Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillen im 1 Stunden Takt für nur 5 Minuten ok?

Kristina Wrede

 Kristina Wrede
Stillberaterin
Frage: Stillen im 1 Stunden Takt für nur 5 Minuten ok?

Pulci

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Hallo liebe Stillberaterinnen, meine Tochter ist jetzt 7 Wochen und 2 Tage. Sie kam 12 Tage früher zur Welt. Sie wird voll gestillt und hat auch schöne Pausbäckchen und wächst und gedeiht prima. Bei der U3 vor 2 Wochen hatte sie 56 cm und wog 4550g. Seither hat sie meiner Meinung nach auch wieder gut zugelegt (habe daheim jedoch bisher nicht gewogen). Allerdings haben wir bisher noch keinen echten Stillrythmus gefunden. In der Regel stillen wir fast jede Stunde. Manchmal sogar nach nur 45 Minuten, manchmal aber auch erst nach 2 - 3 Stunden (wenn wir zum Beispiel spazieren waren, oder sie besonders fest schläft). Das Stillen selbst läuft so: die ersten 5 - 8 Min. saugt sie zügig und kräftig. Danach schläft sie entweder an der Brust ein, oder wird unruhig. Wenn sie einschläft, versuche ich sie durch Bäuerchen machen oder Klopfen auf die Füßchen zum Weiteren trinken zu animieren. Was meistens aber nicht funktioniert. Wenn sie unruhig wird, nuckelt sie eigentlich nur noch an der Brust und kann sich nicht entscheiden zwischen loslassen und ansaugen. Nach der ersten Brust gehe ich meistens wickeln und versuche ihr danach die zweite Brust anzubieten. An der trinkt sie dann meistens noch kürzer. Jetzt meine Frage: Biete ich ihr die Brust evtl. zu oft an? Ich gebe ihr jedes Mal die Brust, wenn sie quengelig wird. Ich habe auch schon probiert, sie anders zu beruhigen (tragen, wiegen, singen, kuscheln), wenn der Abstand zur letzten Mahlzeit sehr kurz war. Aber dadurch beruhigt sie sich nicht, sondern beginnt immer mehr zu weinen, bis ich ihr nach einer halben Stunde doch die Brust anbiete. Das heisst für mich, sie hatte eben doch einfach hunger. Weil ich die Arme nicht mit Ablenkmanövern nerven will, obwohl sie hunger hat, gebe ich ihr eben immer direkt die Brust, wenn sie etwas nörgelig wird. Ihre Anzeichen sind nicht so eindeutig zu interpretieren, denn meistens gähnt sie (müde?), presst und zieht die Beinchen an (verdaut?), saugt an den Händchen oder streckt die Zunge raus (hunger?) gleichzeitig. In der Nacht stillen wir genauso häufig. Nur direkt nach dem ins Bett gehen (22/23 Uhr) schläft sie ca. 3 Stunden am Stück. Danach stillen wir wieder stündlich. Grundsätzlich habe ich kein Problem sie so oft anzulegen - gut, in der Nacht wäre etwas mehr Schlaf schon angenehmer - aber ich habe bedenken, ob ich wirklich ihre Bedürfnisse befriedige, wenn ich sie immer gleich an die Brust nehme. Oder bekommt sie durch Stillen alle Bedürfnisse befriedigt? Schließlich schläft sie ein, bekommt Nähe, kann den Saugreflex befriedigen, die Pupse lösen sich und sie kann gleichzeitig den Hunger stillen. Dann bleibt aber noch die Frage, ob sie genug von der Hintermilch abbekommt, wenn sie nur so kurz trinkt? Ich weiß einfach nicht, ob ich einen 2-3 Stunden Rythmus erzwingen soll (und sie dann vielleicht auch länger trinkt) oder ob ich alles so belassen soll wie es ist und sich ein Rythmus von selbst einstellt? Ich habe auch gehört, dass die Babys, die immer sofort gestillt werden, später zum Frustessen neigen. Ist da was dran? Dann noch eine Frage: wenn die Kleine während des Stillens anfägt zu pressen, soll ich sie dann von der Brust lösen, damit sie sich in Ruhe mit der Verdauung beschäftigen kann? Sie löst sich nämlich beim Pressen selbst und fängt dann aber an zu wimmern und wieder zu suchen, obwohl sie mit dem Drücken noch gar nicht fertig ist. Das führt dann auch immer zu einem unruhigen loslassen/ansaug-Spielchen. Ich bedanke mich schon jetzt für Eure Antwort.


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Liebe Pulci, nein du bietest ihr die Brust nicht zu oft an, es ist absolut ok, dass sie immer dann, wenn sie danach verlangt, gestillt wird. Du kannst allerdings einmal ausprobieren, ob es hilft, wenn du die Methode der Brustkompression anwendest. Sie trägt dazu bei, dass dein Kind in kürzerer Zeit mehr Milch abbekommt, und könnte dann etwas länger befriedigt bleiben. Ich werde dir eine Beschreibung der Methode unten anhängen. Aber auch wenn sie keinen Unterschied macht: Der Rhythmus wird von allein kommen und sie ist noch weeeeeit davon entfernt, dass das "immer gleich die Brust anbieten" zu einer so genannten schlechten Gewohnheit werden könnte :-) Lieben Gruß, Kristina Brustkompression "Der Zweck der Brustkompression ist den Muttermilchfluss zum Baby weiter zu erhalten, auch wenn das Baby selber nicht mehr so produktiv trinkt ("weit geöffneter Mund Pause dann Schliessen des Mundes"). Auf diese Weise wird das Baby länger weiter trinken. Die Brustkompression simuliert einen Milchspendereflex ("Letdown reflex") und oft stimuliert sie sogar tatsächlich das Auftreten eines natürlichen Milchspendereflexes. Diese Technik kann bei schlechter Gewichtszunahme eines Babys hilfreich sein. Die Brustkompression setzt den Milchfluss fort, wenn das Baby nicht mehr richtig von der Brust trinkt, sondern nur noch daran nuckelt, und bewirkt beim Baby folgendes: 1. Es bekommt mehr Muttermilch. 2. Es bekommt mehr fettreiche Milch (Hintermilch). Die Brustkompression Wie funktioniert sie? 1. Halten Sie das Baby mit einem Arm/einer Hand. 2. Halten Sie die Brust mit der anderen Hand, den Daumen auf der einen Seite der Brust (am einfachsten ist es, wenn der Daumen auf der oberen Seite der Brust positioniert ist), die anderen Finger auf der anderen, unteren Seite (C Griff). Alle Finger sollten ziemlich weit weg von der Brustwarze sein. 3. Schauen Sie wie das Baby trinkt (zu Ihrem Verständnis können Sie folgenden Video anschauen unter: www.thebirthden.com/Newman.html). Machen Sie sich keinen Stress, sie brauchen nicht jeden Schluck zu erwischen. Das Baby bekommt eine nahrhafte Menge Muttermilch, wenn es mit der Technik "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes" trinkt. 4. Wenn das Baby nur noch an der Brust nuckelt und nicht mehr richtig mit der oben beschriebenen Technik trinkt, dann ist es Zeit, die Brustkompression einzusetzen. Rollen Sie nicht ihre Finger über die Brust zum Kind, sondern drücken sie nur. Aber nicht so sehr, dass es schmerzt und versuchen Sie, die Form des Brustwarzenhofes nicht zu verändern. Mit der Kompression sollte das Baby wieder anfangen effektiv zu saugen und schlucken, d.h. mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Benutzen Sie die Brustkompression nur dann, wenn das Kind nuckelt, nicht aber wenn es richtig trinkt! 5. Belassen Sie den Druck so lange, bis das Baby auch mit der Kompression nicht mehr richtig trinkt, dann lösen sie den Druck. Oft hört das Baby ganz auf zu saugen wenn der Druck wegfällt, aber es wird bald wieder damit anfangen, nämlich sobald die Milch wieder fließt. Falls das Baby nicht aufhört zu nuckeln warten Sie einen kurze Zeit, bevor Sie wieder mit der Brustkompression beginnen. 6. Die Gründe, wieso Sie den Druck lösen sollen sind einerseits, dass Sie Ihre Hand etwas ausruhen können und anderseits, damit die Muttermilch wieder zum Kind fließen kann. Das Baby wird, falls es aufgehört hat zu saugen als Sie die Kompression gelöst haben, nun wieder damit beginnen, wenn es die Milch wieder schmeckt. 7. Wenn das Baby wieder zu saugen beginnt kann es sein, dass es effektiv trinkt mit dem Typus "Weit geöffneter Mund Pause dann Schließen des Mundes". Falls dies nicht der Fall ist, d.h. das Kind nur nuckelt, benutzen Sie wieder die Brustkompression wie oben erklärt. 8. Fahren Sie so an der ersten Brust fort bis das Baby auch trotz der Kompression nicht mehr trinkt. Sie sollten dem Baby erlauben, noch eine kurze Weile länger an dieser Seite zu bleiben, da Sie manchmal einen erneuten "Let down" Reflex (Milchspendereflex) bekommen können. Das Baby würde dann von selber wieder zu trinken beginnen. Falls es jedoch nicht mehr trinkt, erlauben Sie ihm sich selbst von der Brust zu lösen oder nehmen sie es von der Brust. 9. Falls das Baby mehr möchte, offerieren Sie ihm die andere Seite und wiederholen den Prozess." (Quelle: Handout Nr. 15. Breast Compression. Revised Januar 2005 Verfasst von Dr. Jack Newman, MD, FRCPC. ©2005; www.BreastfeedingOnLine.com; Übersetzung von: Anke Käppeli Tinnes, IBCLC in Ausbildung, Zollikerberg, April 2006)


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