Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

Stillen beim Untergewicht

Frage: Stillen beim Untergewicht

Yannick2212

Beitrag melden

Liebe Frau Walter, liebe Frau Werde, Wir haben folgendes Problem. Mein Sohn bald 14 Monate wird noch nach Bedarf gestillt. Er war schon immer ein Leichtgewicht und bewegt sich seit er 3 Monate alt ist zwischen der 5 und 10 Perzentile. Seine Länge allerdings gut über der 50 perzentile Ab den sechsten Monat wurde uns deshalb vom Arzt zur Beikost geraten. Leider hat er alle Breie verweigert nur Fingerfood nahm er an. Mit 12 Monaten wurde dann Anämie festgestellt. Mit Tropfen wurde es schnell behoben. Jetzt mit knapp 14 Monaten ist er 79,5 cm lang und 8400 Gramm leicht. Untergewicht. Der Arzt hat ihn auf Mukoviszidose untersucht. Und Blutabnahme gemacht. Alles in Ordnung. Er ist gesund und munter. Er glaubt er ist so ein Typ. Trotzdem ratet er mir dringend zum Abstillen. Er glaubt er wird dann besser essen. In der Tat isst er wirklich nicht viel. Ein paar Bissen hier und da. Immer am Familientisch. Snacks mal so zwischen durch. Füttern klappt sehr schlecht. Paar Löffelchen Joghurt oder Bananenbrei. Brust verlangt er am Tag bestimmt 3-4 mal und in der Nacht auch. Wenn er schlecht schläft häufiger sonst auch 3 Mal. Was raten Sie. Ist es von mir fahrlässig wenn ich jetzt nicht abstille? Möchte auf gar keinen Fall seiner Gesundheit schaden. Stillen ist für uns Beide etwas Selbstverständliches. Vielen Dank und liebe Grüße Alex


Beitrag melden

Liebe Alex, wenn euer Kinderarzt nicht besorgt ist, dann brauchst auch du dir keine Sorgen zu machen! Keiner kann sagen, ob dein Kleiner mehr essen würde, wenn du ihn weniger oder gar nicht mehr stillst. Und immerhin hat deine Milch auch jetzt noch wertvolle Kalorien - weit mehr als vieles, was man an Beikost anbietet: Der spanische Kinderarzt Carlos González hat ein sehr kluges Buch zu dem Thema geschrieben: "Mein Kind will nicht essen", auf Deutsch herausgegeben von La Leche Liga Deutschland e.V.. Das wäre sicher interessant für dich - und lehrreich auch für die Krankenschwester. :-) Dr. Gonzalez hat eine Aufstellung gemacht, wie viel Muttermilch (MM) ein Baby im Alter zwischen neun und zwölf Monaten benötigt, um den empfohlenen Bedarf an verschiedenen Nährstoffen zu decken: Energie: 830 kcal = 1185 ml MM Eiweiß: 9,6 g = 910 ml MM Vitamin A: 350 µg = 700 ml MM Vitamin B: 0,4 µg = 412 ml MM Vitamin C: 25 mg = 625 ml MM Diese Angaben zeigen, dass Muttermilch den Bedarf des Kindes an vielen Nährstoffen lange zu decken vermag und nicht unbedingt Eile geboten ist, das Kind zum Essen zu zwingen. Und: Wenn du vergleichst, wie viele Kalorien die verschiedenen Nahrungsmittel haben, wird schnell klar, dass Stillen weiterhin ganz wichtig ist! Auf jeden Fall so wichtig, dass es nicht durch Beikost ERSETZT werden sollte!!! So haben z.B. Karotten gerade mal 22 kcal pro 100 g, im Gegensatz zu Muttermilch mit gut 68 kcal pro 100g. Die Beikost bekäme nur durch die Zugabe von Fett deutlich mehr Kalorien! Vielleicht magst du mal probieren, ihn mit Muttermilchsahne zu päppeln? Das bewirkt oft einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10-20 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2-4 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse oder einem Glas arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Kind geben. Wenn du das eine Woche lang machst (je länger, desto besser), wird er ganz sicher einen Schub machen, und womöglich bessert sich dann auch sein Appetit!! Lieben Gruß, Kristina


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.