Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen doch noch möglich?

Frage: Stillen doch noch möglich?

Sommerbaby1719

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Liebe Biggi, ich hoffe Sie können mir bei meiner schwierigen Angelegenheit weiter helfen. Mein Baby ist jetzt 1 Monat alt. Ich habe mir sehr gewünscht zu stillen. Das funktioniert die ersten zwei Tage auch recht gut. Am zweiten Tag abends wurde mein kleines aber plötzlich sehr unruhig und bekam Fieber, weil er nicht genug Flüssigkeit bekommen hat. Noch dazu wurde mein kleiner recht gelb. Man musste nun unbedingt zufüttern. In der Nacht danach nahm mein Baby die Brust nicht mehr an. Mir haben dann einige geraten abzustillen und die Flasche zu geben, da ich schon bei meinem ersten Sohn starke Stillprobleme hatte. Er nahm kaum zu und mit 6 Wochen hatte er sogar an Gewicht verloren. Ich habe dann lange abgepumpt. Es war eine schwierige Zeit. Nun ist es aber so, dass ich das Stillen so sehr vermisse. Wenn ich mein Baby anlege, dann fängt er auch an zu saugen,.jedoch wird er natürlich schnell hektisch weil nichts kommt. Mir kommen täglich die Tränen, weil ich ihn doch so gern gestillt hätte und ich ärgere mich,dass ich im Krankenhaus so wenig Unterstützung hatte. Gibt es eine Möglichkeit mein Baby doch irgendwie zu stillen. Also mir ist klar dass ich ihn wohl nicht mehr voll stillen kann aber wenigstens ein bisschen. Ich habe im Internet viel über Relaktion gelesen. Meinen Sie, mit einem Brusternährungsset könnten wir es schaffen? oder ist die Mühe umsonst? Ich freue mich über Ihre Meinung. Lg


Biggi Welter

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Liebe Sommerbaby1719, die Trinktechniken an Brust und Flasche (künstlichem Sauger) unterscheiden sich grundlegend. Manche Kinder kommen mit dem Wechsel zwischen den beiden Techniken nicht klar und versuchen dann mit der falschen Technik an der Brust zu trinken. Das funktioniert nicht, das Kind bekommt an der Brust keine oder nur wenig Milch, ist frustriert und lehnt die Brust dann im schlimmsten Fall sogar ab. In dieser Situation spricht man dann von einer Saugverwirrung. Bei den Beruhigungssaugern handelt es sich um künstliche Sauger. Und unabhängig davon, ob sie auf einer Flasche oder als Beruhigungssauger Anwendung finden, können sich künstliche Sauger negativ auf das Stillen auswirken, Dies ist eines der Probleme, die sich aus dem Gebrauch von Beruhigungssaugern beim gestillten Baby ergeben können, insbesondere dann, wenn das Baby noch nicht gelernt hat, korrekt an der Brust zu saugen. Das Saugen an einem künstlichen Sauger unterscheidet sich wie bereits geschrieben grundlegend vom Saugen an der Brust. Der künstliche Sauger ist bereits vorgeformt und relativ steif. Die Brust ist weich und nachgiebig. Ein Schnuller kann in den geschlossenen Mund eines Babys gesteckt werden. Um die Brust zu erfassen, muss das Baby den Mund weit öffnen, die Brustwarze reicht dann weit nach hinten in den Mund, wo die Bewegungen des Kiefers und der Zunge nicht stören. Auch die Bewegungsmuster der Muskeln von Mund, Gesicht und Zunge, sind am künstlichen Sauger ganz anders, als an der Brust. Mit der Saugtechnik, die das Baby beim Trinken an einem Flaschensauger oder beim Nuckeln an einem Beruhigungssauger anwendet, kann es kaum Milch aus der Brust bekommen. Du hast ganz sicher noch eine Chance, aber ja, viel Geduld wirst du benötigen! Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ungefähr eine Woche pro Monat, der nicht mehr gestillt wurde, plus eine zusätzliche Woche gerechnet werden muss, um wieder eine ausreichende Milchmenge zu bilden. Allerdings gibt es keine Garantien. Da du nicht schreibst, WANN du abgestillt hattest, kann ich diesen Faktor nicht beurteilen, aber es klingt nicht so, als wäre es schon Wochen her. Das grundlegende Vorgehen bei einer Relaktation und auch der induzierten Laktation besteht darin, das Baby dazu zu bringen so oft wie möglich an der Brust zu saugen. Dadurch werden die Brüste (wieder) zur Milchbildung angeregt. Ein ähnlicher Effekt lässt sich auch mit einer guten Milchpumpe erreichen. Häufig ist auch zusätzliches Pumpen neben dem Anlegen des Kindes sinnvoll, um die Milchproduktion zu steigern. In manchen Fällen wird die Relaktation bzw. induzierte Laktation zusätzlich mit Medikamenten unterstützt. In den Ländern der dritten Welt, wird meist ohne Medikamente vorgegangen und die Ergebnisse sind dennoch fast immer besser als bei uns. Gut beschrieben wird der Vorgang der Relaktation in dem Buch „Stillen eines Adoptivkindes und Relaktation“ von Elizabeth Hormann (ISBN 3 932022 02 5), das im Buchhandel oder bei La Leche Liga Deutschland und bei jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Allerdings verlangt eine Relaktation sehr viel Durchhaltevermögen und möglichst die Unterstützung einer darin erfahrenen Stillberaterin. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Kind, das die Brust (wieder) annehmen muss. Das Brusternährungsset wäre sicherlich gut für Euch, aber noch wichtiger ist kompetente Hilfe vor Ort! Die Kollegin kann Dir dann bei Bedarf Tipps zum korrekten Anlegen geben, kann Dir erklären, woran Du erkennst, ob Dein Kind korrekt saugt und Dir überhaupt gezielte Hinweise geben. Im direkten Kontakt lassen sich viele Fragen viel besser klären. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi


Sommerbaby1719

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Eines ist vielleicht noch wichtig. Ich habe PCO und nehme deshalb Metformin außerdem nehme ich L-Thyrox 100


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