen oder Koliken, ganz gleich, was ihre Mutter isst oder nicht isst. Letztendlich bleibt nicht anderes übrig, als auszuprobieren, ob ein Baby auf etwas reagiert oder nicht, denn das ist wirklich von Kind zu Kind unterschiedlich. Prophylaktische Enthaltsamkeit ist jedenfalls nicht notwendig. Ich hänge noch einen Artikel von Prof. Dr. B. Koletzko zu diesem Thema an, der sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigt hat. Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute, solltest Du noch Fragen haben, bin ich gerne für dich da! LLLiebe Grüße Biggi „Milch und Kohl. Schlimm für Babys Bauch?" Stillende Mütter sollten unbedingt blähende Nahrungsmittel meiden, raten Hebammen seit Generationen, weil Kohl & Co. dem Baby Bauchkrämpfe bescherten. Doch was ist wirklich dran an derartigen Empfehlungen? Zweifellos können blähende Lebensmittel bei der Konsumentin selbst Meteorismus auslösen, und ein Teil der im mütterlichen Darmtrakt gebildeten Gase findet sich in der Ausatemluft wieder, nicht aber in der Muttermilch zumindest nicht in nennenswerter Menge. "Muttermilch Sprudel" muss das Baby also sicher nicht trinken, stellt Professor Dr. B. Koletzko Abteilung Stoffwechselstörungen und Ernährung, Dr. von Haunersches Kinderspital, Klinikum Innenstadt, München. Möglicherweise sind es aber Metabolite aus dem mütterlichen Stoffwechsel, die dem Kind Bauchkrämpfe bescheren, z.B. kurzkettige Fettsäuren oder andere organische Säuren. In einer offenen Beobachtungsstudie mit fast 300 Stillenden kam es in der Tat signifikant häufiger zu infantilen Koliken, wenn die Mutter Kohl, Zwiebeln und Kuhmilch zu sich nahm. Allerdings war dieser Effekt insgesamt nicht sehr stark ausgeprägt und für Brokkoli und Blumenkohl gar nicht nachweisbar. Nur was den Genuss von Kuhmilch betrifft, geht die Erklärung für einen möglichen Zusammenhang mit kindlichen Koliken über reine Spekulation hinaus. In diesem Fall handelt es sich wahrscheinlich um eine allergische Reaktion auf Kuhmilcheiweiß. Bei 10 bis 15% der Kolikkinder, so konnten Studien nachweisen, liegt jedenfalls eine Unverträglichkeit gegen ein in die Muttermilch übergegangenes Fremdeiweiß vor. Bei heftigen infantilen Koliken rät der Pädiater den Müttern daher, sich versuchsweise eine Woche lang kuhmilchfrei (eigene Anmerkung: zwei Wochen sind sicherer, da Kuhmilchproteine bis zu 10 Tage im mütterlichen Organismus nachweisbar sind) zu ernähren. Falls sich die Symptome darunter deutlich bessern und erneuter Kuhmilcheiweiß Verzehr wieder kindliche Beschwerden provoziert, kann diese Kost für die Stillzeit beibehalten werden. Meist ist dann allerdings eine Kalziumsupplementierung erforderlich. Diät hält vom Stillen ab. Vom etwaigen Verzicht auf Kuhmilchprodukte abgesehen sind nach Prof. Koletzkos Meinung restriktive Ernährungsempfehlungen für stillende Mütter jedoch nicht wissenschaftlich begründbar. Sie können zu einem Nährstoffmangel führen, verkomplizieren unnötig das Leben während der Stillzeit und sind nicht selten Ursache dafür, dass Frauen frühzeitig abstillen. (Quelle: AFS Rundbrief 5 6/2001)


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