Mitglied inaktiv
Hallo! Meine Tochter wird morgen 7 Wochen alt. Habe den großen Wunsch gehabt, sie zu stillen. Von Anfang an war es leider ein Kampf mit ihr, sie hat sich sofort eingeschrien und heftig gewehrt schon vor dem anlegen und nie die Brust richtig gefasst. Mit Hilfe von Schwestern, Stillberaterin und später zu Hause meiner Hebamme haben wir alles versucht. Da sie stark abgenommen hatte und auch nach Stillzeiten (wenn es mal klappte) von 1 Stunde nicht satt war, fütterten wir mit einem Fingerfeeder zu. Dies wurde aber immer mehr, das trinken an der Brust immer schwieriger. Nach 1,5 Wochen habe ich mit meiner Hebamme zusammen besprochen, abzupumpen. Ich stellte fest, dass ich nur 40-50 ml in 15 min. (Doppelbrustpumpe von Medela) aus beiden Brüsten zusammen bekam. Das konnte ich auf max. 60 ml steigern. Meine Tochter trinkt nun aber bereits oft 170 ml pro Mahlzeit Pre-Nahrung aus der Flasche. Ich habe ihr die abgepumpte Milch natürlich zusätzlich gegeben, in den letzten Tagen war dies aber nur noch 1 von ca. 9-10 Mahlzeiten. Da mich das alles körperlich und psychisch sehr gestresst und mitgenommen hat, habe ich angefangen abzustillen. Ich pumpe nun nur noch alle 12 Stunden 8 min. Ich bin über das alles sehr, sehr traurig und weine ständig. Mein größter Wunsch war es, zu stillen. Am Liebsten würde ich noch mal von vorn anfangen! Mir kam sogar der Gedanke, es mit dem Anlegen doch noch mal zu versuchen. Milch kommt noch etwas, aber natürlich nicht mehr viel. Könnte sich die Milchmenge jetzt noch einmal in so einem Maße steigern, dass es für mein Baby reichen würde? Ich habe gestern eine Aspirin-Tablette gegen Kopfschmerzen genommen, kann ich meiner Tochter die vorhandene Milch noch geben? Bitte entschuldigen Sie die lange Vorgeschichte, aber ich bin momentan sehr verzweifelt und kann mit keinem darüber wirklich reden. Vielen Dank schonmal für eine Antwort!!!
Liebe naddl27, es tut mir so leid, dass Sie so traurig sind und wenn Sie es wirklich wollen, dann können Sie relaktieren! Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ungefähr eine Woche pro Monat, der nicht mehr gestillt wurde, plus eine zusätzliche Woche gerechnet werden muss, um wieder eine ausreichende Milchmenge zu bilden. Wenn Du richtig abpumpst, kannst Du die Menge recht schnell steigern, dazu später mehr. Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch `Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation" von Elizabeth Hormann (ISBN 3-932022-02-5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL-Stillberaterin erhältlich ist. Allerdings verlangt eine Relaktation sehr viel Durchhaltevermögen und möglichst die Unterstützung einer darin erfahrenen Stillberaterin. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Kind, das die Brust (wieder) annehmen muss. Was nun das Pumpen betrifft, so wäre es am besten, wenn Sie durch eine Stillberaterin vor Ort eine individuelle Pumpberatung erhalten könnten. Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus oder eventuell auch eine Still- und Laktationsberaterin IBCLC Abpumpen ist eine Fähigkeit, die gelernt und geübt werden muss. Um erfolgreich abzupumpen, muss die Frau nicht nur die geeignete Pumpe zur Verfügung haben und in der richtigen Pumptechnik unterwiesen werden. Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf das Baby (vor einem Foto des Babys oder neben dem Kind abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen - unterbrechen zum Massieren der Brust - 5 Minuten pumpen - massieren der Brust - 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ameda erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Da eine Pumpe nicht die gleichen Gefühle auslöst wie ein Baby, müssen Sie - wie oben schon erwähnt - vor allem anfangs ihren Milchspendereflex anregen. Dazu können Sie einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen: Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der ihre Arme in einer bequemen Haltung stützt und es Ihnen ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen). Störungen so gering wie möglich halten. Sie sollten z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was Sie brauchen könnten bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören. Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann ihren Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch Ihnen helfen: o Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber Sie duschen warm. o Da Wärme entspannend wirkt, sollte Sie sich eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder sich in die Nähe einer Heizquelle setzen. o Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn Sie angespannt sind. o Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen. o Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise). Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem Sie das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrechen, ihre Brust massieren und dann wieder pumpen. (Bei der La Leche Liga Deutschland können Sie das Infoblatt "Die Marmet-Methode" über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen) Rhythmische Bewegungen beim Abpumpen um das Saugverhalten des Babys nachzuahmen. Beim Saugen übt das Baby einen sanften, rhythmischen Druck auf die Milchseen aus während es einen Sog aufbaut. Um ihren Milchspendereflex möglichst wirkungsvoll anzuregen, sollte Sie versuchen, das Saugverhalten ihres Babys an der Brust nachzuahmen. Um die Milchproduktion richtig in Gang zu bekommen, sollten Sie häufiger als fünf Mal pro Tag pumpen. Ein Baby würde jetzt mindestens acht bis zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an Ihrer Brust trinken. Versuchen Sie etwa ebenso oft zu pumpen, wie ein Baby trinken würde, also etwa alle zwei bis drei Stunden. Ob Sie nachts eine längere Pause einlegen (etwa sechs Stunden) oder nicht, müssen Sie ausprobieren. Manche Mütter bevorzugen eine Nachtpause, andere kommen besser zurecht, wenn sie auch in der Nacht regelmäßig weiter pumpen. Insgesamt sollten Sie auf eine Pumpzeit von mindestens 100 Minuten innerhalb von 24 Stunden kommen. Es ist sinnvoller häufiger kürzer abzupumpen als seltener und länger. Essen Sie genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinken Sie entsprechend Ihrem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange Sie sich nicht ausgedörrt fühlen, ihr Urin hell ist und Sie keine Verstopfung bekommen, trinken Sie genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn Sie Milchbildungstee trinken wollen, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen. Versuchen Sie so viel Ruhe und Entspannung wie es in Ihrer stressbeladenen Situation möglich ist zu finden. Dann wäre es sinnvoll, wenn Du mit dem sog. Brusternährungsset arbeiten könntest. Mit dem Brusternährungsset ist es möglich, das Baby zuzufüttern, während es an der Brust der Mutter trinkt, so dass es die gesamte von ihr produzierte Milch erhält. Das Brusternährungsset regt zu gutem Saugen an der Brust an, stimuliert die Milchproduktion und vermeidet den Einsatz von Flaschen. Das Brusternährungsset besteht aus einem Behälter für die zugefütterte Flüssigkeit (einem Plastikbeutel oder einer Flasche), der an einer Kordel um den Hals der Mutter hängt und zwischen ihren Brüsten ruht. Eine dünne Schlauchverbindung geht von dem Behälter zur Brust der Mutter, wo der Schlauch so befestigt wird, dass sein Ende etwa sechs Millimeter über die Brustwarze hinausragt. Bei einigen Modellen besteht die Möglichkeit, den Schlauch im Deckel abzuklemmen, um zu verhindern, dass die Milch bereits fließt, bevor das Baby saugt. Es gibt über verschieden dicke Schläuche - je dicker der Schlauch, umso schneller fließt die Milch. Welcher Schlauch zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie wirkungsvoll das Baby saugt und welche Zufütterung es benötigt. Ein Brusternährungsset kann in der Apotheke bestellt werden oder über eine Stillberaterin oder die La Leche Liga bezogen werden. In Deutschland wird nur das Brusternährungsset der Firma Medela vertrieben. Falls Du zu dem Schluss kommst, dass Du abstillen willst, dann versuche dir und deinem Kind dabei soviel Zeit zu lassen wie ihr nur könnt und mache dir selbst keine Vorwürfe und kein schlechtes Gewissen (und lass auch nicht zu, dass andere dies tun!!). Steh zu deiner Entscheidung. Dein Kind braucht die Gewissheit, dass Du dir sicher bist, das Richtige zu tun. Deine Zweifel werden es beunruhigen, deine Bestimmtheit in der Entscheidung wird ihm Halt geben. Lass deine Gefühle der Trauer zu, aber bleibe nicht dort stehen. Du hast viele Möglichkeiten, deinem Kind Liebe, Nähe, Geborgenheit und Trost zu geben, auch wenn Du nicht mehr stillst. Nicht nur stillende Mütter sind gute Mütter. Du kannst dann versuchen, dein Kind mit der Flasche in deinem Arm, nahe an deiner Brust zu füttern. Vielleicht sogar manchmal mit entblößtem Oberkörper, so dass dein Baby dich fühlen und riechen kann. Denke daran auch beim Flaschegeben die Seite zu wechseln, denn das unterstützt die Entwicklung der Augenkoordination. Trage dein Baby, bade mit ihm zusammen, lass es in deiner Nähe schlafen, so dass es weiterhin deine Nähe spüren kann. Ich hoffe so sehr, dass ich dich ein wenig trösten konnte und wenn Du es probieren möchtest, stehe ich für weitere Fragen jederzeit zur Verfügung! Alles Gute!!! LLLiebe Grüße, Biggi
Mitglied inaktiv
Liebe naddl 27, ich wollte dir nur sagen, dass du Geduld haben muss. Ich hatte das gleiche Problem, und auf einmal habe ich mit dem Stillen begonnen. Das war einen Monat nach der Geburt. Anfangs habe ich abgepumt und ihm das Fläschen gegeben. Ich habe denoch versucht ihn an die Brust zu legen. Er wollte überhaupt nicht saugen. Auch Biggi hat mir viel Mut zugesprochen und auf einmal übernacht fing er an ständig an der Brust zu saugen. Ich war sehr stolz auf mich und kann sagen, das Biggi mir sehr geholfen hat. Du musst an dich glauben und es ständig versuchen. Es wird auch bei dir klappen. Liebe Grüsse aus Berlin!
Mitglied inaktiv
Hi Biggi! Wow, das hast Du toll geschrieben!!! Liebe Naddl, das Brusternährungset ist wirklich eine tolle Erfindung. Es hat schon einigen geholfen. Viel Kraft, viel Glück und hoffentlich auch Unterstützung von lieben Menschen- egal für was Du Dich entscheidest. Mir erging es beim ersten Kind ähnlich und ich kann Deine Trauer gut verstehen. Käsemoppel
:-))) Danke
Mitglied inaktiv
Danke für all Eure Zusprüche, das macht mir wirklich Mut! Aber ein paar Fragen habe ich noch: Meine Tochter ist ja wie gesagt 7 Wochen alt und ich stille seid 5,5 Wochen nicht mehr sondern pumpe ab (bisher immer noch, aber nur noch alle 12 Std. 8 min.). Ist sie evtl. schon zu alt? Bezüglich des Milcheinschusses: Das klappt ziemlich gut, nach ca. 20-30 Sek. kommt schon die Milch! Gestern nachdem ich Deine tolle Nachricht gelesen habe, hatte ich mal versucht anzupumpen und nach dem Milcheinschuss die Kleine anzulegen. Leider hat sie sich nicht sonderlich für die Brust interessiert, hat nur mal kurz daran gesaugt (aber nicht richtig) und dann lieber gierig ihre Flasche leer gemacht. Könnte sich das nochmal ändern? Ausserdem: Sie trinkt mitlerweile bis zu 170 ml auf einmal, abgepumpt habe ich bisher immer in 15 min. ca. 40-50, evtl. auch 60 ml. Könnte sich meine Milchproduktion wirklich nochmal so steigern, dass ich mein Kind voll stillen könnte? Vielen Dank schonmal für die Beantwortung der vielen, vielen Fragen :-) Ich habe eigentl. eine super Hebamme, die werde ich deswegen auch nochmal kontaktieren. Sie weiß noch nichts von meiner Entscheidung, ich bin leider etwas wankelmütig momentan... Aber ich werde es auf jeden Fall nochmal versuchen! Liebe Grüße, Nadine
Liebe Nadine, nein, dein Baby ist sicherlich nicht zu alt für deine Milch und die Milchmenge lässt sich auch jetzt noch auf den Bedarf des Babys zu steigern. Wenn Du jetzt wirklich regelmäßig abpumpst, wirst Du immer mehr Milch bekommen und wenn dein Baby lernt, die Brust anzunehmen, wirst Du auch wieder stillen können. Allerdings ist es wirklich wichtig, dass dein Kind dann keine Flasche und keinen Schnuller mehr bekommt, damit es lernt, korrekt an der Brust zu trinken. Wende dich wirklich an eine Stillberaterin, die sich mit dem Brusternährungsset auskennt, sie kann dir ganz bestimmt helfen! LLLiebe Grüße, Biggi